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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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Eucharistischer Kongress 1932.
    Rinn hatte seine Frage nicht beantwortet, daher drehte Mulcahy sich um und wiederholte sie: »Ist das Ihr Großvater, Sir?«
    »Ach, Herrgott noch mal …«, platzte Rinn heraus, der seine Anspannung nicht mehr in den Griff bekam. »Ja, das ist er. Aber bitte, Inspector, wenn Sie zur Sache keine Fragen mehr haben … Ich muss wirklich weitermachen.«
    Mulcahy starrte Rinn ein paar Sekunden lang an, warf dann einen letzten Blick auf das Bild mit dem Segelboot und machte sich auf den Weg durch den düsteren Flur zur Haustür.
    »Gut, Mr Rinn. Falls Ihnen doch noch irgendetwas einfällt, haben Sie ja meine Nummer.«
    Als er im Saab saß und darüber nachdachte, wie er Brogan erklären sollte, dass sein toller Hinweis mit dem Taxifahrer sich als Tippfehler eines uniformierten Trottels herausgestellt hatte, klingelte sein Handy. Wieder eine Stimme, die er nicht kannte. Dieses Mal eine Frau.
    »Hier spricht Noreen aus Superintendent Healys Büro, Inspector. Er will Sie sehen.«
    Mulcahy sah auf die Uhr. Fünf nach halb drei. Gott allein wusste, wie voll die Straßen waren.
    »Ich bin gerade auf dem Rückweg, Noreen. Ich brauche wohl noch etwa eine halbe Stunde.«
    »Dann sagen wir gegen drei?«
    »Ja, in Ordnung.«
    Das Gespräch wurde unterbrochen. Er ließ den Wagen an und fuhr los. Zu diesem Meeting wollte er wirklich nicht zu spät kommen.
    Gerade als er am Harcourt Square in den Fahrstuhl stieg, klingelte sein Handy wieder. Brogan rief endlich zurück. Er ließ den Lift fahren, ging in eine ruhige Ecke, gratulierte ihr zu dem Erfolg und erkundigte sich nach Einzelheiten. An ihrer erregten Stimme merkte er, dass sie noch in Hochstimmung war.
    »Wenn ich ehrlich bin«, sagte sie, »hat es mehr mit Lonergan zu tun als mit uns. Der Mann ist ein echter Glückspilz: Plötzlich ging alles einfach unglaublich schnell. Als die Leute im Labor die Leiche für die Untersuchung vorbereitet haben, ist einem offenbar ein Stück Papier aufgefallen, das irgendwie an der Plastikfolie klebte. Es war zerrissen, trotzdem konnte man noch ein paar fast unleserliche Buchstaben erkennen und eine Art Code. Ich sag Ihnen, Mike, wenn sie wollen, können die Leute ein Wahnsinnstempo vorlegen. Die haben nicht einmal eine Stunde gebraucht, um es zu einem Garten-Großhandel zurückzuverfolgen – Hartigans in Chapelizod. Sie wissen ja, wie nah das am Phoenix Park ist. Also sind wir alle mit quietschenden Reifen hin, und der schlaksige Typ im Laden sagt: ›Oh ja, das sind die letzten Ziffern von einer Bestellnummer‹, als wäre es nicht weiter wichtig.«
    Er hörte, wie sie am anderen Ende abbrach und gedämpft etwas zu jemand anders sagte. Dann war sie wieder da. »Sind Sie noch dran?«
    »Ja, erzählen Sie weiter.«
    »Okay, hören Sie, ich muss gleich los, also kann ich nicht ins Detail gehen. Jedenfalls, der Typ bei Hartigans guckt in die Unterlagen und sagt: ›Ja, da ist es. Wir haben eine halbe Tonne Mulch an einen Gärtner namens Emmet Byrne geliefert.‹ Und einer vom Revier vor Ort, der ihn kennt, sagt, Byrne war schon einmal wegen eines unsittlichen Angriffs vorgeladen. Also rasen wir zu ihm, und als wir da ankommen, steht ein weißer Ford Transit vor dem Haus, die Schiebetür ist offen, und auf dem Boden liegen jede Menge Säcke mit diesem Mulch-Zeug. Und woraus sind diese Säcke? Aus genau den roten Plastikfasern, die wir an den anderen Opfern gefunden haben. Also, das war so eindeutig, das konnte gar nichts anderes sein. Also hatten wir ihn da gleich mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Es war fantastisch.«
    Mulcahy lachte, als sie das Gespräch wieder unterbrach. Ihre Begeisterung war selbst übers Telefon ansteckend. Dann musste sie weg. »Lonergan hat mich gerufen. Wir gehen jetzt zur Pressekonferenz. Ich muss los.«
    »Ja, viel Glück dabei und …«
    Doch sie hatte schon aufgelegt, bevor er den Satz beenden konnte.
    Healy ließ ihn fünf Minuten warten, dann summte Noreens Sprechanlage, und Mulcahy wurde in sein Büro geschickt. Dieses Mal lag es im Halbdunkel – nur das Leuchten eines riesigen Flachbildfernsehers an der Wand ergänzte das wenige Licht, das zwischen den geschlossenen Vorhängen hindurch in den Raum fiel. Healy stand mit der Fernbedienung in der Hand vor seinem Schreibtisch und erhöhte die Lautstärke der eingeschalteten Pressekonferenz. Die Kameras zeigten ein Podium mit einem langen Tisch, an dem vier Personen – eine in einer geschmückten Uniform, zwei in Anzügen, eine in

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