Der Preis der Sterne 3: Zwischen Ehre und Treue (German Edition)
erwiderte Merro.
Dann ging die Selvaur zum Cockpit des Shuttle, vermutlich um sich mit Chefingenieur Bertyn zu beraten. Gil und Lieutenant Jhunnei sahen sich vielsagend an. Schließlich ergriff Gil das Wort.
»Also«, meinte er. »Mit den siebenundzwanzig Schiffen aus dem Netz und Merrolakks irregulären Schiffen scheinen wir jetzt eine richtige Flotte zu haben.«
»Merrolakk«, sagte Jhunnei nachdenklich. »Sie wissen, dass sie uns den Hinterhalt gestellt hat.«
»Das weiß ich. Allerdings war mir nicht klar, dass Sie es auch wussten.«
»Das wusste ich auch nicht, jedenfalls nicht, bis wir hierhergekommen sind. Aber Sie wussten es.«
»Ich habe viele Selvauren getroffen, während ich als Adjutant für General Metadi gedient habe«, antwortete Gil. »Das entspricht der Art, wie sie denken. Merro hätte sich niemals jemandem angeschlossen, dem sie nicht vorher auf den Zahn gefühlt hätte. Deshalb hat sie einen Test arrangiert.«
»Das ist aber verdammt arrogant Ihnen gegenüber«, erklärte Jhunnei. »Den Commodore der Netzflotte zu überprüfen, als wäre er … ein Kabarettschauspieler.«
Gil zuckte mit den Schultern. »So denken sie nun mal, das ist alles. Wenn sich herausstellte, dass ich schlau genug war oder Glück genug hatte oder – in meinem Fall, Lieutenant – über ausgezeichnete Ratgeber verfügte, um Merrolakks Hinterhalt zu entgehen, dann würde sie hier auf mich warten, um eine Abmachung mit mir zu treffen. Hätte ich es nicht geschafft … na ja, dann hätte sie sich darüber amüsieren können, eine Weile einen Haufen von Dünnhäutern hysterisch herumrennen zu sehen.«
»Aber nicht sehr lange«, antwortete Jhunnei.
Gil sah seine Adjutantin an. Wahrscheinlich war sie ein Adept und zudem vermutlich einer von Errec Ransomes eingeschleusten Agenten. Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, unser guter Captain Merro hat mehr Glück gehabt, als sie ahnt.«
»So etwas wie Glück gibt es nicht, Sir. Jedenfalls nicht wirklich.«
»Zu schade«, gab Gil zurück. »Denn von jetzt an werden wir einen ganzen Haufen davon brauchen.«
Der Raumhafen der Orbitalstation war erheblich sauberer, und die Sitten waren weit besser, als Klea erwartet hatte. An allen Bars hingen Schilder mit der Aufschrift 33 Stunden geöffnet , und sie alle verfügten über die üblichen Huren und Lustknaben, aber keiner schien etwas Exotischeres anzubieten als die gewohnten Dienste. Die Tänzerinnen in den Nullgrav-Blasen im Web-Runner-Grill sahen aus, als wären sie genau das, nämlich Tänzerinnen. Als einer der FreeSpacer, der an der Bar saß und trank, auf die Blase deutete, die ihm am nächsten war, und dem Barkeeper eine Frage stellte, schüttelte der Mann den Kopf. Der FreeSpacer zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Drink.
Offenbar hatte Owen das Mienenspiel auf Kleas Gesicht bemerkt. »Dies hier ist die Orbitalstation«, sagte er. »Niemand kommt wegen des Nachtlebens hierher. Und jeder einsame Raumfahrer, der echte Unterhaltung will, kann in ein Shuttle steigen, das ihn auf dem Planeten in die Raumhafenstadt Flatlands bringt.«
»Du klingst so, als wärst du schon einmal hier gewesen.«
»Ich habe eine Weile in Flatlands gearbeitet.«
Sie sah ihn an. »So wie in Namport?«
»Ja.«
»Du hast schon viele Orte gesehen …«
»… und viele Dinge getan«, beendete er den Satz für sie. »Alles nur zum Wohle der Gilde. Jedenfalls dachte ich das damals.«
»Hat es dir gefallen?«
» Gefallen ist nicht das richtige Wort. Aber ich war ganz gut in dem, was ich getan habe, und es hat mich befriedigt, meine Arbeit anständig zu erledigen.«
»Befriedigt es dich jetzt nicht mehr?«
»Die Zeiten haben sich geändert«, erwiderte er. »Nicht nur, weil die Magier Galcen eingenommen haben. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Du bist nur ein FreeSpacer auf Landgang. Lehn dich zurück, amüsier dich und hör auf zwei Dinge: was auf Pleyver passiert und welches Schiff als Nächstes nach Suivi Point startet.«
Klea lehnte sich gehorsam zurück und versuchte ihre Ohren zu öffnen, aber obwohl die Bar sauber war und die Gäste diszipliniert, erinnerte sie die Umgebung zu sehr an Frelings Kneipe, als dass sie sich hätte entspannen können. Stattdessen beschlich sie eine immer größere Angst, dass sie wieder anfangen könnte, die Gedanken anderer Menschen zu sehen und zu hören, sobald sie ihre Schutzwälle senkte. Das war der Weg in den Wahnsinn, und es war ihr auf Nammerin nur gerade eben gelungen, ihm zu
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