Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
Vom Netzwerk:
…“
    „Und ich sage dir doch, sie ist da, im Krankenhaus. Ruh dich etwas aus, okay?“
    Die Leitung war tot. Reid schaute Megan an. Sie saß übernächtigt und gähnend auf einem Stuhl mit Kunststoffpolster, den Blick auf eine Dauerwerbesendung im Fernsehen gerichtet. Das war mehr oder weniger das Einzige, was um vier Uhr morgens gesendet wurde. Reid spürte, wie ihn Schuldgefühle überkamen. Immer noch kämpfte er gegen die beruhigende Wirkung der Medikamente an. Er legte den Kopf auf das Kissen zurück und ging im Geiste wieder alle Möglichkeiten durch, wo sich Caitlyn aufhalten könnte.
    Sie musste bald eintreffen.
    Einige Zeit später öffnete er die Augen, erschrocken und wütend, weil er eingenickt war. Er wusste nicht, was schlimmer war – der Wundschmerz, der durch seinen Arm und die Schulter strahlte, oder die Nebelwolke, in die ihn die Betäubungsmittel getaucht hatten. Megan war mittlerweile verschwunden, aber ein Pfleger war im Zimmer und leerte die Abfallkörbe. Der Duft seines scharfen Rasierwassers wehte durch die Luft. Der Geruch half Reids Unterbewusstsein auf die Sprünge. Plötzlich erinnerte er sich daran, was sich vorhin seinem Verständnis entzogen hatte. Da war ein deutlich erkennbarer Duft in dem Esszimmer gewesen, der sich mit dem ätzenden Geruch nach Schießpulver vermischt hatte.
    Eau de Cologne.
    Der Pfleger ging hinaus und nahm die Müllsäcke mit sich.
    Reid verwarf den verrückten Gedanken, schrieb die Erinnerung an Mitchs Rasierwasser mit der Moschusnote seiner Verwirrtheit durch den Blutverlust zu. Oder vielleicht war es sogar der Tumor, der die Erinnerungen in seinem Kopf durcheinanderbrachte. Ein Blick auf die runde Wanduhr im Zimmer sagte ihm, dass weitere dreißig Minuten verstrichen waren. Immer noch kein Zeichen von Caitlyn. Wo war sie?
    Vielleicht konnte er Mitch dazu bewegen, nach ihr zu suchen. Reid rief erneut mit Megans Handy bei seinem Partner an, aber dieses Mal nahm er nicht ab.
    Eine Notiz in Megans Handschrift lag auf dem Nachttisch neben dem Bett. Reid nahm sie zur Hand.
    Du hast geschlafen, und wir wollten dich nicht wecken. Wir sind in der Cafeteria und trinken einen Kaffee. Ruf uns auf Dads Handy an und wir kommen wieder hoch .
    Sie hatte einen Smiley ans Ende der Nachricht gemalt. Ihre Autoschlüssel lagen ebenfalls dort, neben einer beschlagenen Wasserkaraffe und einem Stapel Pappbecher.
    Er musste Caitlyn finden. Aber das Problem war, er hatte keine Ahnung, wo er nach ihr suchen sollte. Trotz all der Beteuerungen, sein Bauchgefühl sagte ihm, sie war nicht im Krankenhaus, und das dumpfe Gefühl, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte, wurde immer stärker. Reid setzte sich auf und warf die Beine über die Bettkante. Er wartete einige Augenblicke, bis die Benommenheit nachgelassen hatte. Als er sich die Infusionsnadel aus dem Handrücken zog, zuckte er ein wenig zusammen.
    Er würde Caitlyn finden, sich vergewissern, dass sie in Sicherheit war, und dann zurückkehren.
    Sobald er aufrecht stand, trat er zum Waschtisch des Zimmers. Ein Schrank beherbergte die Jeans, die er getragen hatte, als er in die Notaufnahme eingeliefert worden war. Mühsam zog er sie an. Aber er hatte weder Schuhe noch ein Hemd. Reid schaute zu der schlafenden Gestalt in dem Bett auf der anderen Seite des Vorhangs – ein Mann, wahrscheinlich Anfang bis Mitte vierzig. Reid durchsuchte die Habseligkeiten des Mannes, die fein säuberlich gestapelt in einem separaten Schrankfach lagen. Ein Paar braune Halbschuhe schienen ungefähr die richtige Größe zu haben. Da war auch noch ein Flanellhemd, eine Nummer zu groß, was hilfreich sein konnte, wegen der dicken Bandage, die um seinen Bizeps gewickelt war. Reid zog das Krankenhaushemd aus. Sein Arm war steif und schmerzte vor Anstrengung, als er das Hemd überzog und dann mit den Füßen in die Schuhe schlüpfte.
    Er griff nach Megans Handy und den Autoschlüsseln, ging zur Tür und schaute in den menschenleeren Korridor hinein. Leise bewegte er sich den Flur hinunter, nahm die Treppe, umnicht den Stationsschwestern oder seiner Familie in die Arme zu laufen. Er hatte es halb durch die Lobby des Krankenhauses geschafft, als jemand ihn beim Namen rief.
    „Agent Novak?“
    Ein Polizist der Middleburg Police kam durch die edle, ganz in Marmor und Glas gehaltene Lobby auf ihn zu. „Ich bin Officer Cusick – sind wir uns nicht schon mal begegnet? Im Haus der Treadwells?“
    Der Officer war noch ziemlich jung. Wäre er nicht in Uniform

Weitere Kostenlose Bücher