Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Vierteln der Stadt, dann, in einer besonders nebligen Mittwinternacht, war wieder ein Lagerhaus an der Reihe.
    Dieses Mal waren neben Peker auch Gibean und zwei weitere Männer, die Vil nicht kannte, an der Geschichte beteiligt. Sie erbeuteten kistenweise Tee, den sie hinunter ans Ufer schafften. Von dort hatten sie die Kisten noch durch das eiskalte Wasser hinaus zu einem Boot zu tragen, das mit einer abgeblendeten Lampe draußen in der Dünung lag.
    » Das geht aufs Festland, nach Alt-Melora. Da ist Tee knapp und teuer, weil niemand außer Xelidor sie damit beliefern darf « , erklärte Peker.
    » So sind das Schmuggler, Pek? «
    » Genau, Vil, und jetzt hilf mir, diese Kisten tragen sich nicht von allein und … «
    » Sind das alle, Pek? « , fragte der breitschultrige Mann, der das Boot steuerte.
    » Noch ein halbes Dutzend, Sester. «
    » Dann macht schnell, der Nebel wird sich nicht ewig halten. «
    » Wer war das? « , fragte Vil, den dieser Mann irgendwie beeindruckt hatte, auf dem Rückweg an Land.
    » Sester Elgos, auch der Berg genannt, weil er so unerschütterlich ist. Der Mann ist wirklich die Ruhe selbst, aber wehe, wenn er wütend wird. «
    Als die Arbeit getan und das Boot von der Nacht verschluckt worden war, lud Peker Vil ein, ihn zu begleiten.
    » Wohin? «
    » Es will dich jemand kennenlernen. «
    Der Boss residierte in einem Keller unter einer Schänke, die Vil noch nie besucht hatte, weil sie unter den Tavernen des Katzenviertels zu den » Besseren « zählte, was bedeutete, dass die Frauen etwas schöner, die Getränke aber viel teurer als anderswo waren. Sie war auch schon geschlossen, denn es war beinahe Morgen, als sie dort eintrafen, aber sie wurden auf der Rückseite eingelassen.
    Der Keller war geräumig, vollgestellt mit Schränken, Truhen und einem mächtigen Tisch, auf dem Vil einige goldene Ketten liegen sah.
    » Ah, das ist also der fleißige Schmied « , sagte der Mann, den Peker nur als den » Boss « vorstellte.
    Vil musterte den Mann. Er war nicht ganz das, was er erwartet hatte, ein Mann mit traurigen Augen und hoher Stirn, aber auch bullig und mit einem kalten Lächeln.
    » Wenn du es klug anstellst, kannst du es weit bei uns bringen, Kleiner. «
    » Mein Name ist Vil, Menher. «
    » Ah, Stolz, eine seltene Eigenschaft unter Dieben. Gut, mein Name ist Ino, aber du wirst mich Boss nennen, so wie ich dich Kleiner nenne, klar? Du bist vorerst nur ein kleines Licht bei uns und solltest dir überlegen, ob du dir hier Frechheiten herausnehmen willst. Klar? «
    » Ja, Boss « , antwortete Vil widerstrebend.
    » Bestens. Sieh dich um, was siehst du? «
    » Schränke und Schatullen, Menher. «
    » Richtig, aber wenn ich dir erlauben würde, eine zu öffnen, würdest du allerlei Kostbarkeiten darin finden, denn wer etwas hat, das er aus gewissen Gründen nicht auf dem Markt verkaufen kann, der bringt es zu mir, und ich sorge dafür, dass es einen Abnehmer findet. Und am Ende sind alle glücklich, der Käufer, der Verkäufer und ich, der ich eine bescheidene Provision behalte. «
    Vil fragte sich, warum ihm der Mann das erzählte. Er war ein Hehler, das hatte er schon verstanden, und er kannte mindestens eine Partei, die bei dieser Art der Geschäfte nicht glücklich wurde, nämlich die Bestohlenen.
    » Dies alles geschieht diskret, Kleiner, und deshalb kann ich es nicht brauchen, wenn einer meiner Leute betrunken durch die Gassen torkelt, noch dazu mit unserer Gesegneten, die doch weit bessere Dinge zu tun hat. «
    Vil schluckte. Man hatte ihn mit Skari zusammen gesehen?
    » Wird das noch einmal vorkommen, Kleiner? « Die Stimme des Bosses hatte einen drohenden Tonfall bekommen.
    » Nein, Menher. «
    » Sehr gut, aber hör auf, mich Menher zu nennen. Ich bin kein verweichlichter Adliger oder Kaufmann, ich bin der Boss, klar? «
    » Ja, Boss. «
    » Hey, Kopf hoch. Kommt schon mal vor, dass ein Mann sich betrinken muss. Niemand versteht das besser als ich, aber auffallen darf er nicht, und reden über gewisse Dinge schon gar nicht! «
    Der Boss war aufgestanden, hatte bei diesen Worten seinen mächtigen Schreibtisch umrundet und sah Vil jetzt tief in die Augen. Dann lachte er plötzlich. » Du solltest dein Gesicht sehen, Kleiner. Verträgst es wohl nicht, wenn einer dir Vorschriften macht, wie? Ich gebe allerdings einen Scheiß darauf, ob dir das gefällt oder nicht. «
    Plötzlich tätschelte der Boss Vils Wange. » Aber eigentlich bist du hier, weil du dich bewährt hast, Kleiner, und