Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
Vom Netzwerk:
beruhen lassen. »Ich meine nur, dass Sie bei der Suche nach einem passenden Motiv vielleicht ein bizarres religiöses Element mit in Betracht ziehen sollten. Schließlich hat sie den Angreifer als Priester beschrieben.«
    Darauf ertönte ein weiteres Schnauben auf der anderen Zimmerseite. Cassidy war wieder aufgesprungen, dieses Mal stand er mit weit ausgebreiteten Armen vor dem Publikum, das sich ihm schon erwartungsvoll zuwandte. »Ah, Leute«, höhnte er. »Wie sollte es auch anders sein. Erst hatten wir den General, dann den Mönch, die Viper, den Psycho und was weiß ich was noch alles. Jetzt kommt der Priester. Der Priester , verdammt noch eins – als ob wir von solchen Typen in den letzten Jahren nicht schon genug gehabt hätten. Über den drehen sie dann ja vielleicht auch einen Film, so dass er berühmt wird wie Martin Cahill. Der Inspector hat uns ja auch schon darauf aufmerksam gemacht, dass Scully ein bisschen wie Brad Pitt aussieht.«
    Alle außer Mulcahy und Brogan lachten. Brogan forderte Cassidy auf, den Mund zu halten. Eine letzte Spitze konnte er sich jedoch nicht verkneifen:
    »Und was ist mit Ihnen, Inspector Mulcahy? Sie sehen Ihren Namen doch bestimmt auch schon in großer Neonschrift? Wer soll Sie spielen? George Clooney?«
    Mulcahys ganzer Körper kribbelte vor Wut über Cassidy, Brogan und die ganze Bagage, als er mit gesenktem Kopf über den Parkplatz ging, so dass der Ruf durch den Panzer seiner Selbstbefangenheit nicht zu ihm durchdrang.
    »Hey, Mulcahy.«
    Lauter. Jetzt hörte er sie.
    Er drehte sich überrascht um. Sie lehnte in einer Parkbucht vor dem Tor an einem kleinen, roten Cabrio und sah mit ihrer großen Sonnenbrille, dem weißen Baumwolloberteil, schwarzer Jeans und hohen Absätzen aus wie aus einer Werbung.
    »Siobhan? Was, um Himmels willen, machen Sie hier?«
    Sie verschränkte die Arme und sah ihn finster an. »Das ist ja mal ein netter Empfang. Da quält man sich durch die halbe Stadt hierher, um Sie zu sehen, und so wird man dann begrüßt.«
    Mit der Sonnenbrille, die die blauen Augen verdeckte, war sie undurchschaubarer denn je.
    »Tut mir leid, ich hatte, äh … Ich hatte nicht damit gerechnet …«
    »Warum hätten Sie das auch tun sollen?«
    Sie lächelte ihm breit zu. Sie war nicht verärgert. Eigentlich nicht. Menschen irgendwo zu überraschen war Teil ihres Lebens, dachte er, und da war sie vermutlich weitaus schlimmere Reaktionen gewöhnt. Sie stieß sich mit der Hüfte vom Wagen ab und schlenderte mit leicht katzenhaften Schritten auf ihn zu.
    »Dann wurden Sie wohl in eine andere Abteilung versetzt, was?«
    Seine Augen verengten sich. »Nein, wurde ich nicht. Aber jetzt, wo Sie es erwähnen, woher wussten Sie, dass ich hier bin?«
    Sie strahlte ihn noch freundlicher an. »Gott, dass ihr Cops aber auch immer so verdammt misstrauisch sein müsst. Das ist schließlich mein Job, oder? Irgendwas in Erfahrung zu bringen, meine ich.«
    »Schon möglich«, sagte er und nickte. »Das ist aber keine Antwort auf meine Frage. Wie haben Sie es herausbekommen?«
    »Ach, nun kommen Sie. Sie sollten wissen, dass Journalisten ihre Quellen nicht verraten.«
    Eine Quelle? Er dachte an das, was Ford über eine Frau erzählt hatte, die wissen wollte, wo er war. Das konspirative Kichern. Liam musste wohl doch etwas auskunftsfreudiger gewesen sein, als er behauptet hatte.
    »Man sollte glauben, Sie freuen sich gar nicht, mich zu sehen.« Sie zog keine Schnute, allerdings schwang ein gewisses Schmollen in ihren Worten mit. Dann schob sie die Sonnenbrille hoch, und er spürte, wie das Blau ihrer Augen ihn traf.
    »Nein, es ist bloß …«
    Sie stand jetzt so nah vor ihm, dass er den Arm hätte ausstrecken, sie heranziehen und auf den Mund hätte küssen können. Sie lachte und trat einen halben Schritt zurück, als hätte sie seine Gedanken gelesen oder gespürt. Er warf einen kurzen Blick zurück aufs Gebäude hinter sich und holte tief Luft, um sich aus ihrem Bann zu befreien. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, war das geschehen.
    »Schön, Sie zu sehen«, sagte er. »Der Abend letztens hat mir gefallen.«
    »Mir auch«, sagte sie. »Ich hab Ihre Nachricht auf meiner Mailbox gehört und dachte mir, vielleicht haben Sie ja Lust, einen Happen essen zu gehen. Es ist ein so schöner Abend. Wir könnten einfach in die Berge fahren und ins Johnny Fox oder ins Blue Light gehen. Die Straßen sind nicht zu voll, also sind wir in einer halben Stunde da und können uns den Sonnenuntergang

Weitere Kostenlose Bücher