Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
dazu brauche ich dich. «
    » Mich? «
    » Ich erkläre es dir später – wenn du mir schwörst, dass du mich mitnimmst! « Vil blickte unruhig die Gasse hinauf. Eigentlich sollte da ein wutschnaubender Biator auftauchen, aber der war noch nicht zu sehen. Er musste ihn gut erwischt haben.
    Gibean grinste breit. » Keine Angst, Biator wird nicht so schnell auftauchen. Ich habe ihm eins mit dem Stuhl übergebraten. Also, was ist jetzt? «
    » Also gut, versprochen « , sagte Vil mit einem unguten Gefühl. Er traute Gibean immer noch nicht, aber was hatte er schon für eine Wahl?
    » Dann komm mit! «
    » Warte, wir sollten Pek und Skari holen, wir werden jede Hilfe brauchen, die wir kriegen können. «
    » Meinetwegen, wenn du glaubst, dass deine Schwester so viel Zeit hat. Schau mich nicht so an. Soweit ich weiß, hat der Boss sie heute erst gekauft – und in die Grubengasse bringen lassen. Was glaubst du wohl, was sie da mit ihr machen? «
    Vil kannte die Gasse, dort gab es die vielleicht übelsten Tavernen und Bordelle im Katzenviertel, nur noch übertroffen von den finsteren Kaschemmen und Hurenhäusern, die in den untersten Katakomben der Arena auf sehr leichtsinnige oder sehr finstere Kundschaft warteten.
    » Also was ist jetzt? Zur Schmiede – oder zu deiner Schwester? «
    Vil fluchte, dann folgte er Gibean.
    Die Grubengasse war keine schlichte Gasse, sie war ein Gewirr von Nebenwegen, Höfen und Hinterhöfen, kurzen Stollen und verzweigten Höhlen, halb über und halb unter der Erde verlaufend, ein Viertel im Viertel. Vil wusste, dass es nicht leicht werden würde, seine Schwester in diesem Labyrinth zu finden.
    Aber Gibean kannte offensichtlich jeden in dieser Straße: die Huren, die sich aus den Fenstern lehnten, die Schreihälse vor den Schänken und die fliegenden Händler, die Wunderheilmittel und wertlosen Tand feilboten. Allerdings ließ sich Gibean unerklärlich viel Zeit, er blieb oft stehen, schüttelte Hände und bewunderte die Auslage – bei den Händlern und bei den Huren –, und erst dann stellte er Fragen nach einem Mädchen von zwölf Jahren, das heute in die Gasse gebracht worden war.
    » Muss das so lange dauern? « , drängte Vil, als Gibean ausführlich mit einem Händler geplaudert hatte, der falsche Goldringe verkaufte.
    » Die Leute reden nicht, wenn man mit der Tür ins Haus fällt. Macht sie misstrauisch. Und unser Freund eben hat deine Schwester wohl tatsächlich gesehen. «
    » Wann? Wo? «
    » Vor wenigen Stunden erst. Kratos hat sie mit einem Mann, der nach Unrat stank, dort vorn in die Gasse gebracht, was, unter uns, keine gute Nachricht ist. Halt, warte! «
    Aber Vil kannte kein Halten mehr. Er rannte an der Gasse vorüber, denn sie war so schmal, dass er sie erst übersah, aber Gibean rief ihn zurück.
    » Langsam, Vil, diese Gasse wird nicht umsonst die Dunkelgasse genannt. Wir müssen auf der Hut sein. «
    Vil nickte. Die Gasse ging in einen alten Stollen über, der in den Tempelberg hineinführte. Die Häuser machten einen abweisenden Eindruck. Kein Türsteher versuchte, Kunden anzulocken, und in den wenigen Fenstern waren auch keine Huren zu sehen.
    » Und wo genau ist sie jetzt? « , fragte Vil. Die Anspannung war fast unerträglich. Wenn Gibean ihn in eine Falle locken wollte, dann war das der perfekte Ort dafür.
    Der aber wirkte beklommen. Er kratzte sich am Kinn, musterte die Häuser und murmelte leise: » Nicht meine Gegend, ganz bestimmt nicht meine Gegend. «
    Dann ertönte ein schriller Schrei von weiter hinten aus dem Stollen, gefolgt von einem plötzlichen Aufflammen roten Lichts. Jemand brüllte, brüllte um sein Leben. Irgendetwas brannte da. Voller Grauen erkannte Vil, dass es ein Mensch war, der in Flammen stand. Er brüllte und brannte und taumelte genau auf sie zu.
    Entsetzt wichen sie zurück, aber die Gasse war zu schmal, um auszuweichen. Bevor der brennende Mann sie jedoch erreichte, brach er auf dem Pflaster zusammen. Ein furchtbarer Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft.
    » Feuer! Feuer! « , schrie jemand.
    Hatte Skari ihn nicht inmitten von Flammen gesehen?
    » Komm! « , schrie Vil, sprang über den verkohlten Leib und rannte die Gasse hinab. Erst, als er vor dem Haus stand, das in den Fels unter der Stadt hineingehauen worden war, bemerkte er, dass Gibean zurückgeblieben war.
    Menschen standen auf der Straße, darunter junge, spärlich bekleidete Mädchen, die nicht viel älter als Tiuri sein konnten. Aus der Nachbarschaft kamen

Weitere Kostenlose Bücher