Der Preis der Liebe
Rücken über sie tuschelt? Was gehen dich schließlich meine Schwestern an? Sie sind die Töchter eines Mannes, der dich sehr schlecht behandelt hat, also kannst du auch keinen Grund erkennen, warum du ihren Ruf schützen solltest.“
Eine dunkle Röte breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Natürlich wird man auch über mich reden, aber nicht direkt vor meinen Augen, wenn wir heiraten. Niemand würde es wagen, offen über die Ehefrau des neuen Earl of Swanlea zu lachen, nicht, wo er doch so vermögend und einflussreich ist. Aber insgeheim werden sie mich verhöhnen. Ich werde die Schwester sein, die so schlau war, den richtigen Earl zu heiraten, um ihre Familie vor dem Untergang zu bewahren.“ Wieder kämpfte sie mit den Tränen. „Ich werde die Schwester sein, die sich verkauft hat. Wie eine Dirne.“
„Sprich nie wieder so von dir!“ brauste Griffith auf. „Und seit wann macht es dir etwas aus, was man über dich denkt? Hast du nicht eben noch das Gegenteil behauptet?“
„Die Sache ist die, dass es dir ganz gleichgültig ist, was aus mir oder meiner Familie wird. Du würdest alles für die Knighton Handelsgesellschaft tun - mit Schmugglern verkehren oder Unschuldige diffamieren ... Welchen Platz könnte also eine einfache Frau wie ich in deinem Leben einnehmen? Nun, ich kann keinen Mann heiraten, dem ich so wenig bedeute.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ eilig den Raum, weil sie Angst hatte, auch nur eine Minute länger zu bleiben. In ihrem Zimmer würde sie sich ausweinen, aber nicht vor ihm. Als sie ihn ihren Namen rufen hörte, lief sie schneller. Sie würde sich nicht wieder seinen verlockenden Worten ausliefern, denn gerade jetzt würde sie nur allzu empfänglich dafür sein.
Wenn sie ihn wenigstens hassen könnte, dann wäre alles leichter. Aber sie konnte es nicht. Ihr Vater war dafür verantwortlich, dass Griffith über solche Charaktereigenschaften verfügte, also durfte sie ihrem Cousin das nicht zum Vorwurf machen. Während des Gesprächs zwischen ihm und Papa hatte sie erkannt, wie furchtbar die Folgen für Griffith gewesen waren, wie sehr er darunter gelitten haben musste, im Ruf zu stehen, ein Bastard zu sein. Seine plötzliche und ungerechtfertigte Armut hatte ihn dazu gebracht, schlimme Dinge zu tun. Voller Scham erinnerte sie sich an ihre lächerliche Moralpredigt im Wildpark. Er hatte versucht, irgendwie nach diesem schändlichen Betrug zu überleben, und sie hatte ihn mit Vorwürfen überhäuft.
Die Tränen strömten ihr jetzt ungehindert über die Wangen. Er hatte sein Leben damit verbracht, etwas wiederzugewinnen, was ihm im Grunde immer gehört hatte, und das alles nur, weil ihr dummer, grausamer Vater sein Leben und das seiner Mutter mit einem billigen Gaunerstreich zerstört hatte.
Sie wischte sich die Tränen fort. Sie verstand ihn nur zu gut, aber sie wollte mit alldem nichts zu tun haben. Papa mochte Griffith das Herz aus dem Leib gerissen haben, aber das bedeutete nicht, dass sie die leere Hülle heiraten musste.
Als sie Schritte hinter sich hörte, drehte sie sich um und stellte erschrocken fest, dass Griffith ihr folgte. Wenn er sie unter vier Augen erwischte, würde sie ihm niemals standhalten können. Er hatte diese verfluchte Gabe, sie all ihre guten Vorsätze vergessen zu lassen ...
Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, ihm zu entkommen. Bis zu ihrem Zimmer würde sie es niemals schaffen. Sie befand sich ganz in der Nähe von Papas Arbeitszimmer, aber sie hatte den Schlüssel nicht dabei, um sich dort einschließen zu können.
Dann entdeckte sie das alte Schwert, das wieder an seinem Platz an der Wand hing. Sie nahm es herunter und streckte es Griffith entgegen. „Bleib zurück, hörst du? Es ist vorbei! Ich werde dich nicht heiraten, also lass mich in Ruhe!“
Sein Blick wirkte entschlossen. „Du bist in der Tat dumm, wenn du glaubst, ich lasse dich jetzt so einfach gehen. Ich werde zu verhindern wissen, dass sich durch diese Geschichte zwischen uns etwas ändert, Rosalind.“
Unerschrocken kam er weiter auf sie zu, und sie wich langsam zurück zur offenen Arbeitszimmertür. Das Schwert bebte leicht in ihrer Hand. „Ich ... werde es benutzen!“ rief sie, als wolle sie nicht nur ihn, sondern auch sich selbst davon überzeugen. „Ich schwöre es!“
Er hielt inne und zog eine Augenbraue hoch. „Falls ich mich recht erinnere, wolltest du mir nur etwas antun, wenn ich mir eine Geliebte nehme. Und das habe ich nicht getan.“
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