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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Schwefelholz und sah sich um. Eine rote Katze starrte ihn erwartungsvoll mit gelben Augen an.
    » Immer dasselbe « , murmelte er und entzündete eine Kerze. So also wohnte der Arzt? Die Wohnung wirkte nicht nur klein und beengt, die Küche und die kleine Wohnstube im Erdgeschoss waren auch in einem arg heruntergekommenen Zustand.
    Er schlich, verfolgt von der roten Katze, eine knarrende Treppe hinauf und fand eine Art Laboratorium. Hier schien halbwegs Ordnung zu herrschen, auch wenn sich allerlei Kisten und Kästen übereinanderstapelten. Aber sie alle waren sorgfältig beschriftet, und an der Decke waren viele Kräuter an langen Schnüren aufgehängt, zum Trocknen, wie Vil vermutete. Es gab auch eine Schreibecke, ein schmales Fass voller Pergamentrollen und eine weitere Treppe, die zur Dachkammer führte.
    Vil stieg sie so leise wie möglich hinauf. Die Katze blieb zurück. Sie sah ihm nach, ihr langer Schwanz zuckte, aber sie schien nicht hinaufzuwollen. Vielleicht ist sie klüger als ich, dachte er. Immer noch hatte er keine Ahnung, was er machen würde, wenn er den Mann sah.
    Er ist mir eine Erklärung schuldig, mir – und Faras, dachte er grimmig und nahm die letzten Stufen.
    Vorsichtig öffnete er die Tür, das Messer in der Hand. Er hatte nicht vergessen, was Skari gesagt hatte: Sie hatte Blut gesehen. Seines sollte es nicht ein. Es war die Schlafstube, aber das Bett war leer.
    Vil war beinahe erleichtert. Er hätte ja doch nicht gewusst, was er sagen sollte. Dann kam die Wut zurück. Der Mann hatte sie im Stich gelassen. Er hatte den Ehering seiner Mutter bekommen und war dennoch nicht erschienen, und die Kräuter, die er geschickt hatte, waren nutzlos gewesen. Der Ring! Er musste doch irgendwo sein. Wenigstens den wollte er wiederhaben. Vil begann zu suchen. Er suchte in den Schränken im Schlafzimmer, dann im Laboratorium. Er öffnete Schachteln und Kisten, fand nur Kräuter, Pilze, getrocknete Blumen, Blätter und Baumrinde und warf alles achtlos zur Seite.
    Je länger er suchte, desto wütender wurde er. Er räumte Glaskolben, Destillierapparate und Schalen achtlos vom Tisch, begann sogar, die Dielen zu untersuchen, weil er dachte, unter einer davon könne ein geheimes Versteck liegen. Er war so besessen von dieser Suche, dass er den Mann erst hörte, als er bereits die steile Treppe hinaufgeschnauft kam.
    Vil fuhr herum, griff nach seinem Messer.
    » Was, bei allen Himmeln …? « , rief der Arzt und blieb keuchend und mit hochrotem Kopf an der Treppe stehen.
    Es war der Mann, Vil erkannte ihn sofort wieder. Er trug denselben schäbigen Mantel wie damals in der Halde, und er schielte so stark, dass er auch jetzt an ihm vorbeizustarren schien.
    » Ihr! « , stieß Vil hervor. Es gab tausend Dinge, die er dem Arzt an den Kopf werfen wollte, aber heraus kam nur dieses eine anklagende Wort.
    Der Arzt glotzte ihn an, aber dann bewegte er sich schwerfällig hinüber zum Ofen und griff sich eine große, gusseiserne Pfanne.
    Es war beinahe lächerlich, wie der Mann dastand und ihn mit einer Pfanne bedrohte. Vil erkannte, dass der Mann betrunken war. Ein süßlicher Geruch umwehte ihn. Vielleicht kam er gerade aus einem der besseren Hurenhäuser. War es das? War er damals lieber zu irgendwelchen Huren gegangen, als sich um Faras zu kümmern?
    » Das wirst du bereuen! « , rief der Arzt. Er hatte sich drohend an der Treppe aufgebaut, vielleicht, um ihm den Fluchtweg abzuschneiden, und schwang die große Pfanne.
    Aber Vil wollte nicht fliehen, er wollte Antworten. Er sprang los, packte den Mann am Kragen und drückte ihn gegen das Geländer. » Wo wart Ihr? « , zischte er. » Wo wart Ihr, als mein Bruder Euch brauchte? «
    Der schielende Arzt sah mit offenem Mund wieder knapp an Vil vorbei, was vermutlich bedeutete, dass er ihn anstarrte. Er hielt die Pfanne drohend in der Rechten und versuchte, Vil mit einer Hand wegzuschieben, aber der hielt ihn fest, kochend vor Zorn. Er war so wütend, dass er nicht einmal an das Messer dachte, das noch in seinem Gürtel steckte. Offenbar wusste der Mann gar nicht, von wem er redete. Starben ihm so viele Patienten weg, dass er sich an Fari, seinen kleinen Bruder, nicht erinnerte?
    Er schüttelte ihn. » Mein Bruder, Faras, in der Halde! «, rief er. Aber der Arzt gab ihm keine Antwort. Sie rangen keuchend miteinander, und dann brach das Geländer. Einen Moment lang verharrten sie beide eng umklammert in der Schwebe, und es schien nicht entschieden, ob sie sich fangen oder

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