Der Preis des Ruhms
und beobachtete sie schweigend. Wenn sie keine Schauspielerin wäre, könnte sie Tänzerin sein, dachte er. Ihre Bewegungen waren so anmutig und fließend. Er erinnerte sich an die Bälle, die sie zusammen besucht hatten. Die Leute, die im Outback lebten, besuchten gern solche Veranstaltungen.
Die Bälle auf Kimbara waren unvergesslich gewesen. Mit seinem attraktiven Äußeren und seiner unnahbaren, spöttischen Art hatte Stewart Kinross seinem Image als Gutsherr alle Ehre gemacht. Ally sah ihrem Vater sehr ähnlich, genau wie Brod – abgesehen von seinen blauen Augen –, doch wenn man sie sah, dachte man automatisch an Fee. Es musste Sir Andrew das Herz gebrochen haben, als sie nach England gegangen war.
Er hatte seine einzige Tochter über alles geliebt. Sie hatte ihm einen Strich durch seine Pläne gemacht, denn er hatte sich natürlich gewünscht, dass sie einen Mann wie seinen Vater heiratete und auf Kimbara blieb. Und er hatte sich viele Enkelkinder gewünscht. Drei hatte er schließlich bekommen. In Brod und Ally war er vernarrt gewesen, Francesca hingegen hatte er kaum gekannt.
Es war ganz still in dem alten Ballsaal, der seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden war. Die Kinross hatten ihren großen Saal gebaut, um dort Viehzüchterkonferenzen und Galaveranstaltungen abzuhalten. Die Tanzveranstaltungen bei den Camerons waren immer eine Hommage an ihre schottischen Vorfahren gewesen.
Ally blieb vor einem beeindruckenden Porträt von Charles Cameron in schottischer Tracht stehen, das im Ballsaal über vergoldeten Stühlen an der Wand hing. Etwa zwei Meter daneben hing ein Porträt seiner Frau, die ein weißes Ballkleid und darüber eine Schärpe mit dem Clanmuster der Camerons trug. Sie war hübsch und hatte eine üppige Figur, rotblondes Haar, große braune Augen und gerötete Wangen. Und sie lächelte strahlend, obwohl sie für Charles Cameron nur zweite Wahl gewesen war, nachdem Ewan Kinross Cecilia geheiratet hatte.
“Ich frage mich, was bei unseren Vorfahren schiefgelaufen ist”, bemerkte Ally. Es gab viele Theorien, aber niemand wusste es genau. “Ich kann mir nicht vorstellen, einen Mann zu heiraten, obwohl ich einen anderen liebe.”
Rafe verspürte einen schmerzhaften Stich, versuchte jedoch, es sich nicht anmerken zu lassen. “Die Menschen machen ständig Kompromisse, Ally. Die Frau, die ich einmal heirate, bist vielleicht nicht du, aber ich werde sicher lernen, sie zu lieben.”
Sie drehte sich zu ihm um und musterte ihn scharf. “So leicht kannst du dich in jemand anders verlieben?”
Er nickte ruhig. “Ich will mein Dasein nicht als Junggeselle fristen. Ich möchte eine Familie. Kinder. Ich mag Kinder.”
Wie hatte sie diesen Mann nur verlassen können? “Ich weiß, dass du ein wundervoller Vater sein wirst.” Ally ging zu dem Porträt von Charles Camerons Frau, um es zu betrachten. “Von ihr hast du also das schöne Haar. Und die braunen Augen mit den goldenen Sprenkeln. Grants Haarfarbe ist dunkler als deine.” Sie seufzte. “Sie wirkt sehr offen und nett. Ich mag sie.”
“Sie ist nicht Cecilia, die Verführerin”, bemerkte er trocken.
“Cecilia sollte nie glücklich werden. Diese Frau schon.”
Er verzog den Mund. “Charles Cameron dachte wohl genau wie ich, dass das Leben weitergehen muss. Seine Ehe mit ihr war sehr glücklich.”
“Das freut mich.” Sie drehte sich um und lächelte ihn an. “Ihr Camerons seid so eine nette Familie. Mein Großvater hatte gehofft, Fee und dein Vater würden sich ineinander verlieben.”
“Ja, ich weiß. Aber ich bin froh, dass es nicht dazu gekommen ist. Dad hat einmal zugegeben, dass er für sie geschwärmt hat. Aber ihm war klar, dass sie nie eine gute Farmersfrau abgeben würde.” Ihm krampfte sich das Herz zusammen. Wie die Tante, so die Nichte.
“Tanzt du mit mir?”, fragte Ally unvermittelt. “Tun wir so, als wäre alles wie früher. Ich erinnere mich noch, wie ich als Kind in diesen Raum geschaut und die Erwachsenen beobachtet habe.” Sie schloss die Augen und begann, sich im Kreis zu drehen. “Ist es nicht romantisch?”
Ally drehte und drehte sich. Sie trug ein ärmelloses, tief ausgeschnittenes weites Sommerkleid aus weißer Baumwolle mit einer großen aufgedruckten Hibiskusblüte. Es war ein Kinderkleid, nur war sie kein kleines Mädchen mehr, sondern eine Frau.
Alle Jungen hatten mit ihr tanzen wollen. Sie hatte eine schöne Singstimme, aber den Text brachte sie durcheinander. Er musste an sich halten,
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