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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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seinen massigen Körper, dessen Frisur mit solch stählerner Präzision hielt, dass ein US -Nachrichtensprecher vor Neid erblasst wäre.
    »Brendan, was führt Sie hierher?«
    »Sie«, erwiderte Healy. Trotz des Lächelns lag ein Hauch von Kritik in seiner Stimme. »Haben Sie meine Nachricht gestern Abend noch bekommen?«
    »Welche Nachricht?«
    »Sie sind nicht an Ihr Handy gegangen, daher habe ich auf Ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen.«
    Mulcahy fiel das blinkende rote Licht wieder ein, und er trat sich im Geiste in den Hintern. Er hatte erst heute Morgen beim Anziehen der Jacke gemerkt, dass er das Handy seit dem Besuch im Krankenhaus nicht wieder angestellt hatte. So etwas machte keinen guten Eindruck. Es war einfach unprofessionell. Und dann hatte Healy auch noch auf dem Festnetz angerufen.
    »Hab ich nicht mitgekriegt«, sagte er.
    »Ach, kein Problem. Ich wollte sowieso herkommen und es Downey persönlich sagen. Kann nicht schaden, sich gut mit ihm zu stellen.«
    Mulcahy gefiel das ganz und gar nicht. Downey war der Staatsanwalt, der den Colgan-Fall vor Gericht vertrat. »Ich kann Ihnen nicht folgen. Was mussten Sie ihm persönlich sagen?«
    »Ich wollte ihm mitteilen, warum Sie nicht an der heutigen Vorverhandlung teilnehmen können – weil Sie nämlich mit einer neuen, dringenden Angelegenheit beschäftigt sind. Na ja, tut mir leid, dass ich Sie damit überfallen muss, besonders wo Sie gestern so entgegenkommend waren, aber ich habe versucht, Sie zu erreichen. Sie gehören ab sofort zu Brogans Team.«
    »Wozu gehöre ich?«, platzte Mulcahy heraus.
    Healy setzte eine Miene ungläubigen Mitleids auf. »Die Spanier haben Sie als Verbindungsbeamten verlangt.«
    »Die Spanier? Warum in Gottes Namen sollten die so etwas tun?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Healy zuckte die Achseln. »Sie müssen gestern irgendetwas getan haben, was ihnen gefallen hat. Der Botschafter hat den Minister höchstpersönlich gebeten, Sie für den Fall abzustellen.«
    Mulcahy war baff. Warum hätte der spanische Botschafter nach seiner Mitarbeit verlangen sollen? Dann fiel ihm der Vorfall mit dem Diplomaten wieder ein, Ibañez, und er verfluchte sich grummelnd dafür, dass er sich eingemischt hatte. Er startete noch einen letzten verzweifelten Versuch.
    »Aber die Sitte ist ein spezieller Bereich. Ich habe keinerlei Erfahrung …«
    »Kein Aber, Mike«, unterbrach Healy ihn ungeduldig. »Das kommt von ganz oben. Ich habe dem Minister gesagt, dass das nicht Ihr Fachgebiet ist, aber er konnte die Bitte unter den gegebenen Umständen nicht abschlagen.«
    »Und wie lange hänge ich da jetzt drin?«
    »So lange, wie es dauert. Ich habe Brogan mitgeteilt, dass Sie sich heute Morgen am Harcourt Square bei ihr melden. Wenn Sie sich direkt auf den Weg machen, schaffen Sie es noch rechtzeitig zur Besprechung um elf. Und vergessen Sie nicht, dass Sie Brogan nur unterstützen sollen. Sie ist der Boss, also lassen Sie sie machen. Okay?«
    Für Mulcahy war diese Ermahnung so unerheblich, dass er sie gar nicht beachtete. Er wollte jedoch keinesfalls in einen politisch sensiblen Einsatz verwickelt sein, der sich wer weiß wie lange hinzog. Womöglich kam er so nicht vom National Bureau of Criminal Investigation los und verpasste die Chance, in seinen eigentlichen Arbeitsbereich zurückzukehren.
    »Aber das ist Irrsinn, Brendan. Ich bin doch nur deshalb beim NBCI geparkt, damit ich nicht irgendwo festhänge, falls …«
    »Ich dachte, ich hätte meine Position klargemacht, Mike. Das Ganze steht nicht zur Diskussion.«
    Healys Stimme hatte einen harten, offiziellen Ton angenommen, und das war wohl auch der Hauptgrund dafür, dass Mulcahy zu weit ging.
    »Verdammte Scheiße, Brendan, das war das letzte Mal, dass ich Ihnen einen Gefallen getan habe.«
    Der ungezügelte Zorn in diesen Worten war zu stark, und Mulcahy wusste sofort, dass er eine Grenze überschritten hatte, noch bevor er hörte, wie Healy nach Luft schnappte. Die Brust des Mannes blähte sich auf, so dass die Knöpfe an seiner Uniform zu reißen drohten. Healy warf einen kurzen Blick nach rechts und links, um sicherzugehen, dass ihnen niemand zuhörte, dann zischte er:
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Inspector . Ich weiß, dass die letzten Monate nicht einfach für Sie waren. Aber wir haben alle unser Bestes getan, um das irgendwie hinzubekommen, und wir hoffen, dass sich bald etwas Passendes ergibt, so dass Sie wieder zur Drogenfahndung zurückkehren können. Bis dahin

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