Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
deshalb, und weil Pek es empfohlen hat, werde ich deinen Anteil erhöhen. Ich weiß nämlich gute und fleißige Mitarbeiter zu schätzen. Wie viel bekommt er jetzt, Pek? «
» Den dreißigsten Teil, Boss. «
» Dann soll es von nun an der zwanzigste sein. Wirst sehen, Kleiner, wenn du es richtig anstellst und keine Dummheiten machst, kannst du hier reich werden. Ist nur eine Frage der Zeit. «
» Ja, Boss « , sagte Vil, der den Mann nicht leiden konnte und dem schmerzlich bewusst war, dass Zeit etwas war, was seine Schwester nicht hatte. Seit der unglückseligen Geschichte mit dem Wächter waren über vier Wochen vergangen, und er hatte nichts erreicht.
Skari war plötzlich wieder da. Sie erschien ein paar Tage nach Vils Begegnung mit dem Boss in Pekers Versteck und setzte sich zu ihm, als sei nichts geschehen, während in ihm so viele widerstrebende Gefühle tosten, dass er nicht wusste, was er sagen sollte.
» Ich habe vielleicht etwas für euch « , sagte sie, während sie die schmalen Finger am Feuer wärmte.
» Ich hoffe, ich muss nicht wieder Meerwasser schlucken « , meinte Peker. Er schickte das Mädchen fort, das die ganze Zeit halb nackt und kichernd in seinem Bett gelegen hatte. Vil hatte es zwar schon einmal bei Peker gesehen, hatte aber inzwischen aufgegeben, nach Namen zu fragen.
» Es ist ein Gemmenschneider im Altkaiserviertel, gar nicht weit « , sagte Skari, als das Mädchen außer Hörweite war.
» Hm, vielleicht zu nah? « , fragte Peker.
» Das müsst ihr wissen, Pek « , sagte Skari. » Er wohnt in der Halbmondgasse, direkt neben dem schielenden Arzt. «
» Ich glaube, ich kenne ihn « , meinte Peker. » Er schneidet nicht nur Halbedelsteine, sondern auch richtige Juwelen, nicht wahr? «
Vil hörte ihn jedoch kaum. Ein schielender Arzt? Wie jener, der seinen kleinen Bruder hatte sterben lassen?
» Der ist es « , sagte Skari und meinte den Edelsteinschleifer.
» Ich kenne das Haus « , fuhr Peker fort. » Es ist schwer gesichert. Ich glaube, es gibt sogar einen Wachmann, der dort schläft. Hab schon öfter drüber nachgedacht, was es dort zu holen gibt, aber ich sah keine Möglichkeit, diese verführerische Frucht zu ernten. «
» Ich war heute dort, habe aber wie immer nichts bekommen « , sagte Skari, und Vil brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass sie betteln gewesen war.
» Da habe ich gehört, dass der Herr des Hauses heute Abend zu einem Treffen seiner Zunft geht « , fuhr sie fort.
» Das hilft uns nicht weiter, wenn der Wachmann dort ist – und wenn die Familie im Hause ist. «
» Der Wachmann ist erkrankt, das habe ich auf der Straße gehört, und die Familie schläft im obersten Stockwerk. «
» Ah, das klingt nach einer guten Gelegenheit. « Peker rieb sich die Hände.
» Vielleicht auch nicht « , sagte Skari. » Ich habe Blut gesehen. «
» Blut? «
» Viel Blut. Aber ich weiß nicht, von wem. «
» Verdammt, Skari! Erst machst du uns den Mund wässrig, dann verdirbst du uns den Appetit. Vil sieht schon wieder aus wie drei Tage Regenwetter. Skari? He, Skari! «
Vil schreckte aus seinen dunklen Gedanken hoch, denn das Mädchen, das gleich neben ihm saß, begann heftig zu zittern, versteifte sich, fing an zu zucken.
» Verdammt, Vil, halt sie fest! « , rief Peker und stand selbst einfach nur da.
Vil packte Skari. Ihre Augen waren offen, aber ganz verdreht, und Schaum trat ihr aus dem Mund. Sie stöhnte, zitterte, zuckte, so dass Vil sie kaum festhalten konnte. Hilflos und entsetzt sah er zu, wie ihr Gesicht von wilden Zuckungen entstellt wurde, dann, ganz plötzlich, erschlaffte ihr Leib, und sie sank in seinen Armen zusammen, ein hilfloses Häuflein Mensch, kaum schwerer als eine Katze.
» Bleib bei ihr « , sagte Peker, » ich geh zum Brunnen und hole frisches Wasser. «
» Willst du nicht …? « , fragte Vil, aber da war sein Freund schon mit dem Eimer verschwunden.
» Verdammt « , murmelte Vil, und noch einmal » Verdammt « , während er dem Mädchen mit einem Zipfel seines Hemdes den Speichel vom Kinn wischte.
» Halb so wild « , antwortete Skari leise. Sie hatte die Augen aufgeschlagen und sah ihn an.
» Na, das sehe ich anders « , erwiderte Vil kopfschüttelnd.
» Du kannst mich jetzt auch loslassen « , sagte sie.
Er murmelte eine Entschuldigung und ließ sie zögernd los. Sie setzte sich auf hustete, streckte die Hand verlangend aus: » Ist das da Tee? «
» Peks eigene Mischung, und kalt. «
» Egal. «
Er reichte ihr den
Weitere Kostenlose Bücher