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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sagen, wie sehr ich mich freue, Euch ebenfalls hier anzutreffen. «
    » Unsere Gäste verspäten sich, wie? «
    » Es ist ein ziemlicher Auflauf in den Straßen. Hört Ihr nicht die Menge, Melid, ihren Jubel? «
    Tatsächlich wehte aus der Stadt der Lärm vieler Menschen heran.
    » Man bekommt eben nicht jeden Tag einen echten Prinzen zu sehen « , meinte der Scholar.
    Lizet schüttelte den Kopf. » Es ist Jahrhunderte her, dass wir das Joch der melorischen Kaiser abgeschüttelt haben, und doch scheint es mir, dass die Leute eine Schwäche für diese Art Herrscher haben. «
    » Nun, wenn es ein melorischer Prinz wäre, wäre der Empfang sicher bedeutend frostiger. Aber dieser junge Mann kommt aus Oramar. Gebt zu, dass Ihr auch ein wenig aufgeregt seid, Lizet. «
    Der Hauptmann schnaubte verächtlich. » Soweit ich weiß, haben die da Prinzen wie Sand am Meer. Das ist doch wohl auch ihr Problem, oder nicht? «
    » Ihr meint den Bruderkrieg? Ja, es ist seltsam, nicht wahr? Sie haben im Seebund einen gemeinsamen Feind, und doch finden sie immer wieder Gelegenheit, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. «
    » Wisst Ihr, wie viele Söhne der Padischah hatte? « , fragte Lizet. » Man sagte mir, es seien über fünfzig. «
    » Ich hörte, es seien etwa dreißig, von denen einige schon tot sind oder Gefangene des Seebundes. «
    » Ihr seid doch in politischen Dingen erfahrener als ich, Melid, sagt, wird es uns der Seebund nicht übel nehmen, dass wir hier einen dieser Prinzen mit allen Ehren empfangen? «
    » Gewiss, aber Prinz Haisal ist im Moment der Herrscher über die Stadt Aramas und einen Großteil des Nordens, und damit auch über eine Erzmine, deren Eisen wir dringend brauchen. Der Seebund hat seine Verärgerung allerdings zum Ausdruck gebracht. Sein Gesandter, dieser Reser, wird nicht an dem Empfang teilnehmen. «
    » Ihr meint Merson. «
    » Wie? «
    Lizet lächelte. » Hat es Euch die Ghula, ich meine, Schwester Mischitu, noch nicht erzählt? Ich habe ein paar Erkundigungen über den Mann eingezogen. Er ist ein Bruder von Aretor Merson. «
    » Seid Ihr sicher? «
    » Meine Quellen in Frialis sind es. «
    » Und die Ghula weiß es? «
    » Sie hat Euch nichts gesagt? «
    Melid seufzte. » Offenbar liebt sie es, ihre Getreuen im Unklaren zu lassen. Aber was bedeutet das? «
    » Zunächst einmal gar nichts. Wir werden Merson nicht verraten, dass wir ihn durchschaut haben. Es mag aber zur rechten Zeit ein Druckmittel sein. «
    » Und ist er … « , Melid senkte die Stimme, » … ist er der Schatten, der vor einem Jahr in Xelidor umging? «
    » Unwahrscheinlich. Die Ghula ist mit mir einer Meinung, dass es vielleicht einer seiner Diener ist. Allerdings sagte sie auch, dass sie es bald wissen würde. Ich weiß aber nicht, wie sie es herausfinden will. «
    » Politik « , seufzte Melid. » Aber seht, da kommen sie! «
    Tatsächlich hatte Lizet die Fahnen, die dem Prinzen vorausgetragen wurden, schon lange näher kommen sehen. Jetzt waren sie am Rand des Tempelplatzes angelangt. Die Silbergarde ließ Prinz Haisal und seine Begleiter hindurch, drängte die Menge aber zurück.
    » Jetzt werden wir es sehen « , murmelte Melid und nestelte an seiner Tasche herum.
    » Was sehen? « , fragte Lizet nur halb interessiert, denn seine Aufmerksamkeit galt dem näher rückenden Zug der Oramarer. Der Prinz ging hinter den Fahnenträgern, ein junger Mann in prachtvollen blaugrünen und edelsteinbesetzten Gewändern, umringt von einer Schar würdevoll einherschreitender Männer. Nicht alle waren Oramarer, es waren auch einige Räte und zwei Kammerherren aus Xelidor unter ihnen.
    » Ah, jetzt « , sagte Melid.
    Er hielt etwas in der Hand, einen der geschliffenen grauen Steine, die den Scholaren so wichtig gewesen waren. Melid starrte hindurch und flüsterte dann voller Ehrfurcht: » Unglaublich, es ist wirklich wahr. «
    » Wollt Ihr mir verraten, was Ihr da tut, Bruder Melid? «
    » Verraten? Nein, das darf ich nicht, wenn Euch die Ghula nichts gesagt hat. Aber seht selbst. «
    Er reichte dem verblüfften Lizet den Stein. » Seht Euch den Prinzen an, vor allem aber sein Gefolge. «
    Lizet hob den Stein vor das Auge. Er war feiner geschliffen als jener, den er aus der Schatulle genommen hatte, dennoch zog er zunächst nur einen grauen, doppelten Schleier vor alles, was der Hauptmann betrachtete. Er neigte ihn instinktiv ein wenig, um die Dopplung zu minimieren, und richtete den Blick endlich auf die Oramarer.
    » Bei allen Himmeln!

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