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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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Licht.
Kurzes Zögern. Ein Fluch. Ein hartes Herumreißen des Pferdes. Ein strammer Ritt zurück. Ein Wettlauf mit der fortschreitenden Dämmerung.
*
    Von den Baumwipfeln gerade so verborgen, machte sich die Sonne endgültig zum Untergehen bereit und sandte ihre letzten schwachen Strahlen auf die Welt, wobei sie die Lichtung vor dem Dorf in lachsfarbenes Zwielicht tauchte.
Bürgermeister Flank hatte eine letzte Runde durch das Dorf gedreht und kletterte gerade erneut auf die Palisade, um sich neben Visco zu stellen.
»Fast fertig«, verkündete das Dorfoberhaupt stolz, aber auch reichlich besorgt angesichts der Lichtverhältnisse. »Wir können das Tor einsetzen. Ich dachte mir, dass Ihr vielleicht dabei sein wollt.«
Viscos Blick klebte am Waldrand. »Wartet einen Moment«, sagte der Vampir abwesend und schien mit leicht zur Seite geneigtem Kopf auf eine innere Stimme zu lauschen.
Flank blinzelte verwirrt. »Worauf? Die Zeit wird trotz allem langsam knapp. Wahrscheinlich ist jede Minute von ...«
Visco deutete wortlos mit dem Kinn in Richtung der Baumreihen. Dort schälte sich mit den letzten Sonnenstrahlen eine berittene Gestalt aus dem Unterholz und näherte sich in sanftem Galopp dem Dorf. Visco schmunzelte still in sich hinein, als die Krähen abermals auseinander stoben und kurz darauf aus dem dunklen Schattenriss ein in Leder und Metall gehüllter Körper mit dorniger Schulterpanzerung wurde.
Auch Flank erkannte den Berittenen. »Euer Freund«, murmelte er. Sein frostiger Tonfall deutete daraufhin, dass er nicht genau wusste, was er von Lorns Rückkehr halten sollte.
Visco musste zugeben, dass es das selbst nicht so genau wusste. Dennoch war er erleichtert, den Jagam zu sehen.
»Seid froh, dass er zurückgekommen ist«, sagte er deshalb zu Flank und stieß sich von der Balustrade ab. »Lorn und ich machen so etwas nicht zum ersten Mal. Seht es als gutes Zeichen, dass wir nun beide hier sind.«
»Weil Ihr uns dann doppeltes Glück bringt?«
Visco hielt auf seinem Weg die Leiter hinab noch einmal kurz inne.
»Weil wir bisher jedes Mal lebendig aus der Sache rausgekommen sind ...«
*
    Ganz Egemunde hatte sich im Singenden Gockel zu einer letzten Zusammenkunft eingefunden. Während sich ein paar Nachzügler noch mit leisem Gemurmel in den hinteren Reihen aufstellten und den unförmigen Halbkreis der Dörfler um Visco und Lorn vervollständigten, lehnten die beiden Gefährten mit vor der Brust verschränkten Armen an der Theke aus rotstichigem Buchenholz und sprachen leise miteinander.
»Wieso bist du zurückgekommen?«, fragte Visco.
Lorns Blick glitt über die Dörfler und erntete mindestens genauso viel Ablehnung, wie er freizügig austeilte.
»Ich hatte Sehnsucht nach dir.«
Ein müdes Lächeln zuckte über Viscos Gesicht.
»Im Ernst, Lorn. Warum?«
Der Jagam zögerte. Erst glaubte Visco schon, dass sein Partner ihm überhaupt nicht antworten würde. Dann aber grollte der Nachtjäger leise:
»Erinnerungen, Scharfzahn.«
Und dabei beließ er es, trat einen Schritt nach vorn und richtete das Wort fortan laut an die Egemunder.
Er erzählte den Dörflern noch einmal von den Werwölfen, die ihre Familien und ihrer aller Leben bedrohten. Dabei nahm der Jagam kein Blatt vor den Mund und prophezeite, dass es nicht damit getan sei, nur bis zum Morgen durchzuhalten – was freilich bereits schwer genug werden dürfte, wie Lorn ebenfalls nicht unerwähnt ließ.
»Es kann nur eine endgültige Lösung geben. Das Rudel muss ausgelöscht werden«, brachte Lorn die Sache auf den Punkt.
Die Menge schauderte, doch nickte man hie und da auch zustimmend. Wenn man ihn auch nicht mochte – man akzeptierte zumindest Lorns Status und seine Erfahrung.
»Halten wir sie bis zum Morgen auf, kommen sie am nächsten Abend wieder. Es genügt nicht, einfach nur bis zum Umfallen und der nächsten Dämmerung zu kämpfen. Genauso, wie die Viecher sich nicht damit begnügen werden, die Palisade erklimmen zu wollen.« Lorns Blick schien kurz jeden einzelnen im Raum zu streifen. »Über kurz oder lang werden sie am Tor durchbrechen, egal wie schwer der neue Riegel ist. Das heißt, dass wir sie dahinter gebührend empfangen müssen. Genau genommen«, bekräftigte Lorn mit militärischer Nüchternheit, »könnte das sogar unsere einzige und zugleich beste Chance sein, so viele wie möglich zu erwischen.«
Eine kurze Pause. »Doch dazu brauche ich Freiwillige.«
Betroffenes Schweigen antwortete dem Jagam. Er gab den Männern ein paar Augenblicke

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