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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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mit Wasser zu füllen, falls das Feuer sich in diese Richtung voranfressen sollte.
    » Was brennt da? « , fragte Vil.
    » Begreifst du es denn nicht? « , rief Peker, der sehr verstört wirkte.
    Vil kletterte auf ein Fass, das vor einem Laden stand. Die Gasse führte zur Lagune hinab, und von seinem Fass aus konnte er das Häusermeer überblicken. Er erkannte die Werft, ihre starken Türme wurden vom Feuer hell beleuchtet. Dann verstand er. » Die Schmiede! «
    Er sprang vom Fass. Peker hielt ihn fest. » Wo willst du hin, Vil? «
    » Die Schmiede, Meister Turro, ich muss doch … «
    » Es ist zu weit und zu gefährlich. Du wirst doch gesucht. Begreifst du denn nicht, was hier geschieht? «
    Vil riss sich los, aber plötzlich stand Skari vor ihm, wie aus dem Boden gewachsen. » Du kannst dort hingehen, Vil, doch du kommst zu spät. «
    » Zu spät? «
    » Dein Schmied. Er ist tot. Ich sah ihn im Feuer. «
    » Nein « , flüsterte Vil, aber er fühlte einen tiefen Stich in der Brust, der ihm sagte, dass Skari recht hatte.
    » Auch andere sind tot oder sterben gerade « , fuhr sie mit halb geschlossenen Augen fort, als müsse sie sich das Gesehene in Erinnerung rufen. » Du kannst sie nicht retten. «
    » Hast du das auch gesehen? « , fuhr er sie an. Er konnte sie kaum erkennen, weil ihm Tränen der Wut in den Augen standen.
    » Nein, aber ich sah dich hier sitzen, Vil, und weinen. «
    » Aber ich weine gar nicht! « , rief er, dann setzte er sich einfach aufs Pflaster, lehnte sich Halt suchend an die nächste Hauswand und versuchte vergeblich, die Tränen zu unterdrücken.

Esrahil Gremm saß bei einer Tasse Tee in seiner Wohnstube und zählte in Gedanken die Tage, die es noch bis zur Wahl waren. Seine Anhänger schwärmten durch die Stadt und redeten mit allen, die eine Stimme in der Großen Versammlung hatten. Er überließ die Sache ganz Vinir, der einen ungeahnten Eifer an den Tag legte. Er wird eines Tages einen brauchbaren Rat abgeben, viel brauchbarer jedenfalls als ich, dachte Gremm. An den Gründungstagen, den drei Tagen, an denen in Xelidor das neue Jahr mit Festumzügen und Reiterspielen in der Arena begann, würde auch die Versammlung zusammentreten und wählen. Es waren also noch drei Wochen, die er durchhalten musste.
    Gremm hatte keine Zweifel daran, dass er verlieren würde. Telius Nestur setzte alles daran, ihn zum Gespött der Stadt zu machen, und offensichtlich hatte er Erfolg. Gremm traute sich kaum noch aus dem Haus, weil er stets das Gefühl hatte, die Leute würden sich hinter seinem Rücken das Maul über ihn zerreißen. Er betete insgeheim sogar, dass er verlieren möge, denn der einzige Grund, aus dem er in dieses wahnsinnige Vorhaben eingewilligt hatte, war die vage Hoffnung gewesen, seine Schwester retten zu können. Doch nun war seine Schwester tot und ihre Kinder ebenfalls.
    Selbst Sester Elgos, dem harten Hund, hatten Tränen in den Augen gestanden, als ihm Gremm davon erzählt hatte.
    Sein Geschwisterschwager Merson hingegen hatte die Nachricht, überbracht bei einem Besuch in der Residenz des Gesandten, mit eisigem Schweigen aufgenommen. Gremm hatte den Verdacht, dass er es schon gewusst hatte, und das wiederum nährte den Verdacht, dass Merson hinter dem heimtückischen Angriff auf die Wachen in der Halde steckte, von dem die ganze Stadt gesprochen hatte.
    Doch das war schon wieder Wochen her, und inzwischen gab es andere Dinge, über die in der Stadt geraunt und geflüstert wurde: ein Mord im Altkaiserviertel, dann ein schlimmer Brand in einer der großen Schmieden unweit der Werft und schließlich das Gerücht von einem verschollenen Prinzen, der sich im Katzenviertel versteckte, vielleicht aber aus Oramar stammte. Dort herrschte ein grausamer Krieg unter den Prinzen, Bruder gegen Bruder, und es war nicht völlig unmöglich, dass einer von ihnen nach Xelidor geflohen war.
    Gremm hätte für gewöhnlich nichts auf dieses Geschwätz gegeben, doch auch in der Versammlung, die er nun monatlich besuchte, sprach man über nichts anderes, konnte es doch sein, dass es die Stadt tiefer in den Krieg hineinzog.
    Der Gesandte Gidus, seit Wochen in Xelidor zu Gast, ließ keine Gelegenheit ungenutzt, der Stadt den Schutz des Seebundes anzubieten. Doch auch das würde sie tiefer in diesen Krieg hineinziehen, von dem sie doch im Augenblick ganz gut lebten. Sie lieferten Waffen an den Seebund, der seine Söldnerheere damit ausrüstete, und Schiffe an die oramarischen Thronfolger, die dann vom

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