Der Preis des Verrats (German Edition)
sie davon ab, weiterzugehen. „Hast du eine Waffe in der Nähe?“
„Hier in meiner Kommode. Ich bewahre sie jetzt schon seit einer Weile dort auf.“
„Gut. Schließ die Tür hinter mir und verriegele sie.“
„Ich gehe mit …“
„Nein, Caitlyn.“ Sie sahen sich an, bis er ihre Einwilligung spürte. Sie berührte seinen Arm mit kalten Fingern, dann schloss sie widerwillig die Tür. Er wartete, bis er hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, dann bewegte er sich vorsichtig den dunklen Flur hinunter. Die Waffe hielt er vor sich im Anschlag. Als er den Treppenabsatz erreichte, hielt Reid inne, lauschte nach einem weiteren Geräusch. Aber es war jetzt still, bis auf das gleichmäßige Ticken der Standuhr in der Diele.
Nervös holte er Luft. Dann begann er langsam die Treppe hinunterzuschleichen, presste dabei den Rücken gegen die vertäfelte Wand. Rasch sah er sich im Wohnzimmer um, erkannte aber nichts im Dunkeln, bis auf die Möbel und die verlöschende Glut im Kamin. Der nächste Raum, den er überprüfen wollte, war das Esszimmer und dann die Küche und die Garderobe.
Er verließ die Treppe und bog um die Ecke. Blickte über den großen Essbereich hinweg. Plötzlich drehte sich sein Magen um hundertachtzig Grad. Eine der Glastüren, die auf die Veranda führten, stand halb offen. Ein Windzug von draußen ließ ihre Unterkante über den alten Kiefernholzboden schrammen. Reid durchquerte den Raum, überprüfte die Tür und entdeckte das aufgebrochene Schloss. Doch das Zimmer selbst schien leer. Mit vorsichtigen Schritten zog er sich zurück und begann den langen Korridor zur Küche hinunterzuschleichen.
Kurz kontrollierte er noch das kleine Bad und kam dann zurück in den Flur. In diesem Moment hörte er das Aufbrüllen der Pistole, spürte den Putz Zentimeter von seinem Kopf entfernt von der Wand spritzen. Reid fuhr herum, zielte und feuerte auf die dunkle Gestalt, die von irgendwoher hinter ihm aufgetaucht war. Es war ein Mann. Er trug eine Skimaske.
Der Unbekannte hechtete ins Esszimmer. Adrenalin brandete durch Reids Körper. Mit erhobener Waffe drückte er sich gegen die Wand. Wartete. Hatte er den Kerl getroffen? Er konnte hören, wie Caitlyn im oberen Stock verzweifelt seinen Namen rief.
„FBI!“, brüllte Reid in die Dunkelheit. „Legen Sie Ihre Waffe nieder und kommen Sie jetzt raus!“
Es kam keine Antwort. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Eindringling, wenn er nicht zu Boden gegangen war, durch die offene Glastür wieder zurück nach draußen gelaufen. Reid wappnete sich und bewegte sich langsam Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Er holte Luft und machte einen Satz in den dunklen Raum, den der Eindringling betreten hatte, darauf gefasst, erneut zu schießen.
Die Glastür bewegte sich in einer weiteren nächtlichen Bö. Auf der Veranda klimperten die Windspiele wie wild.
Ein kaum hörbares Knarren ließ Reid wie elektrisiert auffahren. Er drehte sich um. Im selben Moment sah er das Aufblitzen von Mündungsfeuer. Die Explosion klang wie Kanonendonner, die Kraft der Kugel stieß Reid zu Boden. Sein rechter Arm fühlte sich schwer an, regelrecht taub. Die Gestalt kam hinter dem Schrank hinter der Servierküche hervor. Die schwarze Maske verdeckte sein Gesicht bis auf Mund und Augen.
Reid versuchte Luft zu schöpfen, aber seine Lunge verweigerte sich. Er blutete aus der Wunde oben am Bizeps. Wo war seine Waffe? Er suchte den dunklen Boden ab. Als er sie ein Stück entfernt entdeckte, versuchte er sie zu greifen, aber seine Finger gehorchten ihm nicht.
Der Mann starrte zu Reid herunter, die Waffe auf ihn gerichtet. Reid versuchte, sich an der Wand nach oben zu drücken. Sein Herz hämmerte wild. Er wartete auf den Druck am Abzug. Aber der nächste Schuss kam von außerhalb des Zimmers. Der Mann zuckte zusammen, als die Fenstertür des Geschirrschranks hinter ihm zersplitterte und Glas herabregnete. Rasch verschwand er durch die offene Verandatür.
„Reid!“ Caitlyn rannte in das Zimmer, fiel neben ihm auf die Knie. Sie hielt eine kleine Derringer-Taschenpistole in der Hand. „Oh Gott!“
„Ich bin … okay.“ Er kniff die Augen zu und bedeckte das Loch in seinem Arm mit der anderen Hand. Die Taubheit wichzunehmend einem stechenden Schmerz, und warmes Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch. Der beißende Geruch nach Schießpulver erfüllte die Luft.
„Du bist angeschossen …“
„Caitlyn, hör mir zu.“ Er biss die Zähne zusammen, versuchte
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