Der Preis des Verrats (German Edition)
schätze, ich bin in Panik geraten. Ich habe ein bisschen Angst, seit dem, was mit Aggie passiert ist. Aber was auch immer hiervor sich geht, die Behörden in Middleburg können das erledigen.“
„Ich bin froh, dass Sie mich angerufen haben, Caitlyn. Denn ich denke, Sie sind dieser Situation vielleicht nicht gewachsen.“
Sie blickte ihn forschend an und merkte, dass er noch etwas sagen wollte.
„Sie haben das Opfer identifiziert“, riet sie. Angst breitete sich in ihr aus. „Das vom Tatort im District.“
„Der Name der Frau ist Allison Murrell. Sie wohnte in Middleburg.“
Der Name sagte ihr nichts. „Was wollte sie in D. C.?“
„Wir wissen es nicht“, sagte Reid. „Sie wurde zuletzt vor ein paar Tagen gesehen. Ihre betagte Mutter hat sie als vermisst gemeldet. Es könnte sein, dass sie hier draußen entführt wurde. Heute Abend, als ich hierher fuhr, habe ich einen Anruf bekommen. Ihr Auto wurde auf einem Parkplatz hinter einem Weinlokal in Middleburg gefunden. Ein Laden namens Bellavino ?“
Caitlyns Magen überschlug sich fast. Das kleine Restaurant, in dem sie vorhin mit Sophie und Rob zu Abend gegessen hatte, lag genau gegenüber auf der anderen Straßenseite.
„Sie sehen etwas blass aus. Caitlyn?“
Reid machte einen Schritt auf sie zu, berührte sie leicht am Oberarm, um ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Sie hatte ihren Blazer mit dem Fischgrätmuster vor einer Weile ausgezogen und konnte jetzt die Wärme seiner Hand durch ihre dünne Seidenbluse spüren. „M…Mir geht’s gut.“
„Waren Sie schon mal im Bellavino ?“
„Ich bin ein paar Mal da gewesen, mit Freunden“, gab sie zu. „Aber ich bin kein Stammgast.“
„Ich würde heute Nacht gerne hierbleiben“, sagte er zu ihr mit leiser Stimme. „Ihre Alarmanlage ist außer Gefecht gesetzt und der Einbruch hat Sie bestimmt verunsichert.“
Sein Angebot überraschte Caitlyn. „Das müssen Sie nicht. Es ist schon nach Mitternacht …“
„Sie würden mir aber einen Gefallen tun. Ich müsste dannnicht zu dieser späten Stunde noch zurück in den District fahren.“
Der entschlossene Zug um seinen Mund verriet ihr, dass er ein Nein als Antwort nicht akzeptieren würde. Der Gedanke, dass Reid Novak die Nacht in ihrem Haus verbringen würde, war beruhigend und verwirrend zugleich. Caitlyn schaute ihn an und bemerkte seine Besorgnis. Er hatte offensichtlich keinerlei Hintergedanken bei seinem Vorschlag gehabt. Es ging ihm nur um ihren Schutz. Schließlich nickte sie kurz.
„Sind Sie müde?“, fragte er.
„Eigentlich nicht.“ Ehrlich gesagt, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie heute Nacht ein Auge zumachte.
„Vielleicht können wir dann ein Feuer im Kamin machen und einen koffeinfreien Kaffee trinken? Ich habe Kaminholz auf der Veranda gesehen.“
Er ging nach draußen, um das Holz zu holen, während Caitlyn in die große, rustikal eingerichtete Küche schlenderte und Kaffee kochte. Jemand hatte das zerbrochene Fensterglas zusammengefegt und Pappe in die Öffnung gestopft, damit die kalte Luft nicht hereindrang. Aber nicht nur das zerbrochene Fenster ließ sie frösteln. Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, was hätte passieren können, wenn sie ins Haus gegangen wäre, während der Eindringling noch drinnen war.
Sie bewegte sich vorsichtig um die Reste des Fingerabdruckpuders herum und bereitete den gewünschten Kaffee zu. Einige Minuten später kehrte sie mit einem Weidentablett, auf dem zwei Steingutbecher sowie Zucker und Milch standen, ins Wohnzimmer zurück. Reid hatte seine Lederjacke ausgezogen und sie über die Armlehne der Couch gelegt. In Jeans und einem Hemd, das ihm über den Hosenbund hing, kniete er neben dem Kamin und verteilte das Kaminholz mit einem eisernen Schürhaken. Schon leckten die Flammen gierig an dem trockenen Holz.
Als er fertig war, stand er auf und wischte sich seine Hände an den Hosenbeinen ab. Dann nahm er den Becher Kaffee inEmpfang. Er setzte sich, ein Stück von Caitlyn entfernt, in die andere Ecke des Sofas.
„Abgesehen von dem Pferd, ist in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches auf dem Anwesen passiert?“, fragte er und rührte Milch in seinen Kaffee.
Caitlyn trank einen Schluck aus ihrem Becher, bevor sie antwortete. Sie dachte an den Journalisten. „Ich bin nicht sicher, ob es erwähnenswert ist, aber ein Reporter hat mich angerufen. Er hat früher für die Washington Post über die Ermittlungen in Joshuas Fall und seinen Prozess berichtet. Jetzt
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