Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
fühlte Wasser in seinen Kragen laufen, weil sich die Krempe seines Hutes völlig verformt hatte. Seufzend versuchte er, sie zu richten.
Als sie endlich weitergingen, waren sie ein Stück hinter die anderen zurückgefallen.
» Wunderbar « , sagte Merson. » So können wir uns ungestört unterhalten. «
Gremm nickte unglücklich. Er hatte nicht vergessen, dass man ihm aufgetragen hatte, Merson auszuhorchen.
» Weiß man hier eigentlich schon Bescheid? « , fragte der jetzt.
» Worüber? «
» Über mich. «
Gremm seufzte. » Natürlich geht man davon aus, dass Ihr auch die Aufgabe habt, ein wenig zu spionieren, Schwager. Aber niemand ahnt, dass Ihr ein Bruder Aretors seid. « Gremm fragte sich, ob er Merson erzählen sollte, dass sein Neffe und seine Nichte noch lebten. Er fragte sich das schon, seit er gehört hatte, dass der Mann zurückkehren werde – aber er hatte noch immer keine Antwort.
» Ich werde vielleicht gelegentlich Eure Hilfe brauchen, Esrahil. «
» Und wobei? «
» Das wird sich dann schon zeigen. Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, Eure kostbare Zeit mehr als unbedingt nötig in Anspruch zu nehmen. Ich habe andere Kontakte in dieser Stadt, die mir, wie soll ich sagen, weit bereitwilliger helfen, als Ihr es tut, werter Schwager. «
» Soll mir recht sein « , murmelte Gremm.
Der Schildplatz war noch nicht einmal in Sicht, was hieß, dass sie noch zwei Drittel des Weges vor sich hatten. Seine Schuhe waren schon jetzt vollkommen durchweicht. Ich werde sie wegwerfen müssen, dachte er.
» Ich nehme an, Ihr kennt Telius Nestur? « , fragte Merson unvermittelt.
» Nestur? Natürlich. Was ist mit … Augenblick, ist er etwa Euer anderer Verbindungsmann? «
» Wir helfen uns gegenseitig, würde ich sagen. Er scheint mir wirklich jeden Mann in dieser Stadt gut zu kennen, jedenfalls jeden wichtigen Mann. «
» Seid vorsichtig, Menher, Nestur ist eine falsche Schlange. Und er macht sich gerade viele Feinde, weil er die Bergarbeiter und Schmiede gegen die Obrigkeit aufwiegelt. «
» Oh, das ist mir bekannt. «
» Wartet – war das etwa Eure Idee? «
» Wie? Nein, gewiss nicht! Was hätte ich davon? «
Gremm dachte, dass der Seebund eine ganze Menge davon hätte, wenn Xelidor durch Unruhen geschwächt wäre, behielt das aber für sich. Vielleicht wollte der Seebund hier einen richtigen Aufstand anzetteln, um dann, wenn die Stadt gegen sich selbst kämpfte, mit einer Flotte aufzukreuzen und die Unabhängigkeit seiner Heimatstadt mit einem Streich zu beenden.
Sollte er Kämmerer Ajeler vielleicht erzählen, dass der Abgesandte des Seebundes mit Nestur paktierte? Da man von einem Agenten des Seebundes kaum etwas anderes erwartete, würde es Merson nicht groß schaden, seinem alten Konkurrenten aber schon.
» Was habt Ihr, Rat Gremm, Ihr seht so nachdenklich aus? « , sagte Merson etwas förmlich.
Gremm bemerkte erst jetzt, dass sie die anderen eingeholt hatten. » Es ist nur der Regen, Gesandter Reser. Es ist dieser Regen, der nicht aufhören will. Der schlägt mir aufs Gemüt. «
Vil wartete. Er wartete auf Nachricht von seinem Onkel, aber noch mehr auf Nachricht von Sester Elgos und Orn Wraas. Einstweilen bezahlte er Kratos zähneknirschend die fünfhundert Kronen die Woche und ging gerade oft genug in die Katakomben, um sich den größten Teil des Geldes bei den Kämpfen zurückzuholen. Er schlief auch regelmäßig mit Tilama, meistens vor, manchmal auch noch einmal nach den Kämpfen.
Als sie wieder einmal nebeneinander lagen, schlug er die Decke zurück, betrachtete ihren nackten Körper und fragte sie: » Ich weiß, dass du ins Bamaal willst, aber ich wünsche mir, dass du hierbleibst. «
Sie lachte leise, sah ihn mit ihren dunklen Augen an und erwiderte spöttisch: » Es kommt hin und wieder vor, dass ein Freier mich hier herausholen will, damit ich es bei ihm zu Hause besser habe, aber noch nie hat sich einer gewünscht, dass ich es nicht besser habe, nur damit er mich weiter besuchen kann. «
» So habe ich das nicht gemeint « , erwiderte Vil verärgert.
» Du musst keine Sorge haben, Vil. Um ins Bamaal zu kommen, muss ein Mädchen entweder sehr jung oder sehr schön und gebildet sein. Offensichtlich bin ich inzwischen weder jung noch schön noch klug genug. «
» Ich habe nie eine schönere Frau als dich getroffen « , erwiderte Vil.
Sie lachte noch einmal. » Danke, das macht es wieder gut. Also mach dir keine Sorgen, Vil, ich bleibe hier noch eine Weile. Aber irgendwann
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