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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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Menschlichkeit glimmt. Ich will nicht so weit gehen und behaupten, dass du ein Herz hast, aber ...«
Lorn schnaubte. »Worauf willst du hinaus, Scharfzahn?«
»Wir sollten den Leuten hier helfen. Sie wissen ja nicht mal, wer oder was die Söldner da draußen abgeschlachtet hat. Ich weiß nicht, wie es dir geht aber ich würde mich irgendwie schäbig fühlen, wenn ich sie im Stich lasse.«
Lorn kraulte seinem Braunen die breite Nase und warf den leeren, mehrfach geflickten Futtersack achtlos ins Stroh.
»Ich kann dir gerne sagen, wer für die Schweinerei da draußen verantwortlich ist, wenn du dich danach besser fühlst«, erwiderte er nach ein paar Augenblicken ruhig.
»Du weißt es?«, fragte Visco erstaunt.
»Du hättest es auch sehen müssen. Oder die Jäger. Aber du warst ja damit beschäftigt, der Kleinen auf den Arsch zu starren. Und die Jäger damit, sich in die Hosen zu machen.«
Visco seufzte. »Du hättest es auch in Flanks Beisein erwähnen können. Wenigstens er sollte Bescheid wissen, findest du nicht?«
»Damit er sich auch noch endgültig nass macht?«
Visco legte den Kopf zur Seite.
» So schlimm?«, fragte der Vampir angespannt.
Lorn lud seinem Reittier eine weitere Satteltasche auf den Rücken.
»Werwölfe«, brummte er schlicht, als mache er eine Bemerkung über Flanks Bier oder das Wetter.
Visco nickte betroffen. Er sah keinen Grund, Lorns Aussage anzuzweifeln. Wenn der Jagam sagte, dass das da draußen das Werk von Werwölfen war, dann war es das.
Etwas anderes gab ihm zu denken.
»Und du willst diesen Menschen selbst jetzt nicht helfen? Die Biester kommen bestimmt zurück.«
»Ein Grund mehr, zu verschwinden.«
»Du könntest dafür sorgen, dass anderen dein Schicksal erspart bleibt.« Visco stieß sich vom Balken ab und baute sich vor Lorn auf. »Was ist mit deinem Schwur? Deiner Rache? «
Die Worte hingen ein paar Sekunden zwischen den Gefährten in der Luft. Schließlich sah Lorn den geläuterten Vampir über den Rücken seines Reittiers hinweg sonderbar an; etwas Seltsames glomm in seinen grauen Augen, vielleicht Humor, vielleicht Spott, womöglich sogar hinter all dem schwelender Ärger. »Netter Versuch. Wirklich. Aber du solltest inzwischen wissen, dass du mich damit nicht mehr packen kannst. Ich entscheide, wann und wo ich mir meine Rache hole.«
»Und die Menschen hier im Dorf?«, fragte Visco unbeirrt.
»Könnten ohnehin nicht gut bezahlen.«
Visco wollte gerade etwas wenig Schmeichelhaftes erwidern, als seine Raubtiersinne sich meldeten. Er starrte auf einen halb mannshohen Heuhaufen neben dem offen stehenden Scheunentor. Lorn folgte dem Blick seines Partners, während dieser seine Wut zur Seite schob, sich auf den Haufen konzentrierte, kurz zögerte und schließlich bestätigend nickte – woraufhin Lorn mit drei schnellen Schritten den Stall durchquerte.
» Hilfe! «, kreischte der Haufen, als die Rechte des Jagam in die Halme eintauchte, fest zupackte und Lorn in der Folge Flanks Sohn Corbert aus dem Stroh fischte. Der Jagam hielt den Knaben wie einen Welpen am Kragen in die Höhe.
»Tut mir nichts!«, flehte der Junge weinerlich. »Ich werd keinem sagen, was ich gehört hab, ich schwör's!«
»Was hast du denn gehört?«, fragte Lorn ruhig.
»Nur dass das Werwölfe waren und dass Ihr ...«
Lorn verdrehte genervt die Augen, setzte den kleinen Lauscher auf dem Boden ab und gab ihm einen kräftigen Schubser, der den Jungen aus dem Stall taumeln ließ. Kaum dass er sich einigermaßen gefangen hatte, rannte Flanks Sohn in Richtung Hauptgebäude davon, als ob die Mächte der Sieben Höllen persönlich hinter ihm her waren.
Lorn wandte sich wieder Visco zu. »Wo waren wir?«
»Du wolltest mir gerade sagen, was wir gegen die Werwölfe unternehmen ...«
»Jetzt beleidigst du meine Intelligenz, Visco.«
»Na schön.« Der Vampir seufzte frustriert. »Wir reden später weiter. Ich muss noch eine Kleinigkeit erledigen.«
»Du willst noch mal zu der Kleinen, oder?«
Visco blieb stehen. Seine Haltung wirkte steif und verkrampft. »Sie hat ihren Bruder verloren.« Der Vampir zuckte unter dem Umhang mit den Schultern. »Ich möchte ihr mein Beileid aussprechen.«
» Natürlich möchtest du das«, spöttelte Lorn.
» Idiot .«
Lorn sah dem Vampir nach, bis dessen hochgewachsene Gestalt zwischen den Holzhäusern verschwunden war.
»Wetten, dass er die Kleine nicht rumkriegt?«
Lorns Brauner sah seinen Herrn verständnislos an.
»Ach, schon gut«, murmelte der Jagam kopfschüttelnd und setzte sich

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