Der Preis des Ruhms
das nicht.”
Er wartete, bis sie vom Parkplatz fuhren. Die Frau saß am Steuer. Merkwürdig. Der große Viehbaron ließ eine Frau ans Steuer! Er machte das nie. Frauen hatten überhaupt kein Gespür für Technik und waren verdammt schlechte Fahrer. Die Männer beherrschten die Welt.
Nur eine Frau war etwas Besonderes. Ally Kinross. Reich, aus gutem Hause, sexy und sehr schön. Er würde alles darum geben, wenn sie sich für ihn interessieren würde, doch das würde niemals passieren. Nicht wenn Typen wie dieser Millionär um sie herumscharwenzelten. Woher hatten diese Leute eigentlich so viel Geld? So viel Macht. Er hatte kein Geld, und seine Herkunft war auch sehr fragwürdig. Seine Schlampe von Mutter hatte schon früh zu ihm gesagt: “Du bist nicht Dannys Kind.” Damals war er zu jung gewesen, um es zu verstehen, aber mit sieben hatte er es getan, und da war er schon kriminell gewesen. Jedenfalls war Dannys richtige Brut nicht hübsch. Mit seinem Aussehen hatte er gutes Geld verdient. Irgendeine dumme Tussi hatte ihn eines Tages in einem Einkaufszentrum angesprochen und ihn gefragt, ob er Lust hätte, als Model zu arbeiten und vielleicht sogar in einer Fernsehserie aufzutreten. Er hatte ihr kein Wort geglaubt.
“Unterschreiben Sie, und überlassen Sie alles mir!”
Das hatte er getan. Und seitdem er sich die Zähne hatte machen lassen, sah er noch viel besser aus. Jetzt hatte er das perfekte Lächeln. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass diese dumme Tussi sich in ihn verlieben würde. Sie musste fast vierzig sein, und er hasste ihr gefärbtes blondes Haar. Doch als er Ally Kinross das erste Mal gesehen hatte, hatte es ihn umgehauen! Ally, die Unberührbare. In dem Moment hatte er beschlossen, sie zu bestrafen.
Er hatte beschlossen, ihr Briefe zu schicken. Sie anzurufen. Es verschaffte ihm einen unglaublichen Kick. Das Gefühl, Macht über sie zu haben. Er war wirklich clever. Die Polizei verdächtigte ihn nicht.
Er wusste, wo Ally wohnte. Er hatte ihre neuste Geheimnummer. Allerdings würde es schwierig werden, die Nächste zu bekommen, wenn sie sie wieder wechselte. Er wusste alles über die Hochzeit ihres Bruders, obwohl er ihr nicht nach Brisbane gefolgt war. Er wusste alles über die Tante in der großen Villa am Hafen. Und jetzt kannte er auch ihren Freund. Den Viehbaron, der wie ein griechischer Gott aussah.
Er musste erfahren, was zwischen Ally und ihrem alten Freund lief. Irgendwie spürte er, dass Cameron Gefahr bedeutete. Aber die Gefahr hatte ihn schon immer gereizt.
Als sie den Apartmentblock erreichten, in dem sie wohnte, fuhr Ally in die Tiefgarage und stoppte einen Moment, um die Tür zu öffnen. Da Rafe bei ihr war, hatte sie auch keine Angst mehr. Sie wusste, dass er sich in Matt Harper täuschte. Allerdings überraschte es sie, denn er hatte eine ausgezeichnete Menschenkenntnis. Offenbar verdächtigte er zunächst jeden.
Während der Fahrt hatte er ihr erzählt, dass er bereits mit dem zuständigen Polizeibeamten gesprochen hatte. Leider hatte die Polizei überhaupt keine Anhaltspunkte. Sie wartete darauf, dass der geheimnisvolle Unbekannte einen Fehler machte.
Als sie das Apartment betraten, erwartete Janet sie mit dem gelben Umschlag in der Hand. Rafe nahm ihn ihr ab und schlitzte ihn vorsichtig mit dem Brieföffner auf, den sie ihm reichte.
“Heißt du Ally Kinross?”, fragte Ally trocken.
“Ja.” Er betrachtete den weißen Briefbogen, der mit ungelenken Blockbuchstaben beschrieben war.
“Was steht da?” Ally sank aufs Sofa. Sie zitterte am ganzen Körper.
Rafe wartete einen Moment, bevor er antwortete. “Das dürfte für einen Experten interessant sein. Ein merkwürdiges Sprachmuster. Es könnte allerdings vorgetäuscht sein, genauso wie die falsche Rechtschreibung.”
Janets Miene hellte sich auf. “Das heißt, Sie haben schon jemanden!”
“Rafe verdächtigt jeden”, sagte Ally.
“Das würdest du auch, wenn du vernünftig wärst.” Er zog die Brauen zusammen.
“Also, was steht drin?”, hakte sie nach.
Rafe lachte humorlos. “Es ist nicht so interessant.” Er faltete den Bogen zusammen, um ihn wieder in den Umschlag zu stecken, verharrte dann jedoch mitten in der Bewegung. “Soso.” Er betrachtete den Umschlag. Offenbar hatte er nicht richtig geklebt, sodass der Absender zusätzlich Klebeband benutzt hatte. “Vielleicht hat unser Freund doch seine Visitenkarte hinterlassen.”
“Sag’s mir, Rafe”, bat sie. “Mir ist ganz schlecht.”
Rafe
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