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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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andere Menschen herangelaufen, brüllten und schrien wild durcheinander, aber niemand machte Anstalten, Wasser zu holen, um die Flammen, die aus zwei schmalen Fenstern im Felsen schlugen, zu löschen.
    » Diese Hexe « , schrie eine dürre, rothaarige Alte, » diese kleine Hexe hat Feuer gelegt! «
    Vil packte die Frau: » Wo ist sie? «
    » Ich hoffe, sie verbrennt! « , zischte die Alte.
    Das Haus war nicht höher als der alte Stollen, aber es war langgezogen, und der Eingang lag jenseits der Flammen, die durch die vergitterten Fenster weit in die unterirdische Gasse hinausschlugen. Andauernd schrie jemand nach Wasser, ein anderer griff den Ruf auf, aber Vil sah immer noch niemanden, der wirklich Wasser holte.
    Und dann sah Vil den Eisenkönig. Er stand vor dem Haus, ohne Hemd, der fleischige Bauch lappte über den Hosenbund, den er mit den Händen festhielt. Ein Mädchen, zierlich, jung, nicht einmal halb so groß wie Semer Geffai, stand mit großen Augen neben ihm, hielt sich an seinem behaarten Arm fest. Vil zog sein Messer. Der Mann hatte ihn noch nicht gesehen. Die Gelegenheit war günstig – aber dann ertönte ein schriller Schrei aus dem Inneren des Hurenhauses.
    Er duckte sich, sprintete durch die Flammen, die ihm die Haare versengten, und rannte in diese merkwürdige Behausung hinein. » Tiuri! « , schrie er. Ein Empfangsraum, ein Tresen mit ein paar Stühlen und Hockern, im dichten Qualm kaum zu erkennen. Wo war sie? » Tiuri! «
    Er bekam keine Antwort.
    Noch einmal: » Tiuri! «
    Wieder nichts. Er zog sich das Wams über den Kopf, um sich vor Rauch und Hitze zu schützen, und rannte in einen schmalen Flur. Eine lange Reihe von schlichten Bänken, die Feuer gefangen hatten, dann eine Kammer. Im dichten Qualm sah er verkohlte Bettpfosten und schwarz versengte Felle, unter denen noch die Glut des verbrannten Strohs schwelte. Und da, in der Ecke, saß eine kleine, zusammengekauerte Gestalt.
    » Tiuri! «
    Er sprang über eines der Betten, das funkenstiebend zusammenbrach. » Tiuri. « Er beugte sich zu ihr hinab. Sie war es, unter all dem Ruß auf ihrem Gesicht war es unverkennbar seine kleine Schwester. Er wollte sie umarmen, beschützen, aus den Flammen tragen, aber sie wich vor ihm zurück.
    » Tiuri, ich bin es! «
    Sie drückte sich tiefer in die Ecke.
    » Komm, ich bring dich hier raus. «
    Sie blickte ihn verstört an, schüttelte den Kopf.
    Er fluchte, packte sie, hob sie hoch und schleppte das schreiende und zappelnde Mädchen aus den Flammen. Er rannte hustend durch den Flur in die Empfangskammer. Die Pforte war ins Schloss gefallen. Er wollte sie öffnen, aber irgendetwas blockierte sie. Er rüttelte und zog, aber sie rührte sich nicht.
    Dann geschah etwas Seltsames: Die kleine Empfangshalle brannte plötzlich. Von einer Sekunde auf die nächste sprang das Feuer aus dem Gang in die Stühle und Hocker, entzündete die Tische und den Tresen, und plötzlich schien die Pforte regelrecht in Flammen zu explodieren.
    Entsetzt prallte Vil zurück. Aber der Weg war frei. Die Tür hatte sich in Asche verwandelt.
    Er rannte hinaus, und die Leute wichen schreiend vor ihm und den Flammen, die ihn verfolgten, zurück.
    Geffai – da stand er, hielt sich die verbrannte Schulter und glotzte ihn ungläubig an. Ein plötzliches Erkennen flackerte über sein Gesicht. Er drehte sich um und rannte.
    » Da ist die kleine Hexe! « , keifte die Alte und stellte sich ihm in den Weg. » Werft sie zurück ins Feuer! «
    » Jeder, der sie anrührt, kriegt es mit mir zu tun! « , krächzte Vil.
    » Und mit mir! « , rief eine zweite Stimme.
    Peker! Er stand in der Mitte der Gasse, einen langen Dolch in der Hand. Hinter ihm sah Vil den Eisenkönig davonrennen.
    Die Menge schien noch unschlüssig, aber dann trat Skari aus Pekers Schatten.
    » Noch eine Hexe! « , keifte die Rothaarige.
    Skari lächelte und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die Alte. Diese kreischte ängstlich auf, machte das Zeichen gegen den bösen Blick und verschwand in der Menge.
    » Macht euch lieber endlich ans Löschen, Leute! « , rief Peker, den Dolch immer noch drohend erhoben.
    Vil drängte sich an den Leuten vorbei, seine Schwester in den Armen. » Verdammt, Geffai – warum habt ihr ihn nicht aufgehalten? «
    » Wie gut, dass du hier bist und mir den Arsch rettest, Pek « , gab Peker gallig zurück.
    Vil spuckte Ruß aus. » Verdammt, ja, das ist es. Wie habt ihr mich gefunden? « , rief er hustend.
    » Ich habe dich doch gesehen. Es hat nur

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