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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Zinnbecher, und sie trank mit großen Schlucken. » Du könntest endlich aufhören, mich so anzustarren, Vil. «
    Wieder murmelte er eine Entschuldigung. » Geschieht das oft? «
    Sie zuckte mit den Achseln. » Für jeden Segen ein Fluch, wie es bei uns heißt. «
    Vil dachte darüber nach, was das bedeuten mochte, fragte aber: » Und … und wenn du diese Anfälle hast, hast du dann Visionen? «
    » Nein, nur Schmerzen. «
    Peker kehrte mit einem Eimer Wasser zurück, und Skari jagte sie beide aus dem Versteck, weil sie sich waschen wollte.
    » Hat sie das öfter? « , fragte Vil leise, als sie vor dem Vorhang standen.
    » Hin und wieder. Beim ersten Mal war ich reichlich erschrocken. Ist halt so bei den Gesegneten. « Und da Vil immer noch nicht verstand, erklärte er: » Sie sagen selbst, dass jeder von ihnen mit irgendeinem Fluch, einer Krankheit, einem Gebrechen geschlagen ist, als Ausgleich für den Segen, den sie empfangen haben. Die besondere Gabe, Vil, sie alle haben irgendeine besondere Gabe. «
    » Ich habe einen Gesegneten getroffen, der behauptet hat, dass er mit den Toten spricht. «
    » Von dem habe ich gehört. Er ist blind, oder? Ich glaube, er ist sogar so eine Art Anführer bei ihnen. Aber wenn du es genau wissen willst, dann musst du Skari fragen. «
    Vil nickte, obwohl er wusste, dass er sie sicher nicht fragen würde. Sie hatte ihm einen riesigen Schrecken eingejagt. Er hörte, wie sie sich drinnen wusch.
    » Und dieser Gemmenschneider? « , fragte er nach einer Pause.
    » Verflucht lohnend, verflucht lohnend, Vil. Aber dennoch, kein Blut wert, schon gar nicht meins oder deins. «
    » Wie lohnend denn? «
    » So etwa wie die Sache mit den Schatullen, vielleicht noch mehr, kommt drauf an, was wir unten in seiner Werkstatt … aber nein, wir werden auf eine andere Gelegenheit warten. «
    » Ist in Ordnung « , sagte Vil.
    Aber er nahm sich vor, sich die Sache später einfach mal anzusehen. Und vielleicht konnte er auch einen Blick auf das Haus des Arztes werfen, der neben diesem Edelsteinschleifer wohnen sollte. Nur ein Blick, um herauszufinden, ob es der Mann war, der Fari hatte sterben lassen. Doch was würde er dann tun? Das wusste er nicht.
    Skari verschwand bald darauf, und sie lehnte Vils halbherziges Angebot, sie nach Hause zu begleiten, kühl ab.
    Dann tauchte das Mädchen wieder auf, mit dem Peker derzeit schlief, und er machte Vil mehr als deutlich, dass er nicht mehr erwünscht war.
    Also ging er hinaus in die kalte Frühlingsnacht, allein mit seinen Gedanken, und streifte ziellos umher, bis er plötzlich auf ein unüberwindliches Hindernis stieß. Wo war er? Er blickte auf. Die Mauer, die den Tempelberg vor Feinden schützte, ragte vor ihm in die Nacht. Er war im Altkaiserviertel. Merkwürdig, er hatte seinen Plan eigentlich gerade aufgegeben.
    Er lief zur nächsten Kreuzung. Unter der Laterne hing ein quadratisches Schild, auf das ein zur Hälfte weißer Kreis gemalt war. Er war tatsächlich in der Halbmondgasse gelandet, obwohl er noch nie in seinem Leben hier gewesen war. Es musste bereits nach Mitternacht sein. Hier, in diesem ehrbaren Viertel, war niemand mehr unterwegs. Wenn er schon einmal da war …
    Er schlich die Straße hinauf, bis er das Haus des Gemmenschneiders fand. Es war groß und überragte seine Nachbarn um ein Stockwerk, was für den Reichtum des Mannes sprach. Allerdings waren auch sämtliche Fenster vergittert. Es würde nicht leicht sein, dort hineinzugelangen.
    Und in welchem Haus wohnte nun der Arzt? In der Nacht konnte Vil zunächst nicht viel erkennen. Dann sah er, dass in einem der beiden Häuser die Fensterläden schief in den Angeln hingen und von der Tür die Farbe abblätterte. Irgendwie schien ihm das zu dem Arzt zu passen, der in der Halde auch einen sehr schäbigen Mantel getragen hatte.
    Er konnte nicht anders: Er ging hinüber, drehte den Knauf und fand die Tür verschlossen, aber er hatte inzwischen genug von Peker gelernt, um dieses Problem zu lösen. Er blickte sich vorsichtig um, und als er niemanden in der Gasse sah, öffnete er das Schloss mit einem Dietrich.
    Drinnen war es stockdunkel, aber Vil spürte sofort, dass er nicht allein war. Es war also jemand im Haus, ja, ein leises Geräusch verriet ihm, dass sich dieser Jemand bewegte. Er fasste nach dem Messer in seinem Gürtel und lauschte. Irgendetwas berührte ihn plötzlich am Bein – und miaute klagend.
    » Mistvieh « , murmelte der zu Tode erschrockene Vil. Er entzündete ein

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