Der Preis des Verrats (German Edition)
mit ihm führte, wiederholt benutzt, um seine Opfer zu beschreiben. Reid hatte bis jetzt nicht darüber nachgedacht. War das nur ein Zufall, dass Mitch denselben Begriff verwendet hatte?
Er wusste, er griff nach einem Strohhalm.
Dennoch, aus einem Impuls heraus rief er die Telefonauskunft an und bekam die Nummer vom Springdale Penitentiary. Es dauerte einige Minuten, bis er dort jemanden erreichte, der so früh am Morgen helfen konnte. Aber schließlich hatte Reid Erfolg.
„Agent Novak?“, dröhnte ein Wachhabender mit schwerem Baltimore-Dialekt ins Telefon. „Sie sagen, Sie brauchen jemanden, der die Besucherprotokolle von Häftling Nummer 86213 durchgeht? Joshua Edward Cahill?“
„Ich suche einen bestimmten Besucher. FBI Special Agent Mitchell Tierney.“
„Nun, wie ich sehe, war er gestern hier“, stellte der Mann nach einigen Sekunden fest. „Sein Name steht auf der Liste.“
Reid bekam einen trockenen Mund. „Um wie viel Uhr?“
„Er hat sich um siebzehn Uhr fünfzehn eingetragen und kam wieder raus um kurz vor achtzehn Uhr.“
Mitch war also unmittelbar nach der Pressekonferenz losgefahren, um sich mit Cahill zu treffen. Warum? Er hatte diesen Besuch überhaupt nicht erwähnt. Plötzlich fiel Reid etwas auf. Obwohl sie Cahills gesamte Kommunikation und seine Besucher seit dem Auftauchen des Nachahmungstäters überwacht hatten, waren FBI-Mitarbeiter nicht näher unter die Lupe genommenworden. Und Mitch war für die Auswertung verantwortlich gewesen.
„Ich möchte, dass Sie sich die letzten paar Monate ansehen und mir sagen, wie oft Agent Tierney da gewesen ist.“
„Jedes Protokoll umfasst immer nur die aktuelle Woche, Agent. Ich werde ins Archiv gehen müssen, um die alten Listen zu prüfen. Ich kann Sie zurückrufen.“
„Bitte tun Sie das, so schnell wie möglich“, sagte Reid. Er gab ihm Megans Handynummer und klappte das Telefon zu. Dann bog er in den Waldweg ein, der zu Caitlyns Haus führte. Als er auf die Auffahrt des Farmhauses fuhr, stand dort außer Caitlyns BMW nur noch der Streifenwagen der Middleburg Police. Glücklicherweise erkannte ihn der Officer, der auf der Veranda Wache schob, wieder.
„Wie lange ist es her, dass Agent Tierney weggefahren ist?“, fragte Reid, während er aus dem Cherokee stieg und näher kam.
„Ungefähr zwanzig Minuten“, sagte der Officer. Er war ein Mann mittleren Alters, fast kahl und hatte einen leichten Bauchansatz unter der dunklen Uniform.
„War er allein?“
„Da bin ich mir ziemlich sicher.“ Der Officer schaute Reid neugierig an. „Sind Sie okay, Agent Novak? Sollten Sie nicht im Krankenhaus sein?“
„Sie haben mich entlassen“, murmelte Reid. War es möglich, dass sein Partner Caitlyn irgendwo versteckt hielt und sich zur gleichen Zeit am Tatort blicken ließ? Reid malte sich aus, wie Caitlyn gefesselt und geknebelt im Kofferraum von Mitchs Dienstwagen lag. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei dieser Vorstellung. Er trat auf die Veranda. „Ich muss ins Haus, um meine Marke und meine Waffe zu holen.“
„Ihre Waffe wurde zu den Beweisstücken gelegt. Und Agent Tierney hat Ihre Dienstmarke.“
„Ich muss trotzdem hinein.“
Der Officer nickte und ließ ihn vorbei. Reid hob das Absperr-band an und duckte sich darunter hindurch. Bei der Bewegungfühlte er sofort einen stechenden Schmerz in Arm und Schulter. Er ging nach oben in Caitlyns Arbeitszimmer. Zu seiner Erleichterung lag der Zettel mit der Zahlenkombination für den Waffenschrank noch immer im Schreibtisch. Reid öffnete den Safe und nahm eine Pistole und Munition heraus, steckte die Waffe in den Bund seiner Jeans und verdeckte sie unter dem viel zu großen Hemd. Als er durch das Wohnzimmer ging, nahm er sein Handy an sich, für den Fall, dass Caitlyn versuchte, ihn zu erreichen.
Für den Fall, dass der absurde Weg, den seine Gedanken eingeschlagen hatten, falsch war.
Er betete zu Gott, es möge so sein.
Reid hatte gerade den Cherokee angelassen, als die Doppelscheinwerfer eines Trucks auf dem Waldweg auftauchten. Der Rambling-Rose-Transporter dröhnte die Auffahrt hinauf. Reid trat auf die Bremse und kurbelte das Fenster hinunter, als sich die zwei Fahrzeuge begegneten.
„Ich war früh auf und habe im Fernsehen von der Schießerei gehört. Ein FBI-Agent“, sagte Manny Ruiz über das Brummen des Truckmotors hinweg. „Ich dachte, das wären Sie.“
„Caitlyn ist verschwunden. Haben Sie etwas von ihr gehört?“
Manny Ruiz schüttelte den Kopf,
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