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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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auf John Waynes Gang. Seinen Anzug würde ihm das Gesundheitsamt in näherer Zukunft unter Androhung von Gewalt abnehmen müssen, wenn er ihn nicht bald in die Reinigung gab. Eigentlich müsste sie mit ihm darüber reden, ihn in einer ruhigen Minute beiseitenehmen und erklären, dass es im Grunde untragbar sei, wenn er mit finsterem Blick und nach Schweiß stinkend in die Häuser der Bürger ging. Doch sie wollte ihn nicht gegen sich aufbringen, weil er, trotz all seiner Fehler, ein guter Polizist war. Nicht der gewiefteste Ermittler der Stadt, aber ein echter Haudegen, zu dem die anderen aufblickten.
    Sie sah sich den Rest des Teams an. Drei davon waren aus ihrem Dezernat: Maura McHugh, Donagh Hanlon und Brian Whelan, alle Detectives der Garda Síochána und alle ganz anständige Leute, wenn auch nicht unbedingt Spitzenkräfte. Keiner von ihnen konnte Cassidy das Wasser reichen, wenn es darum ging, eine Sache zu Ende zu bringen. Maura war die Beste von den dreien, aber auf die mussten sie in ein paar Wochen sowieso verzichten, weil sie in den Mutterschaftsurlaub ging. Was die beiden Streifenpolizisten aus Dundrum betraf … Na ja, was konnte man da erwarten? Jung, nicht sehr clever und grün hinter den Ohren, mit rosigen Wangen und so kurzgeschorenen Haaren, dass man die wenigen Stoppeln unter den Mützen normalerweise gar nicht sah. Wahrscheinlich waren die nicht für viel mehr zu gebrauchen, als an ein paar Türen zu klopfen oder frischen Kaffee und Zucker zu besorgen. Das zunehmende Entsetzen in ihren Gesichtern, als Cassidy ein paar schreckliche Details aus den Arztberichten zusammenfasste, verriet ihr alles, was sie über die beiden wissen musste. Kein tolles Team, doch daran gewöhnte man sich im Sittendezernat. Und immerhin hatte Healy ihr noch zwei Verwaltungskräfte zugestanden, die sich um den Papierkram kümmerten.
    »Wie ich schon sagte«, fuhr Cassidy fort, »sind die Verletzungen, die ihr hier im Gesicht und am Oberkörper des Mädchens seht, nichts im Vergleich zu dem, was er ihr unten herum angetan hat. Falls ihr aber trotzdem noch irgendwelche Zweifel haben solltet, was für ein kranker Scheißkerl unser Täter ist, könnt ihr euch hinterher noch die Fotos vom Spezialisten für Brandwunden in den Ordnern hier angucken.«
    Er wartete einen Moment, während alle den Ordnerstapel auf dem Tisch links von ihm ansahen und überlegten, ob sie sich die Horrorbilder darin wirklich ansehen wollten – wohl wissend, dass die morbide Neugier nachher sowieso die Oberhand gewinnen würde.
    »Gut, bisher laufen unsere Ermittlungen gar nicht so schlecht. Gestern haben wir versucht, das Opfer zu befragen, das Mädchen war jedoch zu erschöpft, um irgendwelche relevanten Einzelheiten benennen zu können. Und unser Übersetzer war auch nicht ganz auf der Höhe. Trotzdem haben wir ein paar interessante Sachen in Erfahrung gebracht … Ach, wenn man vom Teufel spricht …«
    Cassidy brach ab, und alle Köpfe im Raum drehten sich nach hinten, als Mike Mulcahy mit rotem Gesicht und außer Atem durch die Tür kam.
    »Dann haben Sie also doch noch zu uns gefunden«, sagte Brogan, und alle Blicke richteten sich auf sie, bevor sie wieder zu Mulcahy zurückschnellten.
    Mulcahy nickte. Als er am Harcourt Square angekommen war, hatte man ihm mitgeteilt, dass ihm niemand einen Platz in der Tiefgarage reserviert habe und jetzt nichts mehr frei sei. Es hatte fast eine halbe Stunde gedauert, bis er in einer der belebten Seitenstraßen einen Parkplatz gefunden hatte. Dann war er noch zehn Minuten zu Fuß gegangen. Er war verschwitzt und sichtlich verärgert, weil er es nicht gewohnt war, beim Betreten eines Raums einen solchen Eindruck zu machen.
    Cassidy beendete das schweigende Glotzen und zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
    »Okay, das ist Inspector Mulcahy. Normalerweise hängt er mit den schnieken Jungs vom Drogendezernat ab, aber in dieser Sache arbeitet er mit uns zusammen. Also, was hatte ich gesagt … Ja, Maura?«
    McHugh, die einzige Frau im Team, blonder Bubikopf, klein, gedrungen, was der Schwangerschaftsbauch noch betonte, hatte eine Hand gehoben. Sie drehte sich um und sah Mulcahy einen Moment lang an, bevor sie Cassidy ihre Frage stellte.
    »Gibt es da noch eine Drogenproblematik, von der Sie bisher nichts gesagt haben?«
    »Nein, zumindest nicht dass wir wüssten«, antwortete Cassidy mit einem grimmigen Lachen. »Aber der Inspector hier spricht fließend das gute alte Es-pan-yol und hat uns daher beim Gespräch

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