Der Preis des Verrats (German Edition)
arbeitet er auf eigene Faust und schreibt offenbar ein Buch über meine Familie. Nachdem ich mich geweigert hatte, mit ihm am Telefon zu sprechen, kam er gestern hier heraus. Ich habe ihn nicht gesehen, aber er hat eine Visitenkarte unter der Eingangstür durchgeschoben.“
„Wie heißt er?“
„Hal Feingold. Erinnern Sie sich an ihn?“
Reid nickte. „Wir sind uns während der Ermittlungen ein paar Mal über den Weg gelaufen. Könnte es sein, dass er es war, der hier heute Nacht eingebrochen ist? Vielleicht hat er nach Informationen für sein Buch gesucht?“
„Ich weiß nicht. Ich habe den Eindruck, dass er ziemlich hartnäckig ist, aber in mein Haus einbrechen … das geht doch ein bisschen zu weit.“
„Ich werde das untersuchen.“
„Sie klingen, als ob Sie sich gerade über eine rein beratende Rolle hinaus engagieren würden, Agent“, stellte Caitlyn nüchtern fest.
„Reid“ , betonte er. Das sanfte Licht im Wohnzimmer verstärkte seine hageren, maskulinen Züge. Caitlyn betrachtete verstohlen sein Gesicht, während er seinen Kaffee trank. Der Kontrast zwischen seinen grauen Augen und dem kurzen dunklen Haar stach ihr ins Auge. Trotz allem, was an diesem Abend geschehen war, fühlte sie sich immer noch zu ihm hingezogen. „Reid …“, fragte sie zögernd. „Warum bist du beurlaubt?“
Für einen kurzen Moment schien es ihr, als ob sich seine Augen verdunkelten. Aber dann zuckte er mit den Schultern. „Ich brauchte eine Pause, schätze ich. Eine Weile mal weg.“
Caitlyn dachte darüber nach. „Die Dinge, mit denen du es bei der Violent Crimes Unit zu tun hast, sind, vorsichtig ausgedrückt, sicher nicht einfach. Das fordert seinen Tribut.“
„Du klingst wie meine Schwester.“
Sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass ein Mann wie Reid Novak eine Familie haben könnte oder ein ausgefülltes Leben neben dem FBI, stellte Caitlyn in diesem Augenblick fest. Eigentlich hatte sie angenommen, er wäre Single, wegen des nicht vorhandenen Eherings. Ganz zu schweigen von der Intensität, die er bei seiner Arbeit ausstrahlte. All das hatte sie annehmen lassen, er wäre ausschließlich auf seine Karriere konzentriert.
„Du hast eine Familie?“
Er grinste leicht bei ihrer Frage. „Überrascht dich das?“
„Das … meinte ich nicht“, stammelte sie.
„Meine Schwester Megan unterrichtet Erstklässler in Silver Spring. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ich habe auch einen Vater. Er war vor seiner Pensionierung Detective bei der D. C. Police, Sittendezernat.“
Caitlyn fand das interessant. „Dann liegt dir die Strafverfolgung also im Blut.“
„Ich bin die dritte Generation von Novaks, die dient und schützt. Mein Großvater war auch ein Cop.“ Seine Augen sahen verhangen unter den dunklen Wimpern hervor, die grauen Iris waren schwarz umrandet. Schlafzimmerblick . Caitlyn hatte diesen Ausdruck schon einmal gehört, aber erst jetzt verstand sie wirklich, was er bedeutete.
Sie unterhielten sich weiter, beinahe eine Stunde lang, bis der Kaffee getrunken war und der tiefe Glockenschlag der Standuhr sie daran erinnerte, wie die Zeit verging.
„Du solltest zu Bett gehen“, sagte Reid, als sie ein Gähnen unterdrückte. „Ich sorge dafür, dass das Feuer ausgeht. Und ichwerde das Durcheinander, das die Kriminaltechniker hier überall hinterlassen haben, ein bisschen aufräumen.“
Caitlyn berührte sein Handgelenk, als er versuchte, an ihr vorbeizugehen. „Ich werde mich morgen darum kümmern. Du bist sicher auch müde. Du kannst eines der Gästezimmer im ersten Stock nehmen. Das erste Zimmer auf der rechten Seite hat ein größeres Bett.“
Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde bei dem Gedanken, dass er in ihrer Nähe schlafen würde. Das Gästezimmer, ganz in verschiedenen Gelbtönen und Lavendelblau eingerichtet, grenzte an ihr Schlafzimmer und bot einen Ausblick über den gesamten Hof und den Reitplatz. „Das Zimmer hat ein eigenes Bad. Es sollte alles da sein, was du …“
Sie stockte, als er die Hand hob, ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich und hinter das Ohr klemmte. Stirnrunzelnd sah er sie an.
„Ich weiß, die Nacht war aufregend …“
„Mir geht es gut, wirklich“, versprach sie. Einen Moment lang dachte sie, er würde noch etwas sagen, aber er sah sie einfach nur weiter an, als ob er den Wahrheitsgehalt ihrer Worte bemessen wollte. Hinter ihnen knisterte das verglühende Feuer.
„Danke noch mal, dass du hiergeblieben bist.
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