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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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für klüger gehalten, aber ich war auch einmal jung und habe über die Stränge geschlagen. Doch warne ich dich. Ich verstehe, wenn du oder die Gesellen sich gelegentlich den Freuden des Lebens hingeben, doch werde ich keinesfalls dulden, dass es überhandnimmt. Und sei gewarnt vor dem Dämon Alkohol. Er hat schon so manchen braven Mann ins Unglück gestürzt. «
    » Ja, Meister. «
    » Gut. Ich sehe, du bist einsichtig. Doch dass es mir nicht noch einmal geschieht, verstanden? «
    » Ja, Meister. «
    Der Meister klopfte ihm noch einmal aufmunternd auf die Schulter und ging dann wieder an seine eigene Arbeit, nicht ohne einen besorgten Blick auf den Schmelzofen zu werfen. Vil konnte allerdings nicht erkennen, was den Meister beunruhigte. Der Ofen sah aus wie immer, und immer noch stand er unverrückbar auf jener Himmelspforte, die er so lange gesucht hatte.
    An den nächsten Abenden ging Vil öfter in den Goldenen Kelch und in Pekers Versteck, aber Skari war nicht dort, und er war bei Peker auch nicht unbedingt willkommen, denn der hatte meistens Besuch von einer seiner Freundinnen, wenn auch selten zweimal von derselben.
    Nun wusste Vil zwar, wo Skari wohnte, aber es schien ihm irgendwie falsch, sie dort aufzusuchen.
    Vier Tage hielt er das durch, dann schlich er abends in die Nekropole. Er brauchte nicht lange, um die Grabkammer zu finden, in der sie sich geliebt hatten, doch Skari war nicht dort. Und nicht nur das, auch ihre Sachen waren verschwunden. Er begann, sie zwischen den Gräbern zu suchen, doch fand er nur steinerne Särge und Urnen, keine Spur von dem Mädchen. Irgendwann – die eine Kerze, die er mitgenommen hatte, war schon fast niedergebrannt – hörte er eine leise Stimme. Es war ein Flüstern, und es klang nicht nach Skari, aber er folgte dem Klang tiefer in die Totenstadt hinein.
    Schließlich fand er die Quelle: Es war ein Mann, ein Gesegneter, der mit dem Rücken zu ihm im Schneidersitz auf einem Steinsarg saß und mit sich selbst zu reden schien. Vil lauschte angestrengt, konnte aber nichts verstehen.
    Der Mann verstummte, dann sagte er laut und deutlich: » Du störst uns. «
    » Verzeiht, Menher. Ich … ich suche nur jemanden. «
    Der Mann drehte sich um. Seine Augen waren so weiß wie seine Haare. » Sie ist nicht hier. «
    War er blind? Warum hatte er dann eine Kerze entzündet?
    » Verzeiht, wisst Ihr vielleicht, wo ich sie finde? «
    » Ich weiß es nicht, und die Toten wissen es nicht, und darüber sollten wir uns freuen, nicht wahr? «
    » Die Toten? « Ein kalter Schauer lief Vil über den Rücken.
    » Ich soll dich von ihnen grüßen, Vil Merson. «
    Vil brachte kein Wort heraus.
    Der Mann schien in die Dunkelheit zu lauschen. » Deine Mutter fragt, ob du tust, was sie dir aufgetragen hat. «
    » Meine … «
    Das war zu viel. Vil drehte sich um und rannte. Seine Kerze erlosch, und seine zitternden Finger brachten es nicht fertig, sie wieder zu entzünden. Also stolperte er im Dunkeln weiter, bis er endlich irgendwie den Ausgang fand.
    Nie wieder, so schwor er sich, nie wieder würde er diesen grauenvollen Ort betreten.
    Immerhin hatte Peker bald wieder Arbeit für ihn: Sie stiegen in eine Silberschmiede am Rande des Goldbodenviertels ein und machten gute Beute. Allerdings bekamen sie sich dabei in die Wolle, denn Peker wollte schnell wieder hinaus, während Vil noch weitere Schätze einsacken wollte.
    » Nicht gierig werden, Vil. Wenn du nur ein wenig nimmst, kann der Mann es verkraften, und er wird auch nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um die Diebe zu jagen. Also mäßige dich. «
    Nur halb überzeugt legte Vil die Goldketten, die er schon aus einem versteckten Fach gezogen hatte, wieder zurück.
    » Woher wusstest du eigentlich, wo der Mann seinen Schmuck versteckt? « , fragte er, als sie sich durch das aufgehebelte Fenster wieder hinauszwängten.
    » Skari hatte eine Vision. Sie hat gesehen, wie du ein Brett am Boden angehoben hast. Sie hat mich auch gewarnt, dass du mehr nehmen willst, als gut für dich wäre. «
    » Es ist ja nicht für mich. «
    » Ich weiß, es ist wegen deiner Schwester. Aber zuallererst ist es für den Boss, denn der muss den Schmuck verkaufen. «
    » Und wann treffe ich den Mann endlich? «
    » Schon bald, Vil, nur Geduld. Noch ein oder zwei solche schönen Fischzüge, und er wird dich kennenlernen wollen. «
    Also fasste sich Vil in Geduld und wartete. Sie stiegen noch in zwei weitere Häuser ein, in weit voneinander entfernt liegenden

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