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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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dass es wertvoll ist. Und dann hat er mit seinen Gebeten angefangen und gezetert, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und so weiter.« Sie schwieg einen Moment lang, dann mischte sich ein schmerzlicher Unterton in die wütende Stimme. »Was zum Teufel versteht der schon davon, hä? Hat mich mit ’nem Messer aufgeritzt und dabei über Jesus geschwafelt, der am Kreuz gestorben ist.«
    »Wie ein Priester«, sagte Mulcahy mehr zu sich selbst.
    »So einem Priester bin ich noch nie begegnet«, sagte sie. »Wobei ich mit denen hier nicht so viel zu tun habe. Die meisten machen lieber an kleinen Jungs rum.«
    Sie wartete die Begrüßung auf Mulcahys Anrufbeantworter ab, dann ertönte der Piepton.
    »Hey, Inspector, hier ist die Chefreporterin. Tut mir leid, dass ich heute Morgen nicht zum Frühstück bleiben konnte, aber ich musste ein paar dringende Anrufe erledigen und früh am Schreibtisch sein. Ich hab auch versucht, dich zu wecken, du hast allerdings noch tief geträumt. Na ja, jedenfalls wollte ich mich nur kurz, du weißt schon, für letzte Nacht bedanken und hoffe, dass dein Kopf dir nicht zu sehr zu schaffen macht. Ich freu mich schon darauf, wenn wir uns das nächste Mal bei unseren Untersuchungen zur Hand gehen können.«
    Siobhan unterbrach die Verbindung, legte das Handy zur Seite und lächelte seit ein paar Stunden zum ersten Mal. Der größte Teil des Tages war schon vorbei, bis sie zu dem gekommen war, was sie am dringendsten wollte. Erst hatte sie den halben Vormittag damit verbracht, die Sache mit der absurden E-Mail aus der Welt zu schaffen. Bei ihrem Anruf war Bishop extrem zurückhaltend gewesen und hatte sich entschuldigt. Auf eine ziemlich jämmerliche Art, indem er behauptete, dass sein Name gar nicht auf der Buchung hätte stehen sollen. Der Urlaub wäre nur für sie – »wenn Sie das so wollen« . Was für ein Widerling! Als ob sie es je in Erwägung gezogen hätte. Allein bei dem Gedanken, dass diese feuchte Haut auch nur irgendwo in ihre Nähe kam, fing sie fast an zu würgen. Aber aus irgendeinem Grund – wahrscheinlich die letzten Überreste von Eigeninteresse –, nachdem er versprochen hatte, die ganze Sache abzublasen, hatte sie sich dann wieder beruhigt und ihm erlaubt, das Gespräch auf ein neues Gerüchtehäppchen über Marty Lenihan zu bringen, das er aufgeschnappt hatte, und schließlich hatten sie sich halbwegs freundlich voneinander verabschiedet.
    Tief im Innersten wusste sie, dass das nicht so bleiben würde. Selbst wenn Bishop es für unschuldige, kleine Gefälligkeiten hielt, gruselte sie sich doch von Tag zu Tag mehr davor. Und diesen Stress waren auch noch so viele gute Storys nicht wert. Wenn es ihr nicht endlich gelang, deutlich mehr Abstand zwischen sich und Bishop zu bringen, konnte es nur noch bergab gehen. Wie sie das machen sollte, wusste sie allerdings immer noch nicht. Schließlich wollte sie ihn sich nicht zum Feind machen. Aber sie war auch nicht dazu gekommen, in Ruhe darüber nachzudenken. Als sie mit dem Kaffee in die Redaktion zurückkam, musste sie mit Paddy schon zur dienstäglichen Manöverkritik in Harry Heffernans Büro, in der sich der Chef über jedes falsche Komma, jeden falsch geschriebenen Namen, jede verhunzte Bildunterschrift und jede Lücke in der Schlagzeile aus der letzten Ausgabe ausließ – bis zum Erbrechen.
    Als sie da endlich wieder herauskam, war Mittagszeit, und die war natürlich auch verplant – sie war draußen, in Dun Laoghaire mit einem Stadtrat der Fianna Fail zum Essen verabredet, der ihr bei Nachforschungen für einen Artikel über die Finanzierung der örtlichen Parteien half. Als sie zurückkam, war es schon nach drei, sie dachte an Mulcahy und beschloss, ihn anzurufen. Im Grunde war sie froh, nur seinen Anrufbeantworter zu erreichen. Sie hatte noch so viel anderes zu erledigen. Aber schon der Gedanke an ihn hatte etwas Angenehmes.
    Sie nahm einen Bleistift, zog einen Spiralblock zu sich heran und blätterte ein paar Seiten zurück. Sie klopfte sich mit dem Bleistift gegen die Zähne, dann kreiste sie einen Namen auf der Seite vor sich ein. Eine kurze Berührung der Maus erweckte den Computermonitor vor ihr zum Leben. Sie tippte ein Passwort ein, klickte auf einen Ordner mit der Bezeichnung Laufende Recherchen und wählte darin einen Unterordner namens JMS aus. Die Anzahl der Dateien darin nahm zu. Mit einer Taste rief sie Google auf und tippte »spanische Politiker« ins Suchfeld. Sie erhielt eine sehr lange Liste, die

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