Der Preis des Verrats (German Edition)
Migräneattacke letzte Nacht war eine Ausnahme. Du musst dir keine Sorgen machen.“
„Eine Ausnahme? Du meinst, das ist vorher noch nie passiert?“ Ihr forschender Blick glitt über ihn hinweg, während sie auf eine Antwort wartete. Reid wollte sie trösten, aber er war sich nicht sicher, was er sagen sollte. Er wollte sie nicht weiter belügen.
„Hast du schlafen können, nachdem ich fort war?“
„Nicht wirklich. Ich habe ferngesehen. Bliss’ Entführung ist überall in den Nachrichten.“ Und düster fügte sie hinzu: „Und ich auch.“
Reid folgte ihrem Blick zum Fernseher. Auch wenn gerade ein Werbespot gezeigt wurde, vermutete er, die Lokalsender hatten ihren großen Tag durch die Geschichte, insbesondere weil die Entführung in der Villa der Cahills stattgefunden hatte. So etwas war für die Journalisten offenbar ein guter Anlass, auch noch einmal über den ursprünglichen Capital-Killer-Fall zu berichten.
„Gibt es irgendetwas Neues von Bliss?“
„Es tut mir leid, Caitlyn. Nein.“
Sie biss sich auf die Lippen. Aber sie schien sich durch ihre Gefühle hindurchzukämpfen. Stattdessen wendete sie sich zur Küche. „Ich habe Kaffee und Toast gemacht. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
„Das ist schön. Du hättest auch ein paar Eier kochen können.“
„Ich war nicht sehr hungrig“, gestand sie. „Möchtest du etwas Kaffee?“
„Das wäre großartig.“
Ihr Haar war zu einem losen, unordentlichen Knoten hochgesteckt. Reid wurde etwas leichter ums Herz, als er sah, was für eine Haarspange sie verwendet hatte.
„Hello Kitty?“, fragte er.
„Was? Oh.“ Caitlyn reichte ihm eine Tasse Kaffee und griff sich geistesabwesend ins Haar. „Isabelle muss sie hiergelassen haben. Und da ich im Moment die Fingerfertigkeit einer Sechsjährigen habe, konnte ich sie gut verwenden.“
Reid nippte an seinem Kaffee. Die Haarspange schien die gedrückte Stimmung ein wenig durchbrochen zu haben, bis die Werbepause im Fernsehen zu Ende war und eine Reporterin anfing, über die Entführung zu sprechen. Das Bild einer blonden, lächelnden Bliss Harper, aufgenommen irgendwo an einem sonnigen Strand, erschien hinter Caitlyn auf der Mattscheibe.
„… In einer möglicherweise damit zusammenhängenden Geschichte bestätigen die Behörden, dass Caitlyn Cahill, Tochter des verstorbenen Senators Braden Cahill, vor zwei Tagen in einem Parkhaus am George Washington University Medical Center überfallen wurde. Die Polizei will nicht bestätigen, ob der Überfall auf Ms Cahill mit den Ermittlungen um den Nachahmungstäter zusammenhängt. Caitlyn Cahill spielte eine wichtige Rolle in den Untersuchungen vor zwei Jahren. Sie half den Behörden, ihren Bruder Joshua Cahill für die Morde ansechs Frauen in der Umgegend von D. C. vor Gericht zu bringen. Ms Cahill wurde gestern Morgen aus dem Krankenhaus entlassen …“
„Ich werde nach Hause zurückfahren“, sagte Caitlyn. „Und zwar auf der Stelle.“
„Caitlyn …“
„Da gibt es nichts zu diskutieren. Nachrichten wie diese werden dem Therapieprogramm schaden. Ich muss auf der Farm sein, um allen zu zeigen, dass die Dinge wie gewohnt weiterlaufen. Ich habe zu hart dafür gearbeitet, als dass ich das Programm jetzt vor die Hunde gehen lasse. Wenn du also darauf bestehst, da draußen auf dem Hof einen Haufen FBI-Agenten kampieren zu lassen, dann bitte.“
Reid stöhnte auf. Er konnte ihr genauso gut den Rest der Geschichte erzählen. „Wir haben keine Genehmigung für das Bewachungsteam bekommen. Das Bureau hat den Antrag abgelehnt.“
Caitlyn runzelte die Stirn und machte sich an einem Geschirrhandtuch zu schaffen, das sie auf der Küchentheke liegen gelassen hatte. Sie faltete es sorgfältig zusammen.
„Ich weiß, dass du Angst hast, Caitlyn. Und du hast alles Recht dazu. Du solltest hierbleiben.“
Sie blickte ihn an. „Ich kann nicht. Ich muss zurückfahren.“
„Du wirst vollkommen ungeschützt sein …“
„Das ist mir egal.“ Sie steuerte auf das Schlafzimmer zu. „Ich werde meine Sachen zusammensuchen. Wenn du mich nur einfach zu meinem Auto bringen könntest …“
Reid fasste sie am Arm und zwang sie, zu ihm aufzuschauen. Sie blickte ihn gequält aus großen Augen an. Er war kurz davor gewesen, ihr eine Standpauke zu halten, aber die Worte erstarben ihm auf den Lippen.
„Manny wird am Sonntag von seiner Reise zurückkommen“, sagte sie und bemühte sich, geschäftsmäßig zu klingen. „Er kann helfen, die Farm zu bewachen. Und
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