Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Kelch ihm schöne Augen machten. Doch er ging nicht in den Goldenen Kelch, er wählte irgendeine Taverne, und in der gab es keine Mädchen und keine Würfelbecher, nur Bier – und ein Schälchen Milch für seine Katze, die jedoch, kaum war die Schale geleert, weiterzog und ihn mit seinem Kummer allein ließ. Er trank und hörte irgendwann auf, die Becher zu zählen.
» Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist « , sagte eine vertraute Stimme.
» Skari, was machst du denn hier? « , brachte er schwerfällig hervor.
» Ich bin hier, um dich nach Hause zu bringen. «
» Dass die dich hier überhaupt reingelassen haben. Ich meine, du bist eine Bettlerin, noch dazu eine Gesegnete oder Verfluchte, wie meine Mutter immer gesagt hat. «
Er meinte ein dünnes Lächeln bei dem Mädchen zu sehen. » Niemand weist einen Gesegneten von seiner Schwelle, dafür haben sie viel zu viel Angst vor mir. «
» Meine Mutter ist tot, wusstest du das? «
» Du hast es mir erzählt. «
» Wirklich? Ich rede mit dir über meine Mutter? Sie würde das nicht gutheißen. «
» Kann sein. Doch jetzt komm, lass uns gehen, bevor sie dich rauswerfen. Vor dir haben sie nämlich keine Angst. «
» Sollten sie aber. Ich habe ein Messer. Und ich bin ein Merson und ein Gremm. Weißt du, was das bedeutet? «
» Dass du leiser reden solltest, Vil. Jetzt komm. «
Er spürte, wie sie an seinem Arm zerrte, aber da war noch etwas abgestandenes Bier in seinem Krug. » Das bedeutet, dass ich zu den Herren der Stadt zähle, ein Prinz, verflucht. Seit ich sechzehn bin. Ich darf ein Schwert tragen, und ich darf in der Versammlung sprechen. Und ihr? Ihr seid für uns doch nur Abschaum. «
» Soso, jetzt komm, bevor der Abschaum die Geduld verliert. «
Widerstrebend löste sich Vil von der Bank. Irgendjemand verlangte Geld von ihm, was er mehrfach eine Unverschämtheit nannte, und dann griff ihm ein anderer Jemand, vielleicht Skari, in die Tasche, und zog seine letzten Kronen heraus. » Jetzt komm, Prinz der Stadt, bevor wir Ärger kriegen. «
Sie schob ihn hinaus auf die Straße. » Soll ich dich in die Schmiede bringen? «
Vil blinzelte. Der schneidende Wind wirkte ernüchternd, allerdings nicht sehr. » Nein, Meister Turro würde es nicht gefallen, mich mit einer wie dir zu sehen. «
» Dann sollte ich dich wohl am besten auf der Straße liegen lassen, Vil! «
» Ja, wär wohl das Beste. Irgend’ne Ecke. Die Gasse ist gut genug für ’ne Ratte wie mich. Hab sie im Stich gelassen, weißt du? «
Er hörte sie seufzen. » Hast du nicht, Vil. Reiß dich zusammen. Morgen findest du einen anderen Weg. «
» Meinst du? «
» Bestimmt. Jetzt komm, ich bringe dich ins Trockene. «
Seltsamerweise drehte sich die Straße unter seinen Füßen, und sosehr er versuchte, dagegen anzukämpfen, es hörte nicht auf, aber irgendjemand verhinderte, dass er einfach umfiel.
» Skari, bist du das? «
» Oh, Mann, Vil! Wer denn sonst? «
Er hing schwer auf ihrer Schulter, das war ihm bewusst, aber er konnte es nicht ändern. Er roch sie, ihre nassen Wollsachen, darunter ihre Haut, die irgendwie nach frisch gefallenem Herbstlaub roch. » Regnet es? « fragte er, weil ihm Wasser in die Augen lief.
Skari lachte und zerrte ihn weiter voran. » Du merkst aber auch alles, Vil. Aber warte, nicht umfallen, während ich öffne, wir sind da. «
Sie lehnte ihn gegen eine kalte Wand, er blickte nach oben, aber auch die dunklen Wolken schienen sich zu drehen, und er schloss die Augen wieder. Dann waren sie im Trockenen, und er hörte eine schwere Tür zufallen. Es roch muffig, aber vielleicht war er das selbst. Kerzen brannten in einer niedrigen Kammer. Sie setzte ihn auf eine steinerne Bank.
» Muss dir danken « , sagte er und zog sie zu sich herab auf die Bank.
» Musst du wohl, ja. «
Er lehnte sich an sie. Seltsam, bei diesem Licht sah ihr weißes Haar wie helles Gold aus. Er strich ihr über das Gesicht.
» Vil, was soll das werden? «
Er hörte sie kaum, so laut pochte das Blut in seinen Ohren. Er hielt sie fest. Drückte sein Gesicht an ihre Schulter und musste sehr an sich halten, um nicht plötzlich einfach loszuheulen.
» Ist ja schon gut « , sagte sie. Ihre Hand strich ihm über den Rücken, ganz leicht, aber sein Blut dröhnte nun noch lauter. Er küsste sie auf den Hals.
» Ihr Kerle « , seufzte sie, aber sie ließ ihn nicht los. Ihre Lippen waren plötzlich auf seinen. Sie zog ihn an sich, und dann sank sie zurück, nahm ihn mit. Er war über
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