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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Du-jum gegen sie zusammentun. Deshalb mag sie uns sehr gefährlich werden. Wenn es um Stolz, Hass und Ehrgeiz geht, erweist sich als wahr, was im Weggefährten steht: ›Im Stolz ist keine Gerechtigkeit. Vertrau keinen Versprechen, und trau keinen, die nach Macht dürsten. Ihnen schließt der Verrat eine Faust und blendet ihnen ein Auge. Ihre Zunge wird zum Dolch, ihre Versprechen zerfallen zu Asche.‹ Er hob die Arme, starrte auf die Handflächen, dann presste er sie zusammen und murmelte ein Schutzgebet.
     
    Dienerinnen klopften an Yarises Tür, traten jedoch nicht ein; das hätten sie nie gewagt. Yarise lag auf ihrem Bett. Sie kicherte und seufzte, strich über ihren nackten Körper und räkelte sich sinnlich. Dann nahm sie Endis blondes Haar zwischen die Finger, zog den Kopf des Mädchens heran und drückte ihr einen langen, nassen Kuss auf die Lippen.
    »Du hast es gut gemacht, Endi«, lobte sie schließlich.
    »So seid Ihr zufrieden mit mir?« Das Mädchen zitterte. Sie wischte sich die Lippen ab und drehte sich hastig um, um ihren Ekel zu verbergen.
    »O ja, durchaus. Hast du noch Angst?«
    »Ich werde immer Angst haben.«
    »Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Vielleicht solltest du mich lehren, Angst zu haben, Endi.«
    Endi setzte sich auf. Sie spürte einen eisigen Schauder und fühlte sich übel.
    »Ist Angst etwas, das man lernen oder lehren kann, Endi? Was meinst du?«
    »Verzeiht, wenn ich es sage, Herrin – ich glaube nicht, dass das eine oder andere möglich ist.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Yarise ruhig. »Vielleicht habe ich alle Furcht, die mir im Leben beschieden war, bereits hinter mir. Nun, ich habe mich damit abgefunden, nur noch töricht, besorgt, ja eventuell sogar verzweifelt zu sein – aber keine Angst zu haben.« Lächelnd setzte sie sich auf. Doch dann, in einem plötzlichen Stimmungswandel, warf sie das dunkle Haar zurück und befahl scharf: »Hol mir mein Gewand und meine Duftstoffe, Endi. Ich muss in den Speisesaal gehen.«
     
    Es war dunkel. Omeron hatte den Weg ausgewählt, der in eine schmale Gasse führte. Einer nach dem anderen kletterten seine Leute heraus, heimlich und verstohlen wie Verbrecher und Feinde und Halunken. Alles erschien ihnen fremd, als sie zur nächsten Straße schlichen, so vertraut ihnen hier noch vor einer Woche alles gewesen war. Nun schienen Qualen, Verrat und Zauberei geradezu spürbar in der Luft zu hängen. Omeron hatte Sadhur angewiesen: »Geh du mit der Hälfte der Männer nordwärts, während ich die andere Hälfte südwärts mitnehme.«
    Sie hatten sich die Hände geschüttelt und sich versprochen, ihr Bestes zu tun, noch ein Gebet gemurmelt – und sich getrennt.
    Sofort teilte Sadhur seine Männer in Dreier- und Vierergruppen auf. »Kurz vor dem Morgengrauen treffen wir uns alle wieder hier«, sagte er zu ihnen. »Auch Lord Omeron wird hierher zurückkehren. Passt gut auf euch auf, lasst euch, nicht umbringen, und tötet niemanden, außer es ist unumgänglich. Wohin ihr auch geht, lauscht achtsam, überlegt gut und seid nicht voreilig im Handeln oder Sprechen. Wir suchen Widerstandskämpfer! Es muss ihrer viele geben, die sich nichts sehnlicher wünschen, als eine Gelegenheit zu kämpfen. Aber zeigt ihnen den Erkennungsgruß nur, wenn ihr ganz sicher seid, dass sie sich uns anschließen, und wenn ihr von ihrem Mut und ihrer Treue überzeugt seid.«
    Dann brach Sadhur allein und voll innerem Grimm auf; er wollte niemanden bei sich haben. Sein Grimm vermischte sich mit wilder Begeisterung. Jetzt war die Zeit der Vergeltung, der Rache; die Zeit, alles rückgängig zu machen, was geschehen war; die Zeit, jene zu vernichten, die Vernichtung verursacht hatten.
    Leicht vornübergebeugt, das Schwert unter dem langen Umhang verborgen, schritt er an Soldaten vorbei und tat, als habe er ein festes Ziel, genau wie die anderen Bürger, die er stumm durch die Straßen hasten sah. Überall auf den fackelbeschienenen Straßen standen Wächter, auch hinter Fenstern und auf den Dächern. Die meisten wären Schwarze: barbarische Krieger aus Kush, Keshan und Darfar, und zwischendurch ein Söldner mit hellerer Haut aus Stygien oder Iranistan.
    Sadhur kam an Geschäften vorbei, aus denen man Freudenhäuser gemacht hatte, Banken, die zu Stallungen geworden waren, Bibliotheken, in denen nun Bier und Wein flossen. An Häuserwänden waren mit Blut fremdartige, magische Zeichen gemalt. Manche waren mit Kohle durchgestrichen und darunter oder darüber

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