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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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Lehrbuch reagierten.
Die beiden Bogenschützen feuerten dem verhüllten Nachthimmel mehrere Salven ihrer gefiederten Geschosse entgegen. Nach einiger Zeit nickte Wambarc den Schützen zu.
Daraufhin entzündeten die beiden mit Hilfe einer kleinen, bis dahin abgeblendeten Laterne, die zuvor in das Lampen-Öl getauchten Spitzen ihrer Pfeile, die sie wenig später auf das Tor im Holzwall abfeuerten. Obwohl der Nebel auch die Söldner wie eine schmuddelige Decke umgab, trafen die Pfeile allesamt ihr Ziel und bohrten sich je mit einem leisen Plop! ins Holz des Tores.
»Die nächsten!«, befahl Wambarc und sah zufrieden dabei zu, wie kurz darauf drei weitere Pfeile ihr Ziel fanden.
»Was ist das, Hauptmann?«, fragte da plötzlich der Reiter zu seiner Rechten – Tilbur, der erst im Frühjahr zu Wambarcs Truppe dazu gestoßen war.
»Was ist was?« , knurrte Wambarc. Sein Blick ruhte fasziniert auf den aufblühenden Flammenzungen am Tor, deren Schein sich im gierigen Glanz von Wambarcs Augen spiegelte.
» Das da «, flüsterte der junge Söldner heiser.
Irgendetwas in seiner Stimme veranlasste Wambarc dazu, den Kopf zur Seite zu drehen. Der Nebel schien in dieser Richtung noch dichter zu sein dennoch erkannte Wambarc schnell, was den jungen Mann neben ihm so in Angst versetzt hatte.
Wambarc verzog angewidert das Gesicht.
»Mist.«
»Was ist das, Hauptmann?«, flüsterte Tilbur noch einmal.
Seine Stimme zitterte, und obwohl er sich darum bemühte, leise zu sprechen, spähten inzwischen auch einige der anderen Söldner in den Nebel und begannen, miteinander zu tuscheln.
Wambarc sparte sich eine Rüge. Schließlich sah auch er die rot glühenden Augen in den Schwaden, genauso wie er das kehligen Knurren hörte, das aus dem Grau drang.
Wölfe , überlegte der Hauptmann, empfand dabei aber keine Furcht. Er wusste, dass er und seine Männer mit den Biestern fertig werden würden, solange sie in der Überzahl waren, zusammen blieben und auf ihren Pferden saßen.
Dennoch ärgerte er sich über die Unvorhergesehenheit und spürte, wie ein feiner Nebelfinger der Sorge an seinen Gedanken zupfte.
Er hasste es und wusste, wie gefährlich es sein konnte, wenn sich seine Männer nicht voll auf ihre Arbeit konzentrierten. Wambarc ließ den Blick über seine aufgereihten Untergebenen gleiten. Ihm war klar, dass sie die ungebetenen Gäste im Nebel vertreiben oder den Kötern wenigstens zeigen mussten, wer auf der Lichtung das Sagen hatte – und zwar noch bevor das Feuer sein Werk am Tor vollendet hatte. Sonst würden seine Männer ständig über die Schulter schauen und nur mit halbem Herz bei der Sache sein.
Also wies Wambarc die Bogenschützen an, eine Salve Brandpfeile in Richtung der glühenden Augenpaare zu schicken. »Machen wir ihnen Feuer unterm Hintern«, fügte er gehässig hinzu, als die flammenden Geschosse in den Nebel flogen.
Die rot glühen Augen erloschen schlagartig, als ihre Besitzer vor den Flammengeschossen, die sich zischend ins feuchte Gras der Lichtung bohrten, in den nahen Wald flüchteten.
Zufrieden wandte Wambarc sich wieder der Palisade zu, um den Fortschritt am Tor zu beobachten.
Es dauerte jedoch keine ganze Minute, bis Tilburs Stimme Wambarc erneut von dem feurigen Spektakel ablenkte.
»Hauptmann ...«
Wambarc runzelte verärgert die Stirn. Vielleicht müsste er den jungen Mann vor dem nächsten Feldzug ersetzen. Er brauchte keine Feiglinge in seiner Truppe.
»Schießt ruhig noch eine Salve ab, wenn die Biester nicht kuschen wollen«, knurrte Wambarc abwesend, den Blick nach wie vor auf die Flammen unter der Plattform gerichtet.
» Hauptmann ... «
Tilburs Stimme, in der Furcht blankem Entsetzen gewichen war, ließ Wambarc schließlich doch reagieren. Skeptisch drehte er sich im Sattel zur Seite, um erneut in die wabernden Schleier zu blicken.
Was er sah, ließ auch den Söldner-Hautmann nach Luft schnappen.
Die rot glühenden Augenpaare waren wieder im Grau aufgetaucht – mit dem Unterschied, dass sie sich nun ein ordentliches Stück über dem Boden befanden.
Sechs Fuß , um genau zu sein ...
*
    »Du hast ja sogar ein paar Äste gefunden.«
Visco ignorierte Lorns Sarkasmus, ließ das Feuerholz vor dessen Stiefelspitzen zu Boden fallen und setzte sich ohne ein Wort auf einem flachen Stein zwischen Narija und den Nachtjäger. Die Atmosphäre in der Höhle war angespannt, gedrückt wie die Nacht vom Nebel draußen. Lorn kramte geräuschvoll in seiner Satteltasche nach der Zunderbuchse, derweil das Mädchen Visco

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