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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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oft verletzt habe, als dass ich das überhaupt verdient hätte. Du bist der Leim, der mich zusammenhält. Wenn ich dich verliere, wird das mein Ende sein. Das Ende von allem, was gut ist in dieser Welt.“
    Ich hatte einen Kloß im Hals. „Du wirst mich niemals verlieren“, flüsterte ich und meine Stimme brach.
    „Versprich es mir.“ Suchend blickte er mir in die Augen, als er mir mit den Fingerspitzen am Rückgrat entlangfuhr. Eine tiefe Wärme erfüllte mich und ich erbebte.
    „Ich verspreche es.“ Ich schloss die winzige verbleibende Lücke zwischen uns, fand seine Lippen und versuchte ihm zu zeigen, wie ernst ich das meinte. „Ich liebe dich. Ich liebe unsere Familie. Ich liebe unser gemeinsames Leben, und ich kann es kaum erwarten, dass wir endlich wieder zu Hause sind, nur wir drei, und dieser ganze furchtbare Krieg vorbei ist. Ich schwöre dir, das wird passieren. Das ist unsere Zukunft.“
    Er legte mir die Hand an den Hinterkopf, seine Handfläche glutheiß auf meiner Haut. „Ganz genau, und zwar früher, als wir beide zu hoffen wagen. Auf diese Liebe habe ich eine Ewigkeit gewartet. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand, ob Titan oder nicht, sie uns wegnimmt.“
    „Versprochen?“ Mühsam brachte ich ein Lächeln zustande, und diesmal war es Henry, der mich küsste.
    „Ich verspreche es.“
    „Dann tu mir einen Gefallen“, bat ich leise.
    „Alles, was du willst.“
    Ich drehte mich auf den Rücken und zog ihn mit mir. Sein Körper berührte meinen an genau den richtigen Stellen, und ich hob den Kopf weit genug, um meine Stirn an seine zu legen. „Lebe diese Liebe jetzt“, flüsterte ich. „Und hör niemals auf.“
    In diesen sieben Tagen verbrachte ich jeden nur möglichen Moment mit Henry. Walter hatte entschieden, dass Henry trotz seiner fortschreitenden Heilung bis zum letztmöglichen Augenblick auf dem Olymp bleiben würde, um dem Rat den Überraschungsvorteil zu sichern. Auch wenn Henry das veranlasste, wütend auf und ab zu marschieren und Dinge über seinen Bruder auszustoßen, denen ich nur aus vollem Herzen zustimmen konnte, gab es uns mehr Zeit miteinander.
    Wenn wir nicht damit beschäftigt waren, überall in dem sonnendurchfluteten Palast unsere eigene Version von Fangen zu spielen, kämpften wir uns durch den Treibsand meiner Visionen, um Milo zu sehen. Kronos war jedes Mal da, eine stumme Erinnerung an die kurze Zeit mit meiner Familie, die mir noch blieb, doch jetzt war auch Ava eine ständige Besucherin.
    Je glücklicher und gesünder Milo wirkte, desto dünner und blasser wurde Ava, als gäbe sie alles, was sie hatte, an ihn weiter. Vielleicht tat sie das auch. Vielleicht war sie das Einzige, was ihn am Leben hielt. Doch als ich diesen Verdacht eines Tages Henry gegenüber äußerte, nachdem wir auf den Olymp zurückgekehrt waren, schüttelte er den Kopf. „Wir sind beide unsterblich, genau wie Milo.“
    „Was?“ Verblüfft blieb ich mitten im leeren Thronsaal stehen, dem einzigen Ort, an dem wir uns nicht eingeengt fühlten. Hier schien die Sonne etwas heller und der Sonnenuntergang zu unseren Füßen wirkte manchmal tiefer, ein bisschen realer. „Aber … ich dachte, jeder müsste die Prüfungen bestehen.“
    „Ratsmitglieder schon“, erklärte Henry. „Halbgötter, die sich die Unsterblichkeit verdienen wollen, müssen sich normalerweise auch auf irgendeine Art als würdig erweisen. Und Herrscher stellen sich ebenfalls den Prüfungen. Sollte Walter sich je eine andere Königin auswählen, müsste sie unabhängig von ihrer Sterblichkeit dieselben Prüfungen durchlaufen wie du, um sich ihre Position zu verdienen. Wenn Milo mich je als König der Unterwelt ablöst …“
    „Warum sollte er?“, unterbrach ich ihn besorgt.
    „Nur für den Fall“, beruhigte mich Henry und streichelte mir den Rücken. „Wenn er an meine Stelle tritt, wird auch er die Prüfungen bestehen müssen.“
    Aber das klang nicht nach einer Option, sondern ziemlich endgültig. Hatte er dasselbe vor wie ich – sich auf irgendeine Art zu opfern, um Milo zu retten?
    Nein, das würde er mir nicht antun, nicht nach allem, was wir durchgestanden hatten – was es umso schwerer machte, es ihm anzutun. Doch ich würde einen Weg zu ihm zurück finden, was es mich auch kosten mochte. Ich legte den Kopf an seine Schulter, barg das Gesicht an seinem Hals und atmete tief ein. Die silbrige Narbe von Kronos’ erster Attacke blitzte unter seinem Kragen hervor und federleicht zeichnete ich sie mit der

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