Der Preis der Sterne 2 - Doyle, D: Preis der Sterne 2 - Starpilot´s Grave. Mageworlds 02
Die Realität wurde von Halluzinationen verwässert, und sie sah, wie sich das Kleid von ihrer Haut löste, so dass Ulle ihren nackten Rücken und die Pobacken sehen konnte.
Kleas Kehle schwoll an. Sie griff nach dem Regal vor sich und schluckte hart hinunter. Die Vorstellung verschwand und mit ihr der Brechreiz, zurück blieb nur der kalte Schweiß.
»Verdammt«, flüsterte sie heiser. »Verdammt, verdammt, verdammt … Kind, du musst jetzt wirklich ein wenig schlafen.«
Sie atmete lange zitternd durch und griff schließlich noch einmal nach dem Aquavit. Es hatte keinen Sinn, ihre Knie knickten ein, gleich würde sie fallen.
Da ergriff eine Hand sie am Ellbogen und gab ihr Halt. »Lassen Sie mich Ihnen helfen.« Die unbekannte, ganz normale Stimme hatte einen leichten Akzent, den sie nicht einordnen konnte. »Sie wollen doch nicht Gentlesir Ulles schlimmste Befürchtungen wahr werden lassen?«
Es war der Mann in dem beigefarbenen Overall. Sobald sie wieder fest auf beiden Füßen stand, zog er seine Hand zurück und griff nach der Flasche Aquavit.
»Hier«, sagte er und legte die Flasche in ihren Einkaufskorb. »Aber er wird Ihnen sicher nicht helfen.«
Nach dieser Bemerkung verschwand jedes Gefühl von Dankbarkeit sofort wieder. »Ich brauche keine Predigt, vielen Dank.«
Er lächelte kurz, aber der Blick seiner nussbraunen Augen unter den dunklen Wimpern blieb ernst. »Das ist gut. Denn ich bin auch kein Prediger.«
»Es hätte bei mir auch keine Wirkung.«
»Hören Sie«, sagte er. »Diese Erscheinungen und Stimmen werden Sie mit dem violetten Fusel nicht vertreiben. Das weiß ich.«
Wie kann er das wissen? Dass ein Fremder ihre Wahnvorstellungen direkt ansprechen konnte, war der nächste Schock, und der Schwindel kam sofort wieder zurück, sie griff nach dem Regal. »Wer zum Teufel sind Sie überhaupt?«
»Ihr Nachbar«, antwortete er. »Und jemand, der Ihnen zeigen kann, wie Sie Ihre Probleme in den Griff bekommen können.«
Sie lachte grob. »Genau«, sagte sie. »Erzählen Sie mir ruhig noch mehr. Diese Masche ist so alt, dass sie schon Moos angesetzt hat.«
Sie drehte ihm den Rücken zu und eilte zum Eingangstresen. Die unerwartete Freundlichkeit war durch diesen Spruch, den sie jede Nacht in Freling’s Bar hören konnte, verdorben worden. Sie ärgerte sich so sehr, dass Ulles gemeine kleine Gedanken sie nicht mehr erreichten, als sie die Straße hinunterrannte und dann in ihr Apartment im dritten Stock eilte.
Klea hatte bereits die Tür des Apartments geschlossen und verriegelt, als ihr das eigentlich Merkwürdige an diesem Fremden klar wurde; zum ersten Mal seit Tagen war sie nicht von unerwünschten Gefühlen und Vorstellungen überfallen worden, obwohl der Fremde ihr näher gekommen war als irgendein anderer, der für dieses Privileg nicht im Voraus bezahlt hatte.
Aber er konnte meine Gedanken hören, das konnte er wirklich, sogar als ich nicht wie eine Verrückte mit mir selbst gesprochen habe. Vielleicht wollte er gar nichts umsonst von der Hure des Viertels … vielleicht weiß er wirklich, wie man all diese Dinge in meinem Kopf anhalten kann … vielleicht … vielleicht … verdammt!
»Kind«, sagte sie. »Ich glaube, du hast es wieder vermasselt. Setz es mit auf die Liste.«
Daran konnte sie jetzt nichts mehr ändern. Sie bewegte sich ganz langsam und vorsichtig, stellte das Müsli aus Wassergetreide in das Regal beim Ofen, legte das Gemüse in die Kühlbox, den Marschaal in das Tiefkühlfach und stellte die Flasche Aquavit auf den Tisch neben ihrem Bett. Dann zog sie die Arbeitskleidung aus, steckte sie in den Beutel mit der schmutzigen Wäsche und zog sich ein einfaches weißes Nachthemd an.
Sie holte ein sauberes Glas aus dem Schrank und nahm es mit zum Bett, dort schenkte sie sich so viel von der violetten Flüssigkeit ein, wie es ihre zitternden Hände zuließen.
»Auf dein Wohl, Klea Santreny … wenn das erste Glas nicht hilft, versuchen wir es weiter, so lange, bis es klappt.«
Entgegen Tarnekeps Bedenken konnte Jessan den Bankwechsel in Raametaner Bargeld ohne Probleme tauschen. Ein Schild am Tor des Landeplatzes warb für ein Institut, das sich auf Geldumtausch spezialisiert hatte. Die Wegbeschreibung in grammatikalisch falschem Galcenisch sowie drei anderen Alphabeten, die Jessan unbekannt waren, ließ darauf schließen, dass man hier mit den verschiedensten Kunden rechnete.
Das Institut entpuppte sich als Kiosk an einer Straßenecke. Der heruntergekommene,
Weitere Kostenlose Bücher