Der Preis des Verrats (German Edition)
gewesen, Reid hätte ihn für einen Collegestudenten gehalten. „Richtig … Cusick.“
„Ich wette, Sie haben Schmerzen“, bemerkte der Officer und warf einen Blick auf Reids verletzten Arm. „Ich bin überrascht, dass sie Sie schon entlassen haben. Sie haben mächtig geblutet, als Sie in der Notaufnahme ankamen.“
„Sie waren hier?“
„Ich habe den Notruf aus dem Cahill-Haus entgegengenommen. Chief Malcolm hat mich hierher geschickt, um eine Aussage von Ms Cahill aufzunehmen. Ich bin dem Krankenwagen gefolgt.“ Cusick grinste. „Ich bin mit einer der Krankenschwestern zusammen, also habe ich hier noch etwas rumgehangen. Hab ein bisschen geschwänzt, verstehen Sie? Ich sollte zurückfahren, bevor sie mich am Arsch …“
„Haben Sie heute Nacht mit Caitlyn Cahill gesprochen?“, fragte Reid.
„Ja. Während Sie operiert wurden.“
„Wie lange ist das her?“
„Schon eine Weile.“ Der Officer schaute ihn prüfend an. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Agent Novak, aber Sie sehen etwas blass aus. Vielleicht sollten Sie sich hinsetzen …“
„Haben Sie sie seitdem gesehen? Es ist wichtig.“
Cusick steckte seine Hände in den Pistolengurt und dachte nach. „Wissen Sie, ich habe sie tatsächlich noch einmal gesehen.“
Der Officer wies zu einer Holzbank neben dem Informationsschalter. „Meine Freundin hatte Pause, und sie und ich saßengenau da drüben. Ms Cahill kam in Begleitung dieses großen Typen. Sie kennen ihn – er ist auch FBI-Agent. Ich habe ihn vom Treadwell-Haus her wiedererkannt. Außerdem trug er eine verdeckte Waffe. Solche Dinge wecken in einem öffentlichen Gebäude tendenziell meine Aufmerksamkeit.“
„Agent Tierney?“
„Genau der.“
Reid überkam ein beunruhigendes Gefühl. Mitch hatte behauptet, er hätte Caitlyn zuletzt oben im Warteraum der Chirurgie gesehen. Die nächste Frage fühlte sich fremd und unerwartet an, als sie ihm über die Lippen kam. Er konnte kaum glauben, dass er sie laut aussprach.
„Haben Sie bemerkt, ob Ms Cahill das Krankenhaus zusammen mit Agent Tierney verlassen hat?“
Officer Cusick nickte. „Ja, hat sie. Sie sind direkt durch die Türen dahinten zum Parkplatz gegangen.“
46. KAPITEL
Reid schob sich durch die Glastüren und verließ das Krankenhaus. Als er Megans und Coopers Jeep Cherokee zwischen den Reihen der Fahrzeuge ausgemacht hatte, schwitzte er bereits, sein ganzer Körper zitterte vor Anstrengung. Er kletterte in das Fahrzeug. Dann nahm er sich eine Minute Zeit, schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die Lehne des Fahrersitzes.
Nein, er war keinesfalls dabei, den Verstand zu verlieren. Es gab Gründe für seine beunruhigenden Gedanken. Mitch hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt, wann er Caitlyn zum letzten Mal gesehen hatte, und jetzt hatte er einen Augenzeugen, der die beiden beobachtet hatte, wie sie zusammen das Gebäude verließen. Reid überlegte, ob Mitch und Caitlyn draußen vielleicht getrennter Wege gegangen waren oder ob es sein konnte, dass dieser Frischling von einem Officer komplett falschlag. Trotzdem, irgendetwas passte hier definitiv nicht zusammen. Er quälte sich mit dem Gedanken, der Rasierwasserduft im Esszimmer könnte Wirklichkeit gewesen sein. Als er den Motor startete, versuchte Reid erneut, sich die Augen des Schützen vorzustellen, wie sie ihn durch die Schlitze der Maske anstarrten. Nervös und unsicher rieb er sich mit der Hand über das Gesicht.
Das war verrückt. Es war immer noch Mitch , über den er nachdachte.
In der Zwischenzeit war Caitlyn verschwunden. Reid fuhr vom Parkplatz und bemühte sich, die Steifheit und das Pochen in seinem rechten Arm nicht weiter zu beachten. Nicht sicher, was er sonst tun sollte, startete er Richtung Middleburg. Vielleicht war Mitch noch am Tatort. Zumindest könnte er ihn dann mit seinem Verdacht konfrontieren und versuchen herauszufinden, was wirklich los war.
Es waren keine fünfzehn Meilen bis zu Caitlyns Haus. Reid raste den Highway jenseits des Tempolimits entlang, obwohl er ohne Führerschein und Dienstmarke unterwegs war. Währender fuhr, spie sein rasender Verstand einen Gedanken nach dem anderen aus.
Wo wir gerade von Eisköniginnen reden, wie geht’s denn Ms Cahill?
Reid rief sich ein früheres Gespräch mit Mitch ins Gedächtnis zurück. Sie waren in einer Bar gewesen, das war noch zu Beginn der Ermittlungen. Mitch hatte Caitlyn immer Eiskönigin genannt. Das Wort hatte Joshua Cahill während der psychologischen Befragungen, die Reid
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