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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Frage.
    Ava, die wohl noch nicht bemerkt hatte, dass er wieder für mich sprach, zuckte nur mit den Schultern. „Jeder weiß doch, dass Neugeborene im Arm gehalten werden müssen, und zwar nicht von einem emotionalen Vakuum auf zwei Beinen. Ein bisschen Liebe wirkt da Wunder.“
    Und im Augenblick war sie die Einzige, die sie ihm geben konnte. Ich biss mir auf die Unterlippe und betrachtete Milo. Er war so schön, dass es schmerzte, ihn anzusehen, doch ich konnte mich nicht von ihm losreißen.
    „Warum hast du diese Menschen angegriffen?“, fragte ich Kronos.
    „Aus demselben Grund, aus dem ich Athen dem Erdboden gleichgemacht habe“, erwiderte er. „Um dem Rat eine Lektion zu erteilen.“
    „Und was für eine Lektion sollte das sein?“ Ich war mir nicht sicher, ob ich weitersprechen könnte, wenn ich ihn ansah, also hielt ich den Blick auf Ava und das Baby gerichtet. „Je mehr du ihnen wehtust, desto weniger werden sie bereit sein, auf deinen Waffenstillstand einzugehen.“
    „Wir wissen beide, dass das nicht passieren wird“, sagte Kronos und im Schaukelstuhl runzelte Ava verwirrt die Stirn.
    „Hör auf damit“, flüsterte sie und drückte Milo fester an sich. „Sie ist nicht hier.“
    „Sag ihr, dass du gestern gelogen hast“, forderte ich. Im Augenblick tat Ava etwas für Milo, das niemand sonst ihm geben konnte oder wollte, und ich durfte nicht riskieren, dass Kronos etwas Falsches sagte und sie das Baby wieder sich selbst überließ. Noch jemanden zu verlieren, der ihn liebte, war das Letzte, was Milo jetzt gebrauchen konnte.
    Kronos seufzte und leierte deutlich genervt herunter: „Meine Worte von gestern kamen allein von mir und waren keine Wiedergabe dessen, was Kate geäußert hat. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“
    Triumph breitete sich auf Avas Gesicht aus und sie lächelte selbstzufrieden. „Ich wusste es. Du bist der letzte Abschaum.“
    „Das habe ich bereits des Öfteren gehört“, entgegnete Kronos erstaunlich gelassen. „Meine liebe Kate, trotzdem bleibt es eine Tatsache, dass es keinen Waffenstillstand geben wird – nicht solange Walter den Rat lenkt. Das wissen wir alle.“
    Der Vorschlag, der in seinen Worten mitschwang, war alles andere als subtil. „Es liegt nicht in meiner Macht, den Rat dazu zu bewegen, Walter zu stürzen, und selbst wenn ich es könnte, würde ich es verdammt noch mal nicht tun“, fauchte ich. Sturer Bock, der Walter sein mochte – er war das mächtigste Ratsmitglied, Punkt. Ich hatte mir schon lange geschworen, den Rat nicht noch mehr zu entzweien, als er es ohnehin schon war.
    „Dann sieh den Konsequenzen ins Auge“, verlangte Kronos. „Die Zeit der Untätigkeit ist vorüber. Ich habe dem Rat genug Zeit gelassen, sich zu ergeben. Da er beschlossen hat, es nicht zu tun, werde ich unternehmen, was nötig ist, um ihn auf seinen Platz zu verweisen.“
    Mir wurde übel. Kronos hatte im ersten Krieg gekämpft, als die Götter sich aus den Fesseln der Titanen befreit und die Zügel der Macht an sich gerissen hatten – alles, um die Menschheit vor der Grausamkeit der Titanen zu beschützen. Er wusste, wie er sie am schmerzhaftesten treffen konnte.
    „Es sind nur noch gute zwei Monate bis zur Wintersonnenwende“, fuhr Kronos fort und trommelte mit den Fingern auf seinem Arm herum. „Dann werden mich die Fesseln des Rats nicht länger halten.“
    Ich schluckte. „Ich weiß“, sagte ich. Ava beugte sich tiefer über Milo, versteckte sie beide hinter ihrer blonden Mähne.
    „Warum bist du dann hergekommen?“, wollte Kronos wissen. „Erzähl mir nicht, es sei bloß, um deinen Sohn zu sehen.“
    Ich hätte den Rest der Ewigkeit mit Calliope in einem Raum eingesperrt verbracht, wenn ich dafür fünf Minuten mit Milo hätte verbringen dürfen, ob ich ihn nun berühren konnte oder nicht. Aber das sagte ich nicht, denn Kronos hatte recht. Er hatte immer recht. „Du weißt, warum ich hier bin.“
    Hinter mir ertönten seine Schritte, kamen immer näher, bis er sich neben mich kniete und mir einen Arm um die Taille schlang. Ava wich vor ihm zurück. Daraus konnte ich ihr keinen Vorwurf machen.
    „Kate?“, fragte sie leise und starrte suchend auf den Fleck, an dem ich saß. Ich ignorierte sie.
    „Ich will es von dir hören“, befahl Kronos heiser, und obwohl seine Lippen direkt an meinem Ohr waren, spürte ich keinerlei Atem. Nicht warm, nicht kalt – nichts.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und konzentrierte mich auf Milos blaue Augen. Henry

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