Der Preis des Verrats (German Edition)
Gute Nacht, Reid“, murmelte Caitlyn.
Sie wandte sich von ihm ab und ging die Treppe hinauf.
Reid saß auf der Bettkante und rieb sich niedergeschlagen über das Gesicht. Ich habe sie berührt . Im Bruchteil einer Sekunde hatten seine männlichen Instinkte die Oberhand gewonnen. Ihr helles, zerzaustes Haar hatte sich auf einmal in diese lebhaften grünen Augen ergossen und für einen Moment hatte er die Kontrolle über die Situation verloren.
Er war den Ermittlungen im Mordfall von D. C. nicht offiziell zugeordnet, und zumindest bis jetzt stand Caitlyn damit auch nicht in Verbindung. Aber die Geschichte, die sie beide verband, war dunkel, kompliziert und Caitlyn war zerbrechlich.So stark, wie sie sich auch gab, er befürchtete, dass sie sich nur mehr schlecht als recht zusammenriss.
Reid legte sich wieder zurück aufs Bett und versuchte krampfhaft einzuschlafen. Ihm ging so viel durch den Kopf – Caitlyn, seine bevorstehende Rückkehr in den aktiven Dienst. Er hatte die Schmerztabletten, die ihm Dr. Isrelsen anfangs verschrieben hatte, als die starken Kopfschmerzen begannen, der Tumor aber noch nicht diagnostiziert war, mitgenommen. Seit dem Vorfall draußen vor der Bar trug er das Mittel immer bei sich, für alle Fälle. Aber dann fiel Reid ein, dass ihn die schwindelerregenden Kopfschmerzen kein weiteres Mal heimgesucht hatten. Der erste Anfall war Zufall gewesen.
Der Schlaf würde nicht so einfach kommen, das war ihm klar. Er öffnete die Augen und ließ die Umgebung auf sich wirken. Die Lampe hatte er ausgeschaltet, dennoch fiel genug Mondlicht in den Raum, um die geschnitzten Bettpfosten erkennen zu können und die antike Kommode mit den Krallenfüßen. Blaue Vorhänge mit cremefarbenen Übergardinen umrahmten das Doppelfenster. Er wusste nicht, ob Caitlyn ihr Haus selbst eingerichtet oder einen professionellen Innenausstatter beauftragt hatte, aber es war elegant und gemütlich zugleich.
Er dachte darüber nach, was sie an Fakten in dem Fall bislang zusammengetragen hatten. Allison Murrell stammte aus Middleburg, und es schien jetzt, als ob sie hier in der Nähe entführt worden wäre. Mitch hatte ihm erzählt, dass er und Morehouse den Nachmittag in dem malerischen Städtchen verbracht und sich mit dem Personal des kleinen Restaurants unterhalten hatten, um zu sehen, ob sich einer davon an das Opfer erinnerte und ob die Frau mit jemandem zusammen dort gewesen war. Sie hatten nicht viel Nützliches erfahren. Reid spürte einen Knoten im Magen. Die Entführung hatte in Caitlyns Nähe stattgefunden und es gab jeden Grund, sich Sorgen um sie zu machen, insbesondere angesichts der jüngsten Vorfälle auf ihrem Grundstück. Er hatte ihr vorhin die Wahrheit gesagt, als er meinte, er würde nicht an Zufälle glauben. Nach einigen endlosen Minutenstand er auf und ging zum Fenster, die Arme über der nackten Brust verschränkt. Durch die Scheibe konnte er die Nachtluft spüren. Ein Frösteln legte sich über seine Haut.
Das Geräusch war erst schwach und schien weit entfernt. Caitlyn, sie rief etwas … klang es nicht flehend?
Er nahm sich noch die Zeit, seine Jeans anzuziehen, dann ging er in den Flur.
„Caitlyn?“
Er konnte sie hören, sie redete und schluchzte dabei.
Reid stieß die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf. Eine Nachttischlampe brannte und warf ein weiches Licht in das Zimmer. Sie lag auf der Seite, die Knie hatte sie an den Bauch gezogen. Ihr schmaler Körper bildete einen kleinen Hügel unter der geblümten Bettdecke.
„Caitlyn“, flüsterte er und berührte sie. Sie erwachte mit einem Ruck, wollte schon aus dem Bett klettern, bis er sie bei den Schultern fasste und beruhigte. „Alles in Ordnung. Schau mich an.“
Sie starrte ihn verschlafen an. „Reid?“
„Du hattest einen Albtraum. Das ist alles.“
Sie schüttelte langsam den Kopf, schien verwirrt und peinlich berührt. „Ich habe dich geweckt … Es tut mir so leid.“
„Ich habe sowieso nicht geschlafen.“ Reid ließ sich auf den Rand der Matratze nieder, sodass er neben ihr saß. Er wartete, bis sich ihr Atem wieder beruhigt hatte, legte seine Hand besänftigend auf ihren Rücken und spürte ihre feuchte Haut durch den Baumwollpyjama.
„Möchtest du mir davon erzählen?“, fragte er behutsam. Er wollte ihr ein offenes Ohr anbieten, sie aber auch nicht zu sehr bedrängen.
Caitlyn schwieg für eine Weile. Schließlich holte sie kurz Luft. „Ich träume von Joshua. Mindestens ein- oder zweimal pro Woche. Manchmal steht er
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