Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
fallen würden, aber dann holte der Arzt mit der schweren Pfanne aus, verlor das Gleichgewicht, und sie stürzten hinab.
Vil kam benommen wieder auf die Füße. Er hatte sich den Kopf angeschlagen, und es flimmerte vor seinen Augen. Den Arzt hatte es schlimmer erwischt. Sein Schädel war auf dem Steinfußboden aufgeplatzt, und Gehirn und Blut traten aus. Vil wich erschrocken vor der Leiche zurück. Aber hinter ihm war die Wand, dort ging es nicht weiter, und das zwang ihn, sich den Toten anzusehen. Er hatte ihn umgebracht …
Vil war wie gelähmt. Dann tauchte die Katze auf, miaute und begann, am Schädel ihres Herrn zu lecken.
Das löste die Starre. Vil sprang über den Toten hinweg, rannte aus der Pforte und durch die Gasse. Es war beinahe schon Morgen, die ersten Menschen waren unterwegs, Markthändler, Handwerker, Mägde, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Sie sahen Vil rennen, aber das war ihm gleich. Erst einige Gassen weiter kam er zur Besinnung.
Zitternd drückte er sich in eine dunkle Ecke und versuchte, sich zu beruhigen. Der Mann war tot, das war nicht zu ändern. Hatte man ihn erkannt? Es war noch dunkel, ein trüber Morgen, und er war noch nie zuvor in dieser Gasse gewesen. Wenn er Glück hatte, würde man nur von einem jungen Mann reden, wie es tausende in der Stadt gab.
Er setzte seinen Weg fort, als sein Herzschlag sich beruhigt hatte. Er schlug den Kragen hoch, um sein Gesicht zu verdecken, und senkte den Kopf, um Blickkontakt zu vermeiden. Wenn er Glück hatte, konnte er einfach zur Arbeit gehen. Er würde vermutlich sogar pünktlich sein, und niemand würde Fragen stellen.
» Eine halbe Krone für einen armen Krüppel, Menher? «
Er war so in Gedanken gewesen, dass er den Bettler nicht gesehen hatte.
» Hab keine « , murmelte er.
» Nur eine halbe Krone, Menher? «
Vil blieb stehen, denn der Bettler verstellte ihm mit seinen Krücken geschickt den Weg. Schliefen die denn niemals? Er erkannte ihn, schon zweimal war er mit ihm aneinandergeraten, aber er hoffte, dass der andere ihn nicht wiedererkennen würde. Er griff hastig in seine Tasche und legte dem Jungen eine Krone in die ausgestreckte Hand.
Der Bettler nahm sie, setzte zu überschwänglichem Dank an und starrte dann auf Vils Ärmel. Er war blutverschmiert.
Erschrocken zog Vil die Hand zurück, drehte sich um und rannte. Der Bettler rief ihm etwas hinterher, aber er verstand ihn nicht.
Wo sollte er jetzt hin? Peker hatte ihn gewarnt, und er wäre sicher nicht begeistert, wenn er in seinem jetzigen Zustand bei ihm auftauchen würde. Der Freund konnte ihn vielleicht verstecken, aber Vil hatte noch genau im Ohr, was der Boss darüber gesagt hatte, keinen Ärger zu machen. Skari hatte das Blut gesehen, bevor es geschehen war. Sie wüsste vielleicht ein Versteck, aber er wusste leider nicht, wo sie sich versteckte. Die Nekropole? Konnte er sich unter den Toten verstecken?
Vil stand vor der Schmiede. Nein, es war nicht gesagt, dass die Wachen ausgerechnet hier nach ihm suchen würden. Er würde arbeiten und so tun, als wäre nichts geschehen. Er war früh dran, noch schien keiner der Gesellen da zu sein.
Er schlich vorsichtig hinein zu seinem Schlafplatz. Er brauchte andere Kleider, und er musste sich waschen. Doch dann sah er Meister Turro, der in der Tür lehnte und auf ihn zu warten schien. Vil fluchte, aber dann beschloss er, den Stier bei den Hörnern zu packen. Er trat offen in den Gang.
» Um diese Zeit kommst du also … « , begann der Meister, aber dann fragte er: » Bei allen Himmeln, Vil, bist du verletzt? «
Turro half ihm. Er hieß ihn, sich gründlich zu waschen, gab ihm ein frisches Hemd und verbrannte das alte im Eisenschmelzer, doch erst, nachdem Vil ihm eine Erklärung gegeben hatte. » Ich habe einen der Männer getroffen, die meine Schwester haben. Doch wollte er mir nicht sagen, wo sie ist. Es gab Streit, und ich fürchte, ich habe ihn getötet. Doch war es ein Unfall. Er stürzte ein Treppenhaus hinab. « Es war eine gute Erklärung, doch war sie gelogen.
» Und wer war dieser Mann? « , hatte der Meister gefragt.
» Ein Arzt. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, doch ich hörte schon vorher, dass er sehr zwielichtigen Umgang hatte. Man sah ihn oft in Hurenhäusern, Meister. «
Und Turro hatte die Stirn gerunzelt und gefragt: » Ist es etwa dieser schielende Arzt aus der Halbmondgasse? « Danach hatte er das Hemd verbrannt.
Kurz darauf waren die anderen eingetroffen, und Turro teilte ihnen ihre Arbeit zu.
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