Der Preis der Ewigkeit
Irene – stand wie eh und je, unberührt bis auf die Zeichen der Zeit und der Geschichte.
„Eine Botschaft?“, überlegte James laut und lehnte sich vor.
„Das kann ich nicht sagen“, erwiderte Walter ernst. „Vielleicht empfindet er eine Spur von Respekt für alles, was wir für die Welt getan haben.“
„Vielleicht bedeutet es aber auch, dass er uns am Leben lässt, wenn wir uns ihm nicht in den Weg stellen“, schlug Irene vor und tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch.
„Glaubst du das wirklich?“, hakte Walter überraschend sanft nach. „Wir dürfen nicht in den Irrglauben verfallen, wir könnten diesen Krieg aufhalten, indem wir nicht daran teilnehmen. Er hat vor, uns zu töten – uns alle –, weil wir ihn im Tartaros gefangen gehalten haben. Die Menschheit hat für ihn keine Bedeutung, doch er wird nicht zögern, auch sie auszulöschen, denn er weiß, dass unser Dasein jetzt mit dem ihren verknüpft ist. Wir haben keine andere Wahl, als zu kämpfen, bis es vorbei ist.“
„So oder so“, flüsterte Irene.
Walter nickte. „So oder so.“
„Gibt es denn nichts, was wir tun können?“ Die Worte waren heraus, bevor ich mich bremsen konnte, und jedes einzelne Ratsmitglied wandte mir die volle Aufmerksamkeit zu. „Irgendetwas muss Kronos doch wollen.“
„Du weißt, was er will“, entgegnete Walter in einem seltsam ruhigen Ton und mir brannten die Wangen. Ja. Er wollte mich.
„Wir wissen alle, was er will“, fuhr Dylan dazwischen. „Tod. Zerstörung. Chaos. Krieg. Er will die Weltherrschaft wieder an sich reißen. Normalerweise könnte ich das nur unterstützen, aber nicht, wenn wir das Ziel sind.“
„Also, was wollen wir unternehmen?“, fragte James. „Ihn damit durchkommen lassen?“
„Ich habe meine Untertanen bereits zusammengerufen“, erklärte Phillip. „Sie wissen, dass sie sich unter keinen Umständen seinem Willen beugen dürfen, koste es, was es wolle.“
„Kronos hat größere Macht als wir alle zusammen“, widersprach Irene und jetzt lag schneidende Entschlossenheit in ihrer Stimme. „So, wie die Dinge im Moment stehen, können wir nicht ernsthaft glauben, wir könnten uns auch nur annähernd erfolgreich zur Wehr setzen.“
„Was ist mit den anderen Göttern?“, wollte James wissen. „Sie könnten doch helfen.“
„Fast alle von ihnen haben eine Petition unterzeichnet, in der sie erklären, dass sie das nicht tun werden“, sagte Walter. „Davon abgesehen, selbst wenn sie sich uns anschließen und mit aller Kraft in den Kampf werfen würden, wäre es immer noch nicht ausreichend. Sie sind nicht mächtig genug, um den Verlust von Henry und Calliope auszugleichen.“
Ich knirschte mit den Zähnen. Noch war Henry nicht tot. „Ich könnte mit Kronos reden“, bot ich an. „Er – er war nett zu mir. Vielleicht hört er mir zu.“
„Nein“, bestimmte meine Mutter in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. „Selbst wenn du tatsächlich diese Art von Einfluss auf ihn hättest – er wird vor nichts zurückschrecken, bis er hat, was er will. Über Äonen hat er gewartet und Pläne geschmiedet. Du wirst ihn nicht umstimmen können, so gern er dich auch haben mag.“
James versuchte, meinen Blick über den Kreis hinweg festzuhalten. Ich ignorierte die Frage in seinen Augen und konzentrierte mich stattdessen auf das Hologramm, das zwischen uns schwebte. „Es könnte funktionieren.“
„Das ist ein Risiko, das wir nicht eingehen können“, erwiderte Walter. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, einen Weg zu finden, trotz unserer fehlenden Mitglieder das Kräfteverhältnis auszugleichen.“
Heiße Frustration stieg in mir auf. War ja klar, dass sie mich erst dazuholten und dann jeden einzelnen meiner Vorschläge abschmetterten. Was hatte ich denn erwartet? „Was ist mit Rhea?“, fragte ich. Es schien Jahre her zu sein, dass ich mich entschlossen hatte, die Unterwelt zu verlassen, um sie um Hilfe zu bitten. Sie war die Einzige, die es mit Kronos aufnehmen konnte, und wenn jemand diesen Krieg gewinnen konnte, dann sie. „Was hat sie gesagt?“
Einen Moment herrschte Schweigen. Walter und Phillip sahen sich unbehaglich an und schließlich ergriff James das Wort. „Niemand hat versucht, sie zu finden.“
„Was? Warum nicht?“
„Wir wussten nicht, dass du nicht …“, setzte Walter an, doch meine Mutter unterbrach ihn.
„ Die meisten von uns wussten nicht, dass Kate nicht nach ihr gesucht hat“, korrigierte sie ihn mit flammendem
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