Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

ich für seine Schwester gesorgt habe. «
    » Tiuri? «
    » Keine Ahnung, wie die Kleine heißt. Jedenfalls habe ich sie für dich aus der Halde geholt. Sie war nicht ganz billig, mein Freund Semer versteht sich leider zu gut auf das Geschäft. «
    Vil saß keuchend auf dem Boden und verstand jetzt gar nichts nicht mehr. Der Boss hatte dem Eisenkönig seine Schwester abgekauft?
    » Wo … wo ist sie? Ich will sofort zu ihr! «
    » Du wirst erfahren, wo sie ist, wenn die Zeit dafür reif ist. Weißt du, ein Mann, der meinen Fuß im Nacken hat, wird mir alles versprechen, was ich hören will. Leider hat mich die Erfahrung gelehrt, dass diese Versprechen nicht viel wert sind. Ich bin kein Narr, Vil. Ich sehe die Wut in deinen Augen, und solange ich sie dort sehe, wird deine Schwester bleiben, wo sie jetzt ist. Sie ist nicht mehr in der Halde – ist das nicht das, was du wolltest? «
    » Ja, Boss « , sagte Vil in ohnmächtiger Wut. Es war klar, dass der Boss Tiuri in ein Bordell geschafft hatte.
    » Ah, ich sehe, endlich verstehen wir uns. Dann verschwinde jetzt. Und morgen Abend will ich hören, dass du mit deinem Onkel geredet hast, verstanden? «
    » Ja, Boss. «
    » Dann warte nebenan. Ich habe vielleicht noch Anweisungen für dich. «
    Vil ging in den Keller. Biator stand vor der Treppe, die nach oben führte. Er kam also nicht hinaus. Und da saß Gibean und wich seinem Blick aus. Vil hätte sich auf ihn gestürzt, wenn es etwas genutzt hätte. Warum wollte der Boss, dass er hier wartete? Er sollte jetzt in der Halde sein und … nein, es war zu spät, Ino hatte seine Schwester längst dort fortgebracht. Oder? War das der Grund, dass er ihn hier festhielt? Wurde dieses widerwärtige Geschäft vielleicht gerade abgewickelt? Oder war es noch gar nicht geschehen? Er schlenderte in gezwungener Ruhe zur Treppe.
    » Setz dich wieder hin « , sagte Biator finster.
    » Der Boss meinte, ich könne ruhig gehen. «
    Aber der Schläger fiel nicht auf diesen plumpen Trick herein. » Ich sage es nur noch einmal, Kleiner, setz dich! «
    » Na, schön « , sagte Vil, wandte sich halb ab und rammte dem Mann dann das Knie mit aller Wucht in den Unterleib.
    Dann rannte er hinaus und auf die Gasse. Er musste schnell sein.
    » Hey, warte, was hast du jetzt vor? « Es war Gibean, der ihm gefolgt war.
    » Hau bloß ab, Gabba! « , rief Vil und lief weiter die Gasse hinunter. Die Schmiede – dort würden Skari und Peker sein.
    Gibean folgte ihm weiter. » Nein, Vil, jetzt warte doch. «
    Vil fuhr herum, packte Gibean am Kragen und griff nach seinem Messer. » Du hast mich verraten! « , zischte er nur.
    » Ich hatte keine Wahl, du weißt doch, wozu er fähig ist. «
    » Du solltest mir wirklich aus dem Weg gehen, Gabba. «
    » Aber … aber, vielleicht kann ich dir helfen! «
    » Du? «
    » Ja, ich. Hör mal, ich wäre fast mit dem Arsch im Feuer gelandet, nur weil Ino schlechte Laune hatte, und darauf habe ich keine Lust mehr. Ich werde verschwinden, aber ich kann dir helfen, wenn du mir hilfst. Also, was hast du vor? «
    Vil ließ den schmächtigen Dieb los. Vermutlich würde der sofort zum Boss laufen und alles verraten, was er jetzt sagte, aber andererseits war es ohnehin offensichtlich: » Ich werde meine Schwester suchen. Und sobald ich sie gefunden habe, bringe ich das Schwein um. «
    Er stapfte weiter die Straße hinab.
    Gibean hielt Schritt. » Dir ist klar, dass du dabei draufgehst, oder? «
    » Was kümmert dich das? «
    » Einiges, denn wenn der Boss dich kaltmacht, bin ich vielleicht der Nächste, weil ich ihn nicht vorgewarnt habe. Außerdem ist da doch noch deine kleine Schwester. Du solltest sie erst in Sicherheit bringen und dich und mich vielleicht auch. «
    Vil gab ihm im Stillen widerwillig recht. Er musste sich um Tiuri kümmern, wie er es seiner Mutter hoch und heilig versprochen hatte. Die Rache musste warten. Dann blieb er stehen, denn er begriff, dass Gibean nicht grundlos fragte: » Weißt du etwas über meine Schwester, Gabba? «
    » Vielleicht. Ich meine, ich weiß, mit welchen Häusern der Boss solche Geschäfte macht. Es sind nicht so viele. Kann gut sein, dass sie in einem davon ist. «
    » Und in welchem? «
    » Das kann ich herausfinden – wenn du mir versprichst, mich mitzunehmen. «
    » Mitzunehmen? «
    » Wenn du sie hier wegbringst. Sie ist in Xelidor nicht sicher, solange der Boss lebt, ich meine, wir sind alle nicht sicher. Und ich habe vielleicht eine Idee, wer uns hier wegbringen könnte, aber