Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Seebund oder einem der anderen Prinzen beinahe ebenso schnell versenkt wurden, wie sie die Neue Werft auf Kiel legen konnte. Ein prächtiges Geschäft, nur dass langsam das Holz knapp wurde, und auch die Erzvorräte schmolzen dahin.
Gremm hatte bei der letzten Versammlung selbst ein paar Empfehlungen ausgesprochen, wo sie Nachschub herbekommen konnten. Ein Pluspunkt für ihn, wie ihm erst hinterher bewusst geworden war.
Er stellte den schon lang erkalteten Tee zur Seite. Seltsamerweise verspürte er den Drang, wieder selbst zur See zu fahren, ferne Häfen zu bereisen und unbekannte Länder zu besuchen. Er nahm sich vor, genau das zu tun, wenn die Sache ausgestanden war und es seiner Frau endlich wieder besser ging. Diese ganze unselige Wahl schien ihr ebenso wenig zu bekommen wie ihm. Aber sie ertrug es tapfer. Er hatte ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen, denn er war oft auf dem Tempelberg und hatte das Gefühl, sie zu vernachlässigen, aber auch darüber beklagte sie sich nicht.
Er bemerkte erst beim zweiten Klopfen, dass die Köchin in der Tür stand und einen Besucher meldete. Er war dann nur milde überrascht, dass es Leutnant Lizet war. Er bot ihm einen Platz an und bat die Köchin, neuen Tee zu bringen. Er wunderte sich selbst, dass er so ruhig blieb. Vor kurzem hatte ihn der Anblick dieses Leutnants noch in panische Angst versetzt. Aber irgendwie schien er über so etwas wie Angst hinaus zu sein.
» Was kann ich für Euch tun, Leutnant? « , begann er daher freundlich.
» Ich habe eine unangenehme Nachricht, Menher. «
» Nun, ein Todesfall kann es wohl nicht sein, oder? «
» Ich fürchte doch, Menher. «
Die Angst kehrte zurück, von einer Sekunde auf die nächste. Eben noch hatte er sich sicher gefühlt, jetzt rasten seine Gedanken. Merson – es konnte nur um seinen verfluchten Schwager gehen.
Der Leutnant räusperte sich und übergab Gremm einen goldenen Ring.
» Was ist das? «
» Seht ihn Euch bitte genau an, Menher. «
Gremm hielt ihn an die nächste Kerze. » Es ist etwas eingraviert « , stellte er fest.
» So ist es. Falls Ihr es nicht lesen könnt, dort steht Rohana – Aretor. «
Gremm stutzte. » Dann wäre das der Hochzeitsring meiner Schwester. «
» So scheint es, Menher. «
» Wo habt Ihr ihn her? «
» Das ist nun die seltsame und traurige Nachricht, Menher. Wir haben ihn aus der Tasche eines jungen Mannes, der einem fürchterlichen Brand zum Opfer gefallen ist. Ihr habt vielleicht davon gehört – die große Schmiede im Goldbodenviertel. «
» Natürlich. Man fürchtete doch, er könne sogar auf die Werft oder Stadt übergreifen. «
» Das ist zum Glück nicht geschehen. Aber die Schmiede und ein naher Tempel wurden fast völlig zerstört. Es gab auch ein paar Tote. Offenbar ist einer der Schmelzöfen explodiert, auch wenn noch niemand genau weiß, wie es dazu kommen konnte. «
» Und einer dieser Toten hatte diesen Ring bei sich? Das verstehe ich nicht. Hat er ihn gestohlen? «
» Ich fürchte nicht, Menher. Aus gewissen Hinweisen ergibt sich das Bild, dass er ihn von seiner Mutter geerbt hat. Es handelt sich nämlich um Euren Neffen Viltor. «
Gremm glotzte den Leutnant ungläubig an. » Viltor? Leutnant, was ist das für ein makabrer Scherz? Ihr habt mir berichtet, er sei in einen Schacht gestürzt! «
» Es tut mir sehr leid, Menher, diese Information war falsch. Offenbar hatte er seinen Tod nur vorgetäuscht. «
Esrahil Gremm schüttelte ungläubig den Kopf. » Vorgetäuscht? Und jetzt? Jetzt ist er tot? Oder ist das auch nur wieder eine Täuschung? Werdet Ihr nächste Woche wieder hier sitzen, erklären, dass alles nur ein Irrtum war, und mir erzählen, dass er erneut gestorben ist? «
» Ich kann Eure Erregung verstehen, Menher. «
Gremm war aufgesprungen. » Ach – das könnt Ihr? Aber feststellen, ob mein Neffe tot ist, das könnt Ihr nicht? Nein, das reicht! Hinaus, Leutnant, hinaus! Ich will kein Wort mehr von Euch hören. Kommt erst wieder, wenn Ihr Euch … nein, kommt überhaupt nicht wieder! Und eines sage ich Euch, diese Geschichte wird ein Nachspiel haben! « Er packte den Offizier am Arm und schob ihn aus der Stube, ohne dass dieser Widerstand leistete. » Wagt es nicht noch einmal, hier mit derlei Unsinn zu erscheinen! Hinaus! «
Livus Lizet stolperte hinaus auf die Straße, und Gremm knallte die Tür hinter ihm zu. Er zupfte sein Wams zurecht. So viel Energie hatte er dem Kauffahrer gar nicht zugetraut. Eine weiß gekleidete Gestalt
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