Der Preis der Sterne 3: Zwischen Ehre und Treue (German Edition)
Decke, Wappen im Kamin …«
»Der Kamin.« Owen stand auf und ging zu der Tür. »Ich frage mich …«
Die Tür öffnete sich, als er sie berührte. Durch den Spalt sah Klea den getäfelten Raum mit dem großen Kamin, der von Glühkugeln in schmiedeeisernen Haltern an den Wänden hell erleuchtet wurde.
»Sieh an, sieh an, sieh an«, meinte die Domina. »Der heutige Tag steckt wirklich voller angenehmer Überraschungen.«
Owen stand bereits am Kamin, als Klea und die anderen zu ihm traten. »Hier«, sagte er und deutete auf das gemeißelte Relief, das er Klea gegenüber als Wappen von Entibor und dem Haus Rosselin bezeichnet hatte. »Sucht dahinter.«
»Das ist wohl kaum möglich«, meinte Jessan. »Ist doch alles eine Illusion, schon vergessen?«
Der Khesataner streckte beide Hände in die Projektion, die die hölzerne Ummantelung des Kamins ausmachte. »Dahinter ist nur eine glatte Wand.« Er glitt mit den Händen nach rechts, und sie versanken in dem bestickten Wandteppich, der über der wundervollen Holzvertäfelung hing. »Dahinter ist ebenfalls nichts. Weder ein Tuch noch Holz. Nur Metall.«
»Das werden wir gleich sehen«, meinte Beka und hob ihre Stimme. »Basis: Holoprojektionen abschalten.«
Die Illusion verschwand. Klea sah, dass der gesamte Raum einfach nur ein vollkommen unauffälliger Würfel aus poliertem Stahl war. Die glatten Wände wurden lediglich von den Schiebetüren an den beiden Enden und den in die Wände eingelassenen Lichtleisten unterbrochen. Die stählernen Wände waren aus einem Stück, vollkommen unauffällig und ohne irgendwelche Lücken oder Ritzen.
»Also gut, Owen«, meinte Beka. »Behauptest du immer noch, es wäre hier?«
»Es muss hier sein.«
Die Domina betrachtete einen Moment lang finster die Wände, dann griff sie in ihre Jacke und zog einen Markierungsstift heraus. »Basis: Projektionen wieder einschalten.«
Der Kamin, die Wandbehänge und die Bleiglasfenster tauchten erneut auf. »Also dann«, erklärte Beka. »Sehen wir mal, was passiert.«
Mit dem Stift markierte sie den behauenen Quader an der Rückwand des Kamins. Die Spitze des Stiftes schien in dem Stein zu versinken, ohne eine Spur zu hinterlassen. Aber sie machte weiter. Als sie fertig war, trat sie einen Schritt zurück.
»Basis: Projektionen abschalten.«
Erneut verschwand der Kamin. Auf der Stahlwand, die die Illusion verhüllt hatte, war ein rechteckiger schwarzer Umriss markiert.
»Also gut«, meinte Beka und hob erneut ihre Stimme. »Roboter, bringt mir eine Maske und einen Schneidbrenner.«
Owen sah sie an. »Bee, du willst doch nicht etwa …«
»Hör endlich auf, wie Ari zu klingen«, unterbrach sie ihn. »All das hier gehört mir; ich kann damit machen, was ich will. Außerdem habe ich eine Ausbildung in Rumpfreparaturen.«
Einer der Wartungsroboter tauchte auf. Er hatte eine Schneidbrennerausrüstung dabei. »Die Werkzeuge, Mylady.«
»Danke.« Beka setzte die Maske auf, schob sie über ihr Gesicht und zog dann die dicken Handschuhe an. »Nicht in die Flammen sehen, Leute, wenn ihr nicht geblendet werden wollt.«
Dann nahm sie den Schneidbrenner und betätigte den Zünder. Eine grelle Flamme fauchte so aus der Mündung, dass Klea den Blick abwenden musste. Ein paar Minuten lang hörte man in dem stählernen Raum nur das Fauchen der Flamme und roch den Gestank von heißem Metall. Dann endeten die Geräusche, und ein metallisches Klappern ertönte.
Klea sah wieder hin. Eine viereckige Öffnung gähnte in der Wand, etwa so groß, wie der gemeißelte Kaminstein gewesen war. Und hinter der Öffnung, beleuchtet von der brennenden Fackel, klaffte ein leeres, riesiges Loch.
Die Domina klappte ihre Maske hoch. »So«, sagte sie. »Aber seid vorsichtig, wenn ihr hineinseht … die Ecken sind noch heiß.«
»Ich habe genauso viel in den Raumwerften gearbeitet wie du«, erwiderte Owen. Vorsichtig steckte er seinen Stab in das Loch in der Wand. Ein paar Sekunden später verströmte der Stab dasselbe fahle Licht, das Klea schon zuvor gesehen hatte.
Owen beugte sich vor. Das unheimliche Licht fiel auf sein Gesicht, da wirkte er plötzlich älter.
»Du hattest recht«, sagte er. »Es ist eine Stasisbox hier drinnen. Und sie hat einen durchsichtigen Deckel.«
Die Domina schien einen Moment lang nicht zu atmen. Ihr Gesicht wirkte bleich und angespannt. »Liegt irgendetwas darin?«
»Ja.« Owen machte eine Pause. Als er weitersprach, hatte seine Stimme einen Klang, wie Klea ihn noch nie bei ihm
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