Der Preis des Verrats (German Edition)
zu ihm um. Er blieb dicht bei ihr stehen, und unwillkürlich blickte sie zu ihm auf. Betrachtete sein Gesicht mit den männlichen Zügen, den durchdringenden Blick aus grauen Augen. Sie hatten die Farbe von flüssigem Stahl, umrahmt von einem Tintenschwarz. Die dichten Wimpern hatten denselben mitternachtsdunklen Farbton.
„Das liegt daran, dass du mich nervös machst“, beschwerte sie sich. Ihre Stimme klang ein wenig zittrig und heiser. Dann fiel ihr Blick auf seinen Mund, der sich zu einem amüsierten Lächeln verzogen hatte. Es war nicht zu leugnen, er war einfach unglaublich sexy. Fast zwanghaft benetzte sie ihre Lippen, ihr Mund war plötzlich trocken geworden. Trotz der Kälte an diesem Nachmittag fühlte sich die Luft um sie herum plötzlich heiß an.
Reid blickte sie weiterhin unverwandt an. Auf einmal wurde seine Miene ernst, und in Caitlyn begann sich etwas zu regen. Er griff nach ihrer Waffe, nahm sie langsam an sich und sichertesie. Dann hob er seine freie Hand, berührte Caitlyns Gesicht, streifte mit dem Daumen über ihre vollen Lippen. Ihr Körper stand plötzlich in Flammen. In der Ferne hörte sie eines der Pferde leise wiehern.
„Caitlyn“, flüsterte Reid rau.
Seine Wimpern senkten sich über die Augen. Er neigte den Kopf zu ihr und küsste sie. Weich und fest zugleich lagen seine Lippen auf ihrem Mund. Caitlyn packte ihn am Saum seiner Lederjacke, zog ihn an sich. Ihre Münder verschmolzen miteinander. Caitlyn fühlte sich benommen, sein Kuss erregte ein unbändiges Verlangen in ihr.
In diesem Augenblick öffnete sich der Himmel und dicke, schwere Regentropfen prasselten auf sie herunter, trafen wie Eiskörner auf ihre erhitzte Haut. Sie lösten sich voneinander.
„Die Mühle“, keuchte sie. „Lass die Pferde unter den Bäumen zurück. Das macht ihnen nichts aus.“
Schnell suchten sie ihre Habseligkeiten zusammen. Reid nahm Caitlyn bei der Hand, und sie rannten in Richtung der verlassenen alten Mühle, die nahe am Bachbett stand. Das Gebäude war seit Langem ausgebrannt, aber was von seinem Dach noch übrig war, bot einigen Schutz vor dem Wolkenbruch. Atemlos und lachend erreichten sie die schattige Zuflucht.
„Ist dir kalt?“, fragte Reid. Sein kurzes, dunkles Haar war durchnässt und stand ihm wirr vom Kopf ab. Er legte ihre Waffe mitsamt der Tragetasche auf den Boden.
Sie spürte, wie sie vor Kälte bebte. „Ich friere.“
Reid rieb Caitlyns Schultern und Arme. „Vielleicht war es keine so gute Idee, nach draußen zu gehen, um Schießübungen zu machen.“
Er umschloss ihre Taille und zog sie in seine schwere Lederjacke, sein Körper wärmte sie. Er fühlte sich fest und stark an. Beschützend. Für eine kleine Weile ruhte sie sich an seiner Brust aus, lauschte seinem Herzschlag. Dann sah sie zu ihm auf. Seine Augen leuchteten verlangend. Sie drückte sich weiter an ihn, wollte beenden, was sie vorhin begonnen hatten.
Reid schien zu verstehen. Er küsste sie wieder, doch dieses Mal fordernder. Caitlyn spürte, wie sich seine Hände in ihrem feuchten Haar verfingen, während er ihren Kopf nach hinten zog. Ihr Kuss wurde noch tiefer, ihre Zungen umschlangen sich. Unwillkürlich rieb sie sich gegen ihn, erregt durch seine harte Männlichkeit, die sie durch die Jeans fühlte. Er kann mich haben, hier und jetzt, dachte sie wild. Trotz der Kälte und dem Regen, egal. Ihr Körper fühlte sich heiß an, und ihre engen Kleider schienen sie zu ersticken. Als Reid ihren Hals mit den Fingern liebkoste, stöhnte Caitlyn auf. Ihr Herz trommelte wie verrückt bei seiner Berührung.
„Ich will dich“, flüsterte sie an seinen Lippen. „Ich will mit dir …“
Da. Im Halbdunkel regte sich etwas. Caitlyn erstarrte. Das Unwetter hatte den Nachmittag verfinstert, der graue Nebel war noch dichter geworden. Sie keuchte. Der Mann mit der blassen hohen Stirn – der Mann, der ihr gefolgt war – stand in einem Winkel der verfallenen Mühle. Er trug nichts weiter als eine dünne, vom Regen durchweichte Windjacke und dunkle Hosen. Reid drehte sich um, griff nach der Waffe an seinem Gürtel. Aber der Mann war ihm bereits einen Schritt voraus. Der Lauf seiner Waffe zielte direkt auf sie.
„K…Keine Bewegung, Agent Novak.“
17. KAPITEL
Reid machte unauffällig einen Schritt nach vorne und versuchte, sich vor Caitlyn zu stellen.
„I…Ich sagte, keine Bewegung!“ Der Mann wirkte nervös. Er blieb im Schatten der Mauer stehen. Reid konnte seine Gesichtszüge kaum ausmachen, dennoch
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