Der Preis der Sterne 2 - Doyle, D: Preis der Sterne 2 - Starpilot´s Grave. Mageworlds 02
anderen Spediteure zwischen den Systemen als uns.«
»Es ist die einzige Möglichkeit in dieser Stadt.« Jessan nahm noch einen Schluck Bier. Und sein zweifelnder Gesichtsausdruck war nicht allein auf die blassgelbe Flüssigkeit zurückzuführen. »Damit werden wir uns allerdings bei keinem unserer Kunden besonders beliebt machen.«
»Sie sollen mich auch nicht lieben«, entgegnete Tarnekep, »sondern einfach nur bezahlen, wenn ich ihnen die Rechnung präsentiere.«
Jessan dachte einen Moment lang darüber nach. »Pünktliche Bezahlung ist immer eine gute Sache«, gab er zu.
»Verdammt richtig.« Tarnekep blickte finster auf den Bierkrug. »Und es sieht so aus, als wären unser Freund und sein Dolmetscher gegangen, ohne die Zeche zu bezahlen.«
»Oje«, antwortete Jessan, »haben wir überhaupt hiesiges Bargeld?«
»Keinen einzigen Heller. Wir müssen einen unserer Ophelanischen Bankwechsel in Bares eintauschen, bevor wir unsere Rechnung zahlen und gehen können.«
Jessan leerte sein Bierglas und stand auf. »Ich kümmere mich um den Geldwechsel«, sagte er. »Halt du hier die Stellung, damit der Manager nicht glaubt, dass wir die Zeche prellen wollen.«
»In Ordnung«, antwortete Tarnekep. »Dann werde ich noch ein wenig von diesem Zeug trinken müssen.«
Jessan nickte in Richtung Grill. »Bestell dir doch lieber ein paar Echsen am Spieß, kann schließlich auch nicht schlimmer sein.«
»Glaubst du wirklich, dass es Echsen sind?«
»Wer weiß? Du wirst es mir sicher erzählen, wenn ich zurück bin.«
»Haha.« Tarnekep sah zu Jessan hoch. Wie immer erschwerte es die rote Plastikklappe über dem Auge, den Gesichtsausdruck des Captains zu deuten. »Nimm dich in Acht, Doc, wenn du mit dem vielen Geld auf diesem Planeten herumläufst. Ich möchte nur ungern einen so guten Kopiloten verlieren.«
Die Sonne ging über Namport auf, aber Klea Santreny fühlte sich müde. Sie wanderte auf ihren unbequemen Stöckelschuhen durch die schmutzigen Straßen. Es waren ihre Arbeitsschuhe, billig, fadenscheinig und überdekoriert, vorne offen und mit spitzen Absätzen, viel zu hoch für den klebrigen schwarzen Matsch auf Nammerins Straßen. Selbst wenn sie so oft wie möglich über die Lattenroste ging, würde sie die Schuhe zu Hause doch reinigen müssen, egal wie müde sie sich auch fühlte.
Noch so eine lästige Arbeit, bevor ich schlafen gehen kann, dachte sie erschöpft. Wenn ich überhaupt einschlafen werde.
Schon gestern und vorgestern hatte sie nicht viel Schlaf bekommen: Die Alpträume waren zurück. Sie hatte schon immer schlecht geträumt, dunkle und verworrene Geschichten ohne Anfang und Ende. Aber niemals zuvor kamen sie so oft und waren so rätselhaft wie in letzter Zeit.
Ich erinnere mich nicht einmal mehr daran, was ich gestern geträumt habe. Aber es war schrecklich, so viel weiß ich schon.
Heute Nacht jedoch war alles noch viel schlimmer gewesen. Irgendwann nach dem dritten Freier des Abends hatte sie Halluzinationen bekommen. Die Wahrnehmungen waren nicht real, das wusste sie zwar, aber es half überhaupt nicht. Die Bilder darin ähnelten Gedanken, und zwar den Gedanken anderer Menschen, die sich irgendwie abgelöst hatten und in Kleas Kopf gekrochen kamen. Unsichtbare Gesichter, dahintreibende Farbflecken, ein stechender Schmerz im Bein eines anderen Menschen, ein zufälliges Wort … Schlampe. Flittchen. Hure.
Klea hatte nicht geahnt, dass es noch etwas Schlimmeres als solche Wahnvorstellungen geben könnte. An die hatte sie sich beinahe gewöhnt, jedenfalls hatte sie gelernt, sie von ihren eigenen Gedanken zu unterscheiden. Aber nun wurden diese Erscheinungen immer klarer, die Wörter immer lauter, und die Gefühle lagen nicht mehr nur an der Oberfläche. Sie hatte sich immer schon gefragt, was die Gäste der Freling’s Bar wirklich wollten, wenn sie sich ein paar Minuten mit Kleas Körper in einem der Räume im ersten Stock kauften. Und in letzter Zeit hatte sie es verstanden. Ein starkes Getränk, ein wirklich starkes, nicht so ein unechtes wie bei der Arbeit, verdrängte die Gedanken ein wenig, es reichte aber nicht aus.
Wenn es morgen Nacht wieder so wird, weiß ich nicht, ob ich es überlebe.
Sie lachte unsicher. »Wenn der Tag heute so schlimm sein wird wie gestern, Kind«, sagte sie laut, »dann erlebst du die nächste Nacht vielleicht gar nicht.«
Ein Frühaufsteher aus der Nachbarschaft kam ihr entgegen, er war in dieser Herrgottsfrühe schon auf dem Weg zu seinem Job und hatte
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