Der Priester
durchdringendsten Blicke kommen.
»Hören Sie, Mike, ich meine das, was ich gesagt habe. Ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie losgezogen sind und diese Spur aufgetan haben. Aber denken Sie daran, dass es nicht mehr als das ist – eine Spur. Eine konkrete Verbindung zu Jesica haben wir noch nicht. Also sollten wir im Moment nicht zu weit vorgreifen. Ich habe einen Verdächtigen in Gewahrsam, den ich immer noch für den Täter halte. Daher sehe ich keinen Sinn darin, weiter im Gebüsch herumzuwühlen, wenn ich den gesuchten Vogel schon in der Hand habe. Wie Sie sehen, stehen mir nur sehr wenige Leute zu Verfügung. Ich möchte sie so effektiv wie möglich einsetzen, um Scully richtig in die Mangel zu nehmen. Wenn mir das nicht gelingt, werde ich ihnen natürlich andere Aufträge erteilen. Aber erst dann, okay?«
Mulcahy musste ihr recht geben. Dass sie nicht genug Leute hatten, war bei jedem Meeting nicht zu übersehen.
»Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es besser sein könnte, einen gewissen Vorsprung herauszuarbeiten, damit Sie nicht mit leeren Händen dastehen, wenn sich herausstellt, dass Scully unschuldig ist.«
»Und ich habe Ihnen gerade gesagt, dass ich nicht die Leute habe, um zwei Spuren zu verfolgen. Daher ist das Beste, was ich tun kann, mich auf diese eine zu konzentrieren.«
»Warum überlassen Sie mir das dann nicht? Dann geh ich der allein weiter nach.«
Der Vorschlag schien Brogan zu überraschen, als wäre sie niemals darauf gekommen, ihn wirklich zu machen. Im Endeffekt lag dann jedoch mehr Verärgerung als Begeisterung in ihrer Antwort.
»Also gut, Mike, warum nicht? Sie schauen sich um, wo Sie es für richtig halten, und wenn Sie etwas finden, sagen Sie mir Bescheid. Aber bis dahin lassen Sie mich meine Ermittlungen auf meine Art fortsetzen, okay?«
»Das ist mir recht.«
Sie schob sich die Haare hinter die Ohren und drehte sie zu einem lockeren Zopf hinter der rechten Schulter. Unter anderen Umständen hätte das selbstvergessen oder sogar kokett aussehen können, das stahlharte Funkeln in ihren Augen verhinderte es jedoch.
»Nur eins noch, ja?«
»Ja?«
»Trotz Healys eindringlicher Warnung, nichts rauszulassen, bin ich ziemlich überrascht, dass die Presse bisher noch keinen Wind von der Sache bekommen hat. Sie haben nicht zufällig irgendetwas gehört?«
Mulcahy sah Brogan an, seine Gedanken waren jedoch bei Siobhan. Er überlegte einen Moment und kam zu dem Schluss, dass es nichts brachte, Brogan oder Healy von Siobhans Entdeckung zu erzählen. Das würde die Sache für ihn nur verkomplizieren, und obwohl er sicher war, dass sie sich tiefer in die Sache einarbeiten und bald wissen würde, was ablief, war er doch überzeugt, dass sie seinen Namen aus der Sache heraushielt.
»Nein, nichts«, sagte Mulcahy achselzuckend.
»Es ist echt erstaunlich«, fuhr Brogan fort. »Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr finde ich, dass Sie recht gehabt haben mit dem, was Sie letztens gesagt haben – so etwas lässt sich nicht geheim halten, auch wenn Healy das möchte. Insbesondere mit den politischen Implikationen. Unglaublich, dass niemand etwas davon mitbekommen hat. Man hätte denken sollen, dass zumindest die spanische Presse ein ziemliches Tamtam darum macht.«
»Die Ruhe bei den Spaniern ist leicht zu erklären«, sagte Mulcahy. »Der Botschafter ist heute Morgen ausführlich darauf eingegangen. Er sagte, Salazar wäre bereit, so viele einstweilige Verfügungen zu erwirken wie nötig, um die Sache da drüben aus den Medien rauszuhalten. Dem Mädchen zuliebe. Die Persönlichkeitsrechte in Spanien sind eine ganze Ecke strenger als hier, besonders wenn es um Minderjährige geht.«
»Wenn etwas durchsickert, kommt es also von uns.«
»Oder aus dem Krankenhaus. Wie ich schon sagte, wahrscheinlich müssen wir nur abwarten, was passiert. Fahren Sie jetzt nach Hause? Sie sehen aus, als ob Sie eine Pause brauchen könnten.«
Brogan schüttelte den Kopf. »Ich komm hier heute nicht so bald raus. Gerade hab ich erfahren, dass Scullys Anwalt heute Abend noch herkommt, um mit seinem Mandanten zu sprechen. Er will auch mit dem Polizisten reden, der ihn festgenommen hat.«
»Und wo liegt das Problem?«
»Mir ist keins bekannt«, sagte Brogan. »Aber Sie wissen doch, was Kennedy für ein schleimiger Wicht ist. Er muss irgendein Ass im Ärmel haben. Wir müssen einfach abwarten und gucken, was für eine Scheiße er uns jetzt wieder unterjubeln will.«
»Soll ich irgendwo in der
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