Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
dunkel genug ist. «
Vil konnte es nicht fassen. In wenigen Stunden würde er seine kleine Schwester in den Armen halten.
» Stell dir das nicht zu einfach vor, Vil. Wenn ich dich richtig verstehe, gibt es da unten auch Wachen. «
» Aber die sind außerhalb der Halde. Bis die durch das Gitter kommen, sind wir schon längst wieder weg. «
» Und du hast Feinde da unten. «
» Das stimmt, Pek. Wir werden Waffen brauchen. «
» Das Feuer « , sagte Skari, die die ganze Zeit gar nichts gesagt hatte. » Ich glaube, es ist dein Zeichen. «
» Was meinst du? «
» Ich dachte erst, es sei die Schmiede. Aber jetzt verstehe ich es. Es wird noch kommen. «
Vil starrte sie an. » Heute Nacht in der Halde? «
» Vielleicht. Da war noch mehr, aber ich konnte es nicht erkennen. «
» Und sollte ich besorgt sein? «
» Was geschehen wird, wird geschehen « , erwiderte sie. » Besorgt sein ändert daran nichts. «
» Der Himmel verfluche die Gesegneten « , murmelte Vil, als Skari irgendwann ohne großen Abschied oder gar eine Erklärung, wohin sie gehe, verschwunden war.
Peker grinste dünn. » Sie sind schon längst verflucht, vergiss das nicht. Und dieses Verschwinden ist eben einfach ihre Art. Besser, du gewöhnst dich daran. Scheint ja so zu sein, dass du in Zukunft ein bisschen mehr mit ihr zu tun haben wirst als ich. «
» Ich weiß nicht, was du meinst. «
» Schon klar. «
Es klopfte.
» Gabba, endlich! « , rief Vil und riss die Tür auf.
Aber es war nicht Gibean mit dem Seil, es waren Kratos und Biator, zwei von Inos Schlägern.
» Der Boss will dich sehen, Kleiner « , sagte Kratos.
» Ich habe aber was zu erledigen « , entgegnete Vil, der das Schicksal verfluchte.
Kratos lächelte. » Komm schon, mach es uns nicht unnötig schwer, Vil. «
Vil warf Peker einen hilfesuchenden Blick zu. Aber der blickte nur betreten drein.
» Nur der Kleine « , sagte Kratos, als sich Peker anschließen wollte.
» Schon gut, Pek « , sagte Vil. » Wir treffen uns dann da, oder? «
» Wird das Beste sein « , sagte Peker, und er sandte ihm einen warnenden Blick zu.
Als sie erst durch den alten Stollen, dann durch schmale Gassen stapften, dachte Vil plötzlich, dass er das Schicksal vielleicht zu früh verflucht hatte. Er würde also den Boss treffen, und wenn sie sich, wie beim letzten Mal, unter vier Augen unterhielten, würde er ihn umbringen. Der Gedanke war klar und einfach: Er würde Ino töten und danach seine Schwester retten.
Und dann würden er und Tiuri das alles hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen. Allerdings wusste er nicht, was er tun würde, wenn der Boss sich nicht unter vier Augen mit ihm unterhalten wollte. Gegen diese beiden üblen Schläger, die ihn mürrisch durch die Gassen führten, hatte er doch keine Chance, nicht mal gegen einen von ihnen.
Als sie den Keller erreichten, erlebte Vil die nächste böse Überraschung: Gibean saß dort in einer Ecke, blass und niedergeschlagen. Er war hier, nicht mit einem Seil unterwegs zur Schmiede. Was hatte das zu bedeuten? Gibean verzog das Gesicht zu einem unsicheren Lächeln und murmelte: » Tut mir leid, Vil. «
» Was hast du …? « , begann Vil, aber Kratos unterbrach ihn rüde: » Gabba hat getan, was gut für ihn ist, und das solltest du auch tun. «
Dann schob er ihn recht unsanft in einen Nebenraum des Kellers, den Vil noch nie zuvor betreten hatte. Zwei große, mit schweren Schlössern gesicherte Kisten standen in den Ecken, und es gab einen Tisch, auf dem die drei Schatullen standen, die er bei seinem allerersten Einbruch gestohlen hatte. War der Boss sie immer noch nicht losgeworden? Im Augenblick konnte ihm das wohl gleich sein.
Ino drehte ihm den Rücken zu und reagierte erst nicht, als Kratos sich räusperte, um auf sich aufmerksam zu machen. Er schien in die Betrachtung der drei Schatullen vertieft zu sein.
» Es ist wirklich schwieriger, sie zu verkaufen, als ich mir vorstellen konnte « , begann Ino, ohne sich umzudrehen. » Ich war fast schon bereit, die Dinger im Meer zu versenken. Allerdings hörte ich jetzt von einem Kaufmann vom Goldenen Meer, der zurzeit in der Stadt ist und der vielleicht weniger Angst vor den Scholaren hat als andere. Und stell dir vor, Vil, zufälligerweise ist er ein Bekannter deines Onkels. Ich denke, es wird deine erste Aufgabe sein, dieses Geschäft zu vermitteln. «
» Meine Aufgabe? «
Der Boss drehte sich endlich um. Er strahlte eine seltsame Mischung aus Gereiztheit und guter Laune
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