Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
gedauert, bis ich wusste, wo « , sagte Skari.
» Du hast weiße Haare « , stellte Tiuri fest.
Skari lächelte.
» Wir sollten verschwinden « , mahnte Gibean, der aus einer Nische hervortrat.
» Nimm sie, Skari, und dann verschwindet. Wir treffen uns in Peks Versteck. «
» Vil, was hast du vor? «
» Geffai! «
» Vil, nicht! « , rief Tiuri, die sich plötzlich an ihn klammerte.
» Das sind Freunde, Tiri, gute Freunde. Und ich bin gleich zurück. «
Aber es dauerte, bis er die widerstrebenden Mädchenhände von seinem Arm lösen konnte.
Eine Menschentraube hatte sich vor dem Eingang der Dunkelgasse gesammelt. Man diskutierte aufgeregt über das Feuer, aber offenbar war man nicht besorgt, dass die Flammen übergreifen würden. Wie auch? Es brannte im Stollen, dort war alles aus Stein. Es war ein Wunder, dass es da überhaupt brannte. Vil drängte sich durch die Menge. Ja, es war ein Wunder, dass es seiner Schwester gelungen war, ein Feuer zu legen, noch dazu eines, das einen Mann in Brand gesetzt hatte …
Aber darüber würde er sich später wundern. Wo war Geffai? Da! Vil konnte ihn weit voraus in der Menschentraube sehen, wie er rücksichtslos andere beiseiteschob. Die Leute wichen bald vor ihm zurück, starrten ihm kopfschüttelnd hinterher.
Vor Vil machten sie keinen Platz. Er zwängte sich durch die Menge und holte langsam auf. Er konnte Geffai schon riechen, der Geruch der Halde verfolgte den Eisenkönig, überlagerte sogar den frischen Brandgeruch.
Vil holte auf, er konnte schon erkennen, dass die Haare des Mannes auf dem Kopf und sogar auf den Armen versengt waren. Er stieß einen Schrei aus.
Geffai blieb stehen und drehte sich um.
Vil hielt nicht an, konnte nicht anhalten, auch wenn der Eisenkönig einen Kopf größer und wahrscheinlich doppelt so schwer war wie er selbst, ein feister Fleischberg, der alle Leute rundum überragte.
Vil holte mit dem Messer aus, Geffai hob seine Fäuste zur Abwehr und fletschte die Zähne. Es sah aus, als ob ihm gerade wieder bewusst geworden wäre, dass er viel stärker als sein Gegner war.
Die Klinge sauste durch die Luft, der Eisenkönig lenkte sie ab, aber seine Arme waren versengt, und er brüllte laut auf, als das Messer durch das verletzte Fleisch schnitt. Er schleuderte Vil stöhnend zurück, hielt sich den Arm, und plötzlich war in seinen Augen Angst zu sehen. Er wich einen Schritt zurück, das Zähnefletschen gefror zu einer Maske der Furcht.
Vil schrie und stürzte sich auf den Mann, der seine Schwester verkauft hatte. Geffai wich noch einen Schritt zurück, brüllte wieder vor Schmerz, als sich Vil auf ihn warf. Der schwere Mann stolperte und stürzte zu Boden, Vil mit ihm. Aber er war schnell wieder auf den Beinen, während Geffai im Rinnstein lag und ängstlich die versengten Arme zur Abwehr hob. Seine Hose verfärbte sich im Schritt.
Vil stand stumm vor Zorn da, hielt den Dolch in den Händen – und zögerte.
Die Leute waren stehen geblieben, sahen zu, aber niemand machte Anstalten, Semer Geffai zu helfen.
» Gnade « , stammelte der Eisenkönig. » Gnade! «
Vils Hand verkrampfte sich um den Dolch. Der Mann war wehrlos.
» Bitte, Vil, ich hatte doch keine Ahnung, dass unsere liebe Tiuri in einem Hurenhaus landen … «
Mit einem Schrei unterbrach Vil diese Lüge. Er stürzte sich auf den Mann und rammte ihm mit allem Hass, den er in sich trug, das Messer in den kurzen Hals. Blut spritzte in einer hellen Fontäne hervor. Vil stieß noch einmal zu, noch einmal und noch einmal. Der Eisenkönig lag schon längst tot auf dem Pflaster, sein Kopf war grotesk zur Seite geneigt und der Hals nur noch ein blutiges, zerfetztes Stück Fleisch.
Vil sprang auf, die Leute starrten ihn entsetzt an. Er schrie seine Wut und seine Verzweiflung hinaus, und sie wichen vor ihm zurück.
Niemand fragte Vil, was geschehen war, als er das Versteck zwischen den Säulen der Arena erreichte, und Peker gab ihm stumm ein frisches Hemd und den Eimer mit Wasser, um sich das Blut abzuwaschen.
» Das macht es noch ein bisschen schwieriger « , meinte er, als Vil sich abtrocknete. » Hier können wir jedenfalls nicht bleiben. «
» Ich kenne einen Ort, an dem wir uns bis morgen Nacht verstecken können « , meinte Gibean. Sie brachen hastig auf, nahmen nur das Nötigste. » War ein gutes Versteck « , murmelte Peker, als sie aus dem Steinbogen hervortraten.
» Wir finden bessere « , meinte Vil, aber er bekam nur einen schiefen Blick zur Antwort.
Sie waren noch
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