Der Preis der Sterne 2 - Doyle, D: Preis der Sterne 2 - Starpilot´s Grave. Mageworlds 02
passiert?«
»Jahrelang«, hatte sie geantwortet, ohne zu überlegen – und zu ihrer Überraschung festgestellt, dass es der Wahrheit entsprach. » Es war das Erste, was mir widerfuhr. Ich fühlte, wie mein Ich auf diese Weise auseinanderfiel, und habe mich zu Tode erschrocken. Was passiert, wenn ich nicht zurückfinde?«
»Mach dir darüber keine Sorgen«, hatte Owen geantwortet. » Sich ganz und gar von seinem Körper zu lösen ist schwieriger, als du glaubst. Und während du es übst, halte ich hier Wache.«
Diese Worte – wie auch einfach Owens Präsenz – vermittelten ihr ein so großes Zutrauen, dass Llannat allmählich lernte, mit Absicht das zu tun, was ihr zufällig widerfahren war und wogegen sie sich so lange gesträubt hatte. In ihrem abgedunkelten Zimmer der Unterkunft des Medizinischen Dienstes führte sie jetzt die Trennung ihres leiblichen und ihres nichtleiblichen Selbst herbei. Sie schaute kurz auf die Llannat herunter, die dort in der Koje lag, als würde sie schlafen, und verließ dann den Raum durch die geschlossene Tür.
Der Bus der Medizinischen Station schwebte vor dem Haupttor auf seinen Nullgravs. Substanzlos und daher unbemerkt betrat sie das Fahrzeug. Ari war schon dort, er saß mit geschlossenen Augen in der Nähe des hinteren Fensters. Einige weitere Personen aus der Medizinischen Station betraten den Bus. Eine Glocke ertönte, die Tür schloss sich, und dann schwebte das Vehikel sanft vom Haupttor weg.
Den größten Teil des Weges nach Namport schlief Ari oder machte zumindest den Eindruck, als schliefe er. Er öffnete die Augen nur kurz, als sie die Tore zum Shuttlelandeplatz passierten. Später folgte ihm Llannat immer noch körperlos vom Bus in das Hauptgebäude. Dort waren fast alle Wände mit Bildschirmen bedeckt, die über Ankunft und Abflug informierten. Ari kontrollierte die Anzeige eines der Bildschirme und nickte zufrieden, dann entdeckte er einen freien Stuhl und setzte sich.
Fast eine halbe Stunde später ertönte eine Stimme im Lautsprechersystem: »Shuttle zur RSF Corisydron von Nammerin zum Infabede-Sektor bereit zum Boarding.«
Ari stand auf, streckte sich und ging zum Shuttlelandeplatz hinüber. Llannat beobachtete ihn weiter unbemerkt, während sie ihm bis zum Shuttle folgte. Dann schob er seine Reisetasche in das Kofferabteil und suchte sich einen Platz.
Llannat hörte das Rumpeln der Maschinen, die vor dem unmittelbar bevorstehenden Start des Shuttles aufgewärmt wurden, und wusste, dass sie Ari jetzt verlassen musste. Es war keine so gute Idee, den planetarischen Orbit zu verlassen, während sie sich außerhalb ihres Körpers bewegte; nur sehr erfahrene Adepten konnten in einer so großen Entfernung von ihrem physischen Selbst arbeiten.
»Das sind alles Metaphern«, hatte Owen einmal erklärt. »Sobald du außerhalb deines Körpers bist, existieren Raum und Zeit nicht mehr wirklich. Aber der menschliche Geist kann nur ein bestimmtes Maß an Metaphern vertragen, ohne zu zerbrechen. Verlasse also nicht den Planeten, zerschneide nicht das Band, das dich mit deinem Körper verbindet, und irre nicht in der Zeit umher. Man muss nämlich damit rechnen, verloren zu gehen und dann niemals wieder zurückzukehren.«
Llannat seufzte unhörbar. Sie wusste zwar, dass Ari sie weder sehen noch sonst irgendwie wahrnehmen konnte, streckte jedoch trotzdem eine Hand aus und berührte ihn an der Schulter, während er auf den Start wartete.
»Pass bitte auf dich auf, Ari«, sagte sie. »Es gibt jetzt niemandem mehr, der dies für dich übernehmen kann.«
Klea Santreny blickte auf den schlafenden Mann hinab. Sie hatte den Schmutz und das Blut abgewaschen, alle sichtbaren Verletzungen verbunden und mit Sprühpflaster versorgt. Aber sie war unsicher, ob sie genug hatte tun können.
Jetzt sind schon eine Nacht und ein Tag vergangen , dachte sie. Wenn er nicht bald von selbst aufwacht, muss ich etwas wirklich Drastisches unternehmen. Vielleicht kann ich ihn bei den Mülleimern ablegen und dann der Security einen Tipp geben. Die bringen ihn sicher zu einem Arzt, sobald sie ihn gefunden haben.
In der Küchennische piepte die Uhr des Backofens und signalisierte, dass die Marschaale aufgetaut waren. Sie stand vom Bett auf und holte die Aale aus dem Ofen, die jetzt verknäult wie Stränge dicken Strickgarns auf dem Teller lagen. Das Gemüse kochte schon auf der Herdplatte, sie kippte die Aale mit der Brühe in den Topf und rührte einmal um. Eine Dampfwolke entstieg der
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