Der Preis des Verrats (German Edition)
„Vielleicht. Aber Sie sollten weiterhin Agent Tierney zu mir sagen. Selbst meine Mutter tut das. Jeder, mit Ausnahme von Reid, genau genommen.“
Caitlyn lächelte leicht über seinen Witz, dann griff sie in ihre Handtasche und suchte nach ihrem Handy. „Wenn Sie mich entschuldigen wollen, ich werde jetzt in den Flur gehen und Reids Schwester anrufen.“
„Die werden eine Stunde oder länger brauchen, um hierherzukommen. Seine Schwester und ihr Mann leben in Silver Spring, und sie müssen vermutlich jemanden finden, der bei den Mädchen bleibt. Soll ich Sie nicht einfach nach Hause bringen?“
Caitlyn schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier.“
„Reid ist auf dem Weg der Besserung – die Krankenschwester hat gesagt, es würde noch eine Weile dauern, bis er in ein Zimmer verlegt wird.“ Tierney schaute demonstrativ auf Caitlyns blutbefleckten Pullover. „Und ich denke, wenn seine Familie ankommt, möchten Sie das da vielleicht nicht anhaben.“
Tierney hatte recht – sie konnte Ben oder Megan nicht in diesem Aufzug gegenübertreten. Das würde sie nur noch mehr verängstigen.
„Ich werde sowieso zu Ihrem Haus fahren. Jetzt, da ich weiß, dass Reid über den Berg ist, muss ich von den Jungs aus Middleburg die Kontrolle über den Tatort übernehmen.“ Agent Tierney unterdrückte mit der Faust ein Gähnen, während er aufstand. „Sie können vom Auto aus anrufen. Sobald Sie sich umgezogen haben, werde ich dafür sorgen, dass ein Cop Sie zurückbegleitet. Bei der Hölle, die hier gerade losbricht, müssen Sie da draußen nicht allein sein.“
„Na schön.“
„Ich mache noch mal einen Abstecher zur Herrentoilette. Ich treffe Sie dann unten.“
Caitlyn sammelte ihre Sachen zusammen, stoppte beim Schwesternzimmer und hinterließ ihre Handynummer, für den Fall, dass sich Reids Zustand verschlechterte, bevor sie zurückkam.
Sie hielten an einer Tankstelle außerhalb von Leesburg, um zu tanken. Während Agent Tierney Benzin nachfüllte und anschließend nach drinnen ging, um zu bezahlen, blieb Caitlyn im Auto, in Gedanken noch bei ihrem kurzen Gespräch mit Reids Schwester. Sie hatten keine Minute miteinander gesprochen. Caitlyn hatte rasch erklärt, was geschehen war, wo Reid war und dass er wieder in Ordnung kommen würde. Megan hatte versprochen, so schnell sie konnte im Krankenhaus zu sein, und dann die Verbindung unterbrochen. Sie hatte weder zornig noch vorwurfsvoll gewirkt, nur verängstigt. Was Caitlyn ihr nicht vorwerfen konnte.
Ohne Heizung war es kalt im Wagen geworden. Sie legte das Handy auf den Autositz und rieb sich mit den Händen über die Oberarme. Dann blickte sie durch die Fenster des Ladens zu Tierney hinüber. Er stand in der Schlange an der Kasse hinter einer Frau mit einem quengeligen Kind auf dem Arm und wartete, bis er an der Reihe war. Caitlyn wünschte sich sehnlichst, die Frau möge sich beeilen und endlich zahlen. Sie wollte nach Hause, um sich umzuziehen, und dann ins Krankenhaus zurückkehren. Erleichtert atmete sie auf, als sich Tierney endlich durch die Glastüren schob und etwas, das aussah wie eine Packung Zigaretten, in die Tasche seines Jacketts stopfte.
„Haben Sie das gesehen?“, fragte er und blickte finster drein, während er auf den Fahrersitz glitt. Er schloss die Tür und legte den Sitzgurt an. „Warum in aller Welt nimmt jemand zu dieser Stunde ein Kind mit nach draußen?“
Caitlyn schüttelte zustimmend den Kopf.
Sie fuhren zurück auf den Highway und steuerten in Richtung Middleburg. Ihre Unterhaltung erlahmte mit der Zeit. Tierney schien sich auf das Fahren zu konzentrieren. Die Hände im Schoß gefaltet, beobachtete Caitlyn, wie ab und an die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos an ihnen vorbeizogen. Einige Minuten später sprang vor ihnen eine Ampel auf Gelb. Tierney begann das Fahrzeug zu verlangsamen.Bislang waren sie mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit gefahren.
„Verdammte Ampeln“, murmelte er und bremste schärfer, als die Ampel auf Rot schaltete. Als das Auto zum Stehen kam, verleitete die Trägheit der Masse Caitlyns Handy dazu, vom Ledersitz auf den Boden zu rutschen.
„Mein Handy.“ Sie öffnete ihren Gurt, langte hinunter, tastete in der Dunkelheit nach dem Telefon. Plötzlich umschlossen ihre Finger einen dünnen rechteckigen Gegenstand. Caitlyn setzte sich auf. Sie hielt ein digitales Aufnahmegerät in den Händen. Das Gehäuse war geborsten und an einer Seite fehlte ein Stück Plastik.
„Da unten fliegt eine Menge
Weitere Kostenlose Bücher