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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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Salazar darauf, dass die Vernehmung von jemandem durchgeführt wird, den das Mädchen schon kennt, und dabei hat er dann Ihren Namen genannt. Außerdem hat es den Vorteil, dass die Kontinuität der Beweiserhebung gewahrt bleibt, und der Minister legt auch großen Wert darauf, dass sich durch … äh … Miss Salazars unorthodoxe Entfernung aus unserem Zuständigkeitsbereich keine Lücken in der Beweisführung ergeben. Besonders weil auch die Bildung eines öffentlichen Untersuchungsausschusses droht. Da Sie das Mädchen also schon einmal vernommen haben und die Empfindlichkeiten aller Beteiligten kennen, halten wir Sie für den richtigen Mann.«
    Mulcahy musste sich ein Lächeln verkneifen. Er wusste verdammt gut, dass das nur auf Martinez’ Betreiben zustande gekommen sein konnte. Der musste jede Menge Fäden gezogen haben, um das so hinzubiegen.
    »Und? Wollen Sie gar nichts dazu sagen?«
    »Ja. Ich meine nein, Sir«, stammelte Mulcahy. »Begleitet mich denn noch jemand?«
    »Nein. Sie fliegen nur kurz rüber, um das Mädchen zu vernehmen. Als Zeugen können Sie sich dort jemanden suchen. Ich werde Lonergan noch fragen, ob Sie ein paar Fotos von dem Festgenommenen mitnehmen sollen. Vielleicht hat das Mädchen ihn ja gesehen und kann ihn eindeutig identifizieren. Allerdings brauchen wir das in diesem Stadium womöglich auch gar nicht unbedingt. Angeblich kann sich das Mädchen an so gut wie nichts erinnern. In erster Linie handelt es sich also um eine Formalität, trotzdem müssen wir schnell auf das Angebot reagieren. Lonergan kann dann später immer noch einen von seinen Leuten hinschicken, falls dem Mädchen im Nachhinein doch noch irgendetwas einfällt. Aber von unserer Seite will ich es erst einmal beendet haben, okay?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Noreen hat Ihre Flugdaten. Sie fliegen schon morgen. Ich weiß, dass das recht kurzfristig ist, aber wir wollen das so schnell wie möglich hinter uns bringen.«
    »Kein Problem.« Mulcahy sah Healy an, der scheinbar wieder vollkommen vom Bild des stumm geschalteten Fernsehers eingenommen war. »Ist das dann alles, Brendan?«
    »Nein, Mike, eins noch.« Healy beugte sich vor. »Heute Morgen hat mich Chief Superintendent Murtagh von der Southern Region angerufen. Er sagte, in Cork wäre eine Stelle frei geworden, an der Sie Interesse hätten.«
    Mulcahys Laune verbesserte sich. Dowling musste sich endlich entschlossen haben, die Abfindung zu akzeptieren – und das Timing hätte kaum besser sein können. »Ja, es geht um die Leitung der Drogenfahndung. Er hält mich für geeignet.«
    »Das wären Sie auf jeden Fall, Mike«, sagte Healy lächelnd. »Da hege ich nicht den geringsten Zweifel. Ich musste Superintendent Murtagh allerdings mitteilen, dass Sie sein Angebot leider nicht annehmen können.«
    Mulcahys Körper schien plötzlich vollkommen hohl zu sein, in seinem Kopf herrschte ein Vakuum.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe Murtagh gesagt, dass Sie die Stelle nicht annehmen können.«
    »Warum denn das nicht?«
    »Also, ich hielt das für offensichtlich. Da Brogan bis auf Weiteres für Lonergans Mordkommission abgestellt ist, fehlt uns hier ein Inspector. Daher kann ich es mir nicht leisten, Sie auch gehen zu lassen. Besonders in der jetzt so aufgeheizten Atmosphäre. Also müssen Sie bei der Sitte bleiben, bis Brogan wieder zurückkommt.«
    Es traf ihn wie ein Schlag in den Unterleib, und Mulcahy spürte, wie die Luft aus seinem Körper entwich.
    »Aber um Himmels willen, Brendan, das kann ewig dauern. Was ist mit dem Job? Ich habe monatelang auf so eine Gelegenheit gewartet.«
    »Das ist ein ziemlicher Rückschlag, ich weiß, Mike, aber ich kann es mir wirklich nicht leisten, Sie jetzt gehen zu lassen. Selbst wenn ich Ihnen einen Gefallen tun wollte …«, er schwieg einen Moment und füllte die Pause mit einem rachsüchtigen Lächeln, »… wäre ich dazu nicht in der Lage. Da würde ich mich selbst in Teufels Küche bringen. Und Murtagh war sehr verständnisvoll, wie er Ihnen sicher selbst mitteilen wird. Wenn Sie also aus Madrid zurückkommen, können Sie in Brogans Büro ziehen, dann sag ich Ihnen auch, welche Fälle da anstehen. Wir müssen natürlich auch ein paar Leute für Sie suchen, weil Brogan ihre ja mitgenommen hat.«
    Den Rest hörte Mulcahy nicht mehr. Das laute Wummern in seinem Kopf übertönte alles.
    Er musste irgendwohin, sich setzen und beruhigen, damit der quälende Schmerz wieder abflaute, der sich in seinem Kopf eingenistet hatte. Herrje, was

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