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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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habe, war, dass ich aus meinem Job rausgeschmissen wurde. Ich bin die Dinge auf die einzig andere Weise angegangen, die ich kannte.“
    Caitlyn hörte an seiner Stimme, wie enttäuscht Manny war.
    „Ich habe noch eine Frage. Haben Sie meinen Bruder gekannt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Wir sind uns nie begegnet, ich schwöre. Ich wusste, wer er war, aber er war im Hochsicherheitstrakt untergebracht. Ich war bei den normalen Häftlingen. Ich weiß, es sieht verdächtig aus, weil wir beide doch zur selben Zeit in Springdale waren. Aber, Caitlyn, Sie müssen mir glauben, ich würde Ihnen niemals wehtun.“
    „Wo ist Maria jetzt?“
    „Immer noch bei ihrer Mutter, auch wenn der Freund seit längerer Zeit weg ist.“ Mannys Augen schauten wieder traurig. „Ich habe Maria ein paar Briefe geschickt, nachdem ich aus dem Gefängnis heraus war, aber ich habe niemals was von ihr gehört. Sie ist kein kleines Mädchen mehr. Sie ist jetzt dreizehn. Wahrscheinlich schämt sie sich für ihren Vater, den Exhäftling.“
    Caitlyn blickte über den Rasen zu der niedrigen Ziegelmauer hinüber und besah sich ihr weitläufiges Anwesen. Die Bäume hatten bereits ihre Blätter verloren, und so konnte sie von hier aus den Stall von Rambling Rose in der Ferne erkennen, ebenso die große rote Scheune mit ihrem spitzen Giebeldach, die Pferdekoppeln und den Reitplatz. Dann wanderte ihr Blick zu den jetzt brachliegenden Feldern, wo im Sommer ökologisch angebautes Gemüse wuchs, das sie an die Restaurants in der Umgebung verkauften. Manny hatte einen großen Anteil an dem Erfolg, den sie mit ihrer Farm bis jetzt hatte.
    „Caitlyn, wenn es Ihnen gelänge, mir zu verzeihen, über meine Vergangenheit hinwegzusehen … Ich wäre Ihnen auf ewig dankbar.“ Mannys Stimme war heiser. Er starrte zu Boden. „Ich möchte nicht von hier weg.“
    Caitlyn seufzte leise.
    „Ich möchte auch nicht, dass Sie von hier weggehen“, gab sie zu.
    „Versuchen Sie einfach, sich zu entspannen, Mr Novak. Es wird ungefähr fünfundvierzig Minuten dauern.“
    Reid lag auf dem förderbandähnlichen Tisch, der ihn langsam ins Innerste des MRT-Geräts beförderte. Er hatte diese Untersuchungen schon öfter über sich ergehen lassen, er kannte die Röhre aus eigener Erfahrung. Und dennoch empfand er dieses Mal eine leichte Panik, als er mit Kopf und Schultern in den Schlund der Höhle einfuhr.
    Er hatte einige Male Kopfschmerzen gehabt – zuletzt gestern Abend. Die Schmerzen waren so stark gewesen, dass sich seineFurcht vor der Routineuntersuchung noch verstärkt hatte. Dieser Test sollte der letzte sein, bevor man ihn wieder für gesund erklärte. Reid schloss die Augen und verdrängte die ansteigende Raumangst. Im Kernspin-Gerät klang es wie im Inneren eines Motors, und das laute Klopfen und Surren vergrößerte sein Unbehagen. Plötzlich merkte er, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte, und lockerte die Finger. Dann konzentrierte er sich darauf, möglichst tief zu atmen. Diese Untersuchung wird gut verlaufen, genau wie die anderen. Entspann dich .
    Auf der verzweifelten Suche nach etwas, das ihn von der Enge des MRT-Zylinders ablenkte, konzentrierte er sich auf Caitlyn und ihre Situation. Ein Bild von ihr, mit den zarten Gesichtszügen und den großen grünen Augen, erschien in seinem Kopf.
    „Hat sie Ihnen einen geblasen? Caitlyn hat einen wirklich niedlichen Mund.“
    Cahills provozierende Bemerkung beim Besuch im Gefängnis hatte einen wunden Punkt getroffen. Sie bestätigte auch, dass Cahill über seine Schwester nicht anders dachte als über die Frauen, die er gefoltert und getötet hatte. Was er von ihr genau wollte, da war sich Reid nicht sicher. Aber Cahill war ein Gift, das Caitlyn in ihrem Leben nicht brauchte. Er hatte ihr schon genug Schaden zugefügt.
    „Mr Novak?“
    Seine Gedanken verflüchtigten sich, und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem engen Metallsarg zu, in dem er lag.
    „Ich sagte: ‚Alles in Ordnung mit Ihnen, Mr Novak?‘“ Die Arzthelferin, die neben dem Gerät stand, wiederholte ihren Satz so laut, dass er über das Dröhnen des Geräts hinweg zu hören war. Reid konnte durch das offene Ende des Zylinders nur den unteren Teil ihres geblümten Kittels sehen.
    Reid bemühte sich, seine Stimme wiederzufinden. „Mir geht es gut.“
    Er fragte sich, ob sie ihn überhaupt verstehen konnte.
    Kaum eine Stunde später verließ er die Arztpraxis. Sie hatten ihm gesagt, die Ergebnisse müssten von einem Neurologen

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