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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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würde es verstehen. Das musste er. „Ich bin hier, um dir einen Handel vorzuschlagen.“
    „Diesmal wirklich?“, wollte Kronos wissen.
    „Ja“, flüsterte ich. „Diesmal wirklich.“

11. KAPITEL
    HORIZONT
    Kronos gewährte mir genau sieben Tage mit Henry und meiner Mutter, bevor er wieder angreifen würde. Doch das lag nicht an seiner unermesslichen Güte.
    Bisher war ich noch nicht in der Lage, die Insel auf eigene Faust zu erreichen, und ich konnte niemanden bitten, mich zu begleiten. Erstens würde mich niemand zu Kronos bringen. Und zweitens: Je mehr Leute ich einweihte, desto größer war die Gefahr, dass Henry davon erfuhr.
    Also musste ich lernen, mich selbst dorthin zu teleportieren. Ohne Henrys Unterstützung schaffte ich es kaum von einem Ende des Raums ans andere. Innerhalb einer Woche zu lernen, wie man einen halben Ozean überquerte, schien ein Ding der Unmöglichkeit, aber es musste klappen. Als ich mit den Gedanken auf den Olymp zurückkehrte, wurden mir zwei Dinge bewusst. Zum einen, dass ich weinte. Und zum anderen, dass Henry neben mir lag und den Blick besorgt auf mich gerichtet hatte.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Mit dem Daumen streichelte er meine Wange und fing eine Träne auf. In mir regte sich der Drang, ihm alles zu erzählen, und nahm mir fast die Luft zum Atmen, doch ich brachte es nicht über mich. Für Milo. Wenn einer von uns es tun musste, war ich die klügere Wahl. Kronos hatte Calliope bereits befohlen, weder mir noch Milo ein Haar zu krümmen. Henry hätte nicht so viel Glück, und er war zu wichtig für die Pläne des Rats, um sich zu opfern. Wenn ich vernünftig lernte, mich zu teleportieren, könnte ich mir vielleicht irgendwann Milo schnappen und fliehen. Es war zwar nur ein Hoffnungsschimmer, aber immerhin. Und in der Zwischenzeit durfte ich nicht zulassen, dass Henry sich in Gefahr brachte.
    „Ich liebe dich so sehr“, hauchte ich, rückte zu ihm und schmiegte mich an ihn. „Was auch immer geschieht, wie dieser Krieg auch endet – ich liebe dich, für immer und ewig.“
    Einen langen Moment schwieg Henry, und ich zählte die Sekunden und war dankbar für jeden Atemzug, den er nahm. Schließlich senkte er den Mund auf meinen und küsste mich beinah herzzerreißend sanft.
    „Du bist mein Leben.“ Obwohl die Worte kaum mehr als ein Flüstern waren, schienen sie aus seinem tiefsten Inneren aufzusteigen, mich einzuhüllen und mit einer magischen Unerschütterlichkeit zu erfüllen. „Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um dich glücklich zu machen. Bevor ich dich kennengelernt habe, war mein Leben eine endlose Aneinanderreihung von Tagen voller grauer Leere. Ich hatte nichts, worauf ich mich freuen konnte, und ich kann nicht in Worte fassen, wie es war, mich allein der Ewigkeit gegenüberzusehen. Jeden Tag habe ich mich nach dir gesehnt. Jeden Tag habe ich durchgehalten, in der Hoffnung, dass wir einander irgendwann begegnen würden. Und als ich dich dann diese Straße entlangfahren sah …“
    Er beugte sich vor und küsste mich erneut, genauso erfüllt von Liebe wie zuvor. Behutsam ließ er die Hand unter mein Oberteil gleiten und legte sie auf meinen Bauch, doch die Berührung hatte nichts Sexuelles. Es war, als versuchte er, sich alles an mir genau einzuprägen, genau wie ich versuchte, mir ihn einzuprägen.
    „Ich habe über mehr Äonen existiert, als ich mich erinnern kann. Ich habe die Sonne so oft auf- und untergehen sehen, dass die Tage jede Bedeutung verloren haben. Für so lange Zeit sind sie wie im Flug an mir vorbeigezogen. Aber in jener Nacht, als wir uns am Fluss begegnet sind – der Nacht, als du dich geopfert hast, um eine praktisch Fremde zu retten –, da hat mein Herz wieder zu schlagen begonnen.“
    Er nahm meine Hand und legte sie an seine Brust, und ich spürte es – bum-bumm, bum-bumm , stark und wunderschön. Ich hätte alles gegeben, um sein Herz weiterschlagen zu lassen. Der schwarze Abgrund, zu dem meine Welt in jenen Stunden geworden war, als ich ihn für tot gehalten hatte, war verblasst, doch er hatte eine Narbe hinterlassen, die ich auf ewig in mir tragen würde. Das würde ich nicht noch einmal ertragen. Selbst wenn ich Milo hätte – einen zweiten Henry würde es niemals geben.
    „Jetzt sehe ich jeden Sonnenaufgang“, sagte er. „Deinetwegen haben die Tage Farbe. Die Ewigkeit hat wieder eine Bedeutung. Du hast alle Splitter meiner zerbrochenen Seele gefunden und sie wieder zusammengesetzt, obwohl ich dich viel zu

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